Startup-Investments ab 1.000 Euro: Venture-Capital-Plattform Aquaty geht an den Start
Exklusiv: Aquaty startet eine Plattform für Venture-Capital-Investments, das Gründungsteam wächst um den ehemaligen Getsafe-Manager Alexander Grimm. Kann Aquaty etwas anbieten, das Startups wie Econos von der Bafin untersagt wurde?
Schon einige Startups haben sich an der Idee versucht, doch bislang grätschte immer die Finanzaufsicht dazwischen. Das Ziel: Riskante Wetten auf junge Startups einer breiteren Masse zugänglich zu machen, indem die Eintrittsbarrieren gesenkt werden. Tokenstreet, Econos oder Inventure heißen die Anbieter, inzwischen bieten sie etwas anderes oder haben dicht gemacht.
Mit Aquaty aus Münster wagt sich nun trotzdem ein weiterer Anbieter in den Bereich – mit einem entscheidenen Unterschied zum Rest der Branche. Die Plattform wickelt Finanzierungsrunden für Gründer und Investoren digital ab, auch virtuelle Aktienprogramme für Mitarbeitende (sogenannte ESOP) bildet sie ab. „Invest in the next Celonis“, heißt es auf der Webseite.
„So einfach wie der Aktienkauf bei Trade Republic“
„Schlussendlich sollte ein Startup-Investment so einfach sein wie der Aktienkauf über Trade Republic“, sagt Otutuama. Der Anbieter nutze Künstliche Intelligenz, um Unternehmensdaten der Startups zu strukturieren, um eine bessere Übersicht zu bieten. Damit wickelt es Finanzierungsrunden als digitale Wertpapiere ab, aber auch Sekundärverkäufe und Mitarbeiterbeteiligungsprogramme können über Aquaty laufen. „Diese Wertpapiere werden von einer Verbriefungsgesellschaft ausgegeben, die dann einmalig den Gang zum Notar für alle Investoren übernimmt“, sagt Grimm.
Im Gegensatz zu Tokenstreet, Econos oder Inventure können Kundinnen und Kunden hier nicht in VC-Fonds investieren, es sind lediglich Einzelinvestments in Startups möglich. Das war ein Punkt, der die Finanzaufsicht Bafin an den früheren Anbietern gestört hatte: Wagniskapitalfonds sind als sogenannte Spezial-AIF nach der deutschen Regulatorik professionellen und semi-professionellen Anlegerinnen und Anlegern vorbehalten. Die Bafin traut Privatpersonen nicht zu, komplexere Investmentprodukte zu verstehen – und will potentielle Anlegerinnen und Anleger davor schützen, in dem sie hohe Einstiegshürden wie 200.000 Euro vorschreibt.
Klar sei aber auch: „Jede Privatperson darf hierzulande zum Notar gehen und in ein Startup investieren“, sagt Mitgründer Otutuama. Sein Startup bilde diesen Prozess lediglich digital ab. Damit will es sowohl den juristischen Aufwand sowie die Transaktionskosten für Startups erheblich senken. Mit Beträgen ab 1.000 Euro könne man starten.
Aquaty sieht sich als Vermittler
Investoren bietet die Plattform sogenannte „Angel Clubs“, also eigene Netzwerke. Aquaty kuratiert keine eigenen Deals, das Startup tritt lediglich als Plattform auf. „Wir verbinden Leute, die Deals haben, mit Leuten, die Deals suchen“, sagt Alexander Grimm. Gleichzeitig arbeite das Unternehmen an einer Möglichkeit für Gründerinnen und Gründer, ihre Gesellschafterlisten digital verwalten können.
Mit seinem Geschäftsmodell bewegt sich Aquaty näher an Crowdinvesting-Plattformen als an den bisherigen Versuchen, Startup-Deals für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger greifbar zu machen. Es ist eine Art Bunch oder Carta, das allerdings gleichzeitig versucht, Kleinanlegerinnen und Kleinanleger für die Anlageklasse zu begeistern. Die Kunst wird sein, die guten VC-Firmen für kollaborative Deals auf die Plattform zu bekommen. In erster Linie wird Aquaty aber davon abhängig sein, ob es die wenigen gehypten Startups – das nächste Celonis – für ihre Finanzierungsrunden gewinnen kann.