In einer Facebookgruppe diskutieren Vivid-Fans immer die Neuheiten der Neobank (Bild: FFWD)

100 Euro im Monat – Vivid Money startet aggressives Cashback-Marketing

Die Neobank Vivid Money hat ihre Cashback-Angebote stark ausgebaut, sie wirbt mit hohen Rabatten bei Händlern wie Amazon oder Lidl. Es ist der Versuch, sich deutlicher von der Konkurrenz abzugrenzen. 

In dem halben Jahr, seit Vivid Money in Deutschland gestartet ist, konnte das Startup bereits eine Reihe größerer Fintech-News produzieren: Es expandierte gleich in mehrere neue Länder, übernahm in einem Deal mit Wirecard Kunden von Boon Planet, konnte als erstes Solarisbank-Projekt den Start von Apple Pay verkünden und sammelte 15 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde ein. Über zu wenig Aufmerksamkeit kann sich der Ableger der russischen Digitalbank Tinkoff nicht beschweren.

Das Kundenwachstum entwickelt sich im Vergleich zum deutschen Marktführer N26 und Tomorrow recht ordentlich. Im Monat kommen seit Launch durchgehend mehr als 10.000 App-Downloads hinzu (der Januar hat noch eine Woche), wie Download-Schätzungen von Airnow zeigen. Doch für die ambitionierten Wachstumspläne von Vivid reicht es offenbar nicht.

Die Rabatte liegen weit über den marktüblichen Cashbacks

Denn kurz vor dem Wochenende kündigte Vivid einen kostspieligen Ausbau seines Cashback-Angebots an. Bei 35 Händlern bekommen die Kunden zwischen zehn und 25 Prozent Cashback. Wer bei Amazon (12 Prozent), DM (21 Prozent), Lieferando (19 Prozent) oder Aldi (10 Prozent) einkauft, erhält die Geldbeträge auf sein Konto zurück. Die Rabatte liegen weit über marktüblichen Werten von Bonusprogrammen, wie ein Branchenkenner bestätigt. Vivid zahlt dabei drauf, um Kunden zu gewinnen. In der Regel gehen derartige Rabatte auf Kosten der Partner des jeweiligen Cashback-Programms.

Mitgründer Alexander Emeshev bestätigt auf Anfrage: „Wir haben unser Cashback-System so aufgebaut, dass wir aktuell an manchen Stellen drauf zahlen“, sagt er. Bei anderen Deals verdiene das Unternehmen aber auch. Wie das konkret aussieht, will er jedoch nicht verraten. Langfristig sei das Ziel, dass Cashback-Programm komplett durch die Händler finanzieren zu lassen. „Umso mehr Kunden wir haben, desto besser werden auch die Angebote, die wir von Händlern für das Cashbackprogramm bekommen“, sagt er.

Für Vivid ist Cashback ein elementarer Teil seines Produktes, nicht nur für die Neukundengewinnung. Vielmehr dient es dem Ziel, inaktive Kunden zur tatsächlichen Nutzung des Kontos zu bewegen, wie auch die wiederholte Verlängerung der kostenlosen Testphase der Premiumkonten (Auch die Cashback-Deals gehören zum bezahlten Konto). Das wichtigste Ziel des Banking-Startups. Bestenfalls wird Vivid dadurch sogar zum Hauptkonto.

Die Vorbereitung auf den Vivid-Broker

Bereits zum Start im Juni 2020 wollte sich Vivid mit dem Prinzip von anderen Neobanken abgrenzen: Auf Abos bei bekannten Streamingdiensten, aber auch bei Online-Einkäufen bei bekannten Marken wie Rewe, Lieferando oder auch Thalia gab es zum Launch bis zu zehn Prozent des Geldes als Cashback. Die Prämien waren auf insgesamt 20 Euro im Monat gedeckelt, inzwischen ist der Betrag auf bis zu 100 Euro pro Monat gestiegen.

So soll das starke Wachstum gelingen. Denn gleich im ersten Jahr wolle Vivid 100.000 Kunden gewinnen, sagte Emeshev zum Launch. Eine Zahl, die auch Konkurrent N26 zwölf Monate nach Launch verkünden konnte. Der Unterschied: Inzwischen ist der Fintech-Markt weitaus bekannter als noch vor fünf Jahren, gleichzeitig ist es schwieriger, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Und die Marketingkosten steigen mit dem größeren Andrang. „Wir sind auf einem guten Weg dahin“, sagt Emeshev jetzt.

Das Cashbacksystem dient derweil einem weiteren Zweck, es bereitet die bestehenden Kunden auf ein angekündigtes Feature vor: Sie bekommen das Geld nicht direkt auf ihr Konto eingezahlt, der Betrag wird mit einem Aktienkurs gekoppelt. Dafür kann eins von 40 beliebten Unternehmen als Referenzaktie genutzt werden, beispielsweise Tesla, Apple, Zoom oder Mastercard. Die Cashback-Summe steigt und sinkt also mit dem Aktienkurs. Demnächst sollen Vivid-Kunden auch direkt über die eigene App mit Aktien handeln können. Durch das Feature mit einer Referenzaktie bereitet Vivid seine Kunden auf den Aktienhandel vor. Eine Funktion, an der auch N26 arbeitet.