Wefox zählt zu den größten deutschen Versicherungs-Startups (Bild: imago/Cord).

Machtkampf bei Wefox eskaliert

Exklusiv: Der neue Wefox-CEO Mark Hartigan versucht, das kriselnde Versicherungs-Startup zu verkaufen. Währenddessen wehren sich die Gründer gegen die Pläne – und wollen ihn aus dem Aufsichtsgremium der Firma entfernen. Kurz vor einer Aufsichtsratssitzung eskaliert der Konflikt.

Unter dem Text findet sich ein Update zur Situation, das am Vormittag des 14. Juni hinzugefügt wurde.

Der Showdown hat begonnen: Knapp zwei Wochen sind es noch bis zur Sitzung des Aufsichtsgremiums von Wefox. Doch der Streit um die Macht im Unternehmen tobt bereits, das zeigen Recherchen von Finance Forward. Entzündet hat sich der aktuelle Konflikt an der Frage, wer künftig in dem sogenannten „Board of Directors“ sitzen wird.

Dessen Mitglieder treffen die wichtigsten Richtungsentscheidungen für das Versicherungs-Startup. Neun Personen, darunter Gründer, Geldgeber und unabhängige Vertreter, umfasst das Aufsichtsgremium. Die Gründer wollen dabei die Wiederwahl des aktuellen CEOs Mark Hartigan und des Boardmitglieds Helen Heslop verhindern, wie es aus dem Umfeld der Firma heißt.

Hartigan war erst vor einigen Monaten in das Board eingezogen und übernahm im Frühjahr auch den CEO-Posten von Gründer Julian Teicke. Nun ist er dabei, die Firma zu zerschlagen und Teile zu veräußern. Offenbar wird derzeit über einen Verkauf eines Großteils des Startups an den britischen Makler Ardonagh verhandelt, wie die Tageszeitung Daily Mail berichtet. Die deutschen Firmen stehen ebenfalls zum Verkauf. Doch die Gründer und mehrere frühe Geldgeber sollen sich gegen die Verkaufspläne an Ardonagh wehren, berichtete Finance Forward kürzlich.

CEO zu nah an den Investoren?

Vor dem wichtigen Meeting am 28. Juni drängen die Gründer – Dario Fazlic, Julian Teicke und Fabian Wesemann – darauf, zwei wichtige Personen im Board of Directors nicht wieder zur Wahl aufzustellen. Die unabhängigen Vertreter müssten laut Shareholder Agreement einstimmig nominiert werden, so soll die Auslegung der Gründer sein.

Fazlic soll sich gegen Mark Hartigan und Helen Heslop ausgesprochen haben, heißt es aus dem Firmenumfeld. Hartigan sei zu nah an den Investoren, soll die Argumentation lauten. Die Daily Mail hatte berichtet, dass der Wefox-CEO einen Bonus von 20 Millionen Pfund erhalten soll, wenn der Verkauf an Ardonagh gelingen würde.

An dem Broker ist die Abu Dhabi Investment Authority beteiligt, ein Schwesterfirma von Mubadala – wiederum ein wichtiger Geldgeber von Wefox. „Einige der Investoren diskutieren darüber, wie man dagegen ankämpfen, ihn absetzen und einen Alternativplan entwickeln kann“, hieß es in dem Bericht.

Arbeit an Alternativplan

Einen weiteren Interessenkonflikt soll es bei Helen Heslop geben. Die Managerin sitzt auch im Beirat der LGT-Stiftung, die Liechtensteiner Privatbank gehört ebenfalls zu den Investoren von Wefox. Aus diesem Grund sei auch sie nicht unabhängig, soll der Standpunkt von Fazlic sein. Das Unternehmen wollte den Konflikt nicht kommentieren. Nach Informationen von Finance Forward soll Wefox aber weiterhin planen, die beiden aufzustellen und die rechtliche Einschätzung der Gründer nicht teilen. Um diese Frage dreht sich der Streit zwischen den Parteien.

Unterdessen soll das Gründerteam um Teicke weiter an einem Alternativplan arbeiten: ein Neuanfang mit einem neuen Management. Teickes eigene Rolle ist dabei ungewiss. Der Gründer antwortete auf Nachfrage nicht.

Laut einem Bericht der Financial Times hat Mubadala den Verkauf an Ardonagh angekündigt. Der Preis: 350 Millionen Euro und 200 Millionen Euro als erfolgsabhängige Zahlung, die an bestimmte Ziele geknüpft ist. Die Wefox-Investoren würden dabei nur in Ardonagh-Anteilen bezahlt. Insgesamt sind mehr als eine Milliarde Euro in die Firma geflossen.

Die Investoren Chrysalis und Target Global sollen laut eines Bloomberg-Berichts den alternativen Plan der Gründer unterstützen. Chrysalis soll an einer 50-Millionen-Finanzierungsrunde arbeiten, 15 Millionen will der Fonds selbst beisteuern.