Ein erster Test von Cookies vor sieben Jahren (Bild: Georg Räth/Gründerszene).

Sie scheiterten im Kampf gegen Paypal – was machen die Payment-Gründer heute?

Vor zehn Jahren traten unzählige Fintechs gegen Paypal an, ihre Apps sollten kleine Zahlungen zwischen Freunden ermöglichen. Sie konnten sich gegen den US-Konzern nicht durchsetzen. Nicht alle Gründer sind der Fintech-Szene treu geblieben.

Als die erste große Fintech-Welle durch Deutschland schwappte, hatten es Gründer PR-technisch noch leicht. Besonders jene, die an einer Bezahl-App arbeiteten. Sie konnten Journalisten mit dem Vorhaben, eine Alternative zum US-Konzern Paypal aufzubauen, die perfekte David gegen Goliath-Geschichte liefern.

In Erinnerung an diese Zeit dürfte den meisten vor allem die dramatische Geschichte von Cookies sein: Das Berliner Fintech um die Gründer Lamine Cheloufi und Garry Krugljakow wollte Ende 2015 mit einer App kleine Zahlungen zwischen Freunden ermöglichen, das sogenannte Peer-to-Peer-Payment. Bekannte Geldgeber wie Holtzbrinck Ventures und der Studivz-Gründer Ehssan Dariani investierten gleich mehr als eine Million in das Startup der ehemaligen N26-Mitarbeiter. Doch zwischen dem euphorischen Start und der großen Krise lagen nicht einmal zwölf Monate.

Denn schon im Herbst des Folgejahres war Schluss. Die beiden Gründer zerstritten sich, eine Finanzierung platzte und das Unternehmen meldete Insolvenz an. Klarna kaufte die Reste des Unternehmens einige Zeit später – machte es aber nicht erfolgreich. Gleich sechs weitere Startups gaben in den vergangenen Jahren ebenfalls im Kampf gegen den US-Konzern Paypal auf, der sich auf dem deutschen Markt mit seiner Bezahl-App durchgesetzt hat.

Was ist aus den Machern der damaligen Hype-Apps geworden? Eine Übersicht.

Cookies

Nach einer kurzen Zwischenstation beim Bezahlanbieter Klarna startete Cheloufi die Influencer-App Flooz, die inzwischen zu einem Krypto-Produkt umfunktioniert wurde. Krugljakow baute später das Finanzierungs-Fintech Vai auf und arbeitet heute laut seinem Linked-Profil beim DeFi-Lending-Projekt 0VIX Protocol mit.

Lendstar

Das Fintech bekam ähnlich viel Aufmerksamkeit wie Cookies. Christopher Kampshoff und Jennifer Fizia traten in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ mit ihrer App auf und erhielten eine Finanzierung vom Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer. Das Payment-Fintech, aus dem einmal ein „soziales Finanznetzwerk“ entstehen sollte, kam auf 150.000 Downloads, große Kooperationspartner wie Amazon und Zalando und insgesamt drei Millionen Euro Funding von Geldgebern. Doch auch sie mussten aufgeben und der US-Zahlungsanbieter Epay übernahm Teile des Unternehmens. Der Service ist mittlerweile eingestellt.

Kampshoff fing 2019 beim großen Insurtech Wefox an, ist dort bis heute im Corporate Development tätig. Seine Mitgründerin Jennifer Fizia heuerte nach dem Lendstar-Aus beim früheren Dax-Konzern Wirecard an, der nach Betrugsvorfällen Insolvenz anmelden musste. Heute arbeitet Fizia als freie Journalistin.

Cringle

Das Team des Berliner Payment-Startups Cringle kam nach dem Aus bei der Direktbank DKB unter. Auch Cringle gehörte zu den vielversprechenden P2P-Startups, es sammelte mehrere Millionen an und hatte den Verlag Axel Springer an Bord. Aus dem Gründungsteam ist Joschka Friedag immer noch bei der Bank, Malte Klussmann ist heute Vorstand bei der ML Real AG, einem Immobilienunternehmen. Der frühere Technikchef Frane Bandov baute zueltzt die Finanzierungsplattform Myos mit auf (inzwischen pausiert).

Avuba

Jonas Piela versuchte es erst mit einem Pivot von Avuba, nachdem er die Zahlungs-App eingestellt hatte, startete er noch einmal und wollte damit N26 Konkurrenz machen. Das gelang dem Gründerteam nicht, mittlerweile arbeitet Piela als Digitalberater.

Cashlink

Mit einer Finanzierung vom Milliardär Carsten Maschmeyer wollte Cashlink gegen Paypal antreten. Doch das Team um Michael Duttlinger gab nach einiger Zeit auf – und schwenkte um zu einem vollkommen neuen Geschäftsmodell. Mittlerweile bietet das Unternehmen Security Token Offerings (STO), auf diesem Weg sollen mithilfe der Blockchain Unternehmensfinanzierungen erleichtert werden.

Cashcloud

Noch ein Payment-Fintech der ersten Stunde war Cashcloud. Das Unternehmen startete 2012 mit der Idee, mittels eines NFC-Stickers auf Mobiltelefonen den Transfer bargeldloser Kleinstbeträge zu ermöglichen. Trotz für damalige Verhältnisse hoher Millioneninvestionen setzte sich das Modell nicht durch, 2016 erfolgte der Notverkauf an eine Investorengruppe. Cashcloud-Gründer Olaf Taupitz ist heute wieder in der Szene aktiv. Nach Stationen unter anderem beim Fintech Raisin arbeitet er heute als Sales-Manager bei Nect, einem Online-Ident-Anbieter.

Payfriendz

Christian Ritosek startete mit Payfriendz bereits 2014, auch dieser Versuch eines Paypal-Konkurrenten scheiterte in Deutschland. Doch Ritosek steckt mittlerweile hinter einem anderen erfolgreichen Berliner Fintech. Candis hilft Unternehmen bei der Buchhaltung, in dem es manuelle Schritte automatisiert.