Sie waren bei Trade Republic und Liqid – und gründen nun ein geheimnisvolles Fintech
Exklusiv: Mit ihrem neuen Startup Unleashed Capital wollen zwei ehemalige Fintech-Manager das „Privatbanking neu erfinden“. Einige Talente aus der deutschen Gründerszene sind dorthin gewechselt. Finanziert wird das Projekt von einem großen Partner. Was ist bekannt?
Es ist ein Büro mit Geschichte. Die Solarisbank, damals mit dem Plan gestartet, das erste Fintech mit Banklizenz zu gründen, legte in der Anna-Louisa-Karsch-Straße 2 los – mit Blick auf die Berliner Museumsinsel. Während vor der Tür die Touristengruppen vorbeizogen, werkelte das erfahrene Team die ersten Monate im Verborgenen an dem Projekt.
Seit mehr als einem Jahr online
Vor 16 Monaten erschien bei Finance Forward eine Karriere-Watchlist, auf der verschiedene Gründer im sogenannten Stealth-Mode genannt wurden. Jetzt ist klar: Drei der Szene-Köpfe machen gemeinsame Sache: Ivan Vasylchenko war Chief Operating Officer bei dem gehypten Anlage-Startup Trade Republic und Karl Hunger baute vier Jahre lang im Führungsteam den Robo-Advisor Liqid mit auf. Konstantin Oelfke kam vom Berliner Startup Charly, einer Plattform für Studienmaterialien, die mittlerweile Insolvenz anmelden musste. Als Führungsteam wirken sie hinter dem Projekt mit dem Namen „Unleashed Capital“.
Viel ist nicht bekannt, die Macher äußern sich bislang nicht, doch in verschiedenen öffentlichen Registern lassen sich erste Hinweise finden. Ein weiteres Fintech für Endkunden soll entstehen, das geht bereits aus den einzigen drei Worten hervor, die auf der Webseite von Unleashed Capital stehen: „Private Banking reinvented“. Die Seite ist mindestens seit einem Jahr online, trotzdem lassen sich die Gründer Zeit.
„Starker Konzern“ im Hintergrund
Die Stellenanzeigen verraten etwas mehr. Sie sind ebenfalls seit einem Jahr auf Linkedin zu finden, gepostet von einer Reihe an Nutzern, die ebenfalls angeben, ein Fintech im Stealth-Mode zu entwickeln. Mit dabei ist auch ein ehemaliger N26-Mitarbeiter. „Wir sind ein schnell wachsendes Team von Fachleuten, die sich für Finanztechnologie begeistern und einen wirklich kundenzentrierten Ansatz verfolgen“, heißt es in einem der aktuell ausgeschriebenen Jobangebote. „Unterstützt von strategischen Investoren konzentrieren wir uns auf die Entwicklung eines innovativen Fintech-Angebots für Privatkunden.“
Gesucht werden App-Entwickler für iOS und Android, Marketing-Experten und Compliance-Manager. Betont wird in den Anzeigen dabei immer, dass ein Finanz-Startup „vom Grund aufgebaut“ wird. Dabei wird Unleashed Capital offenbar mit einem Unternehmen zusammenarbeiten: Die App werden „von einer starken Konzern-IT im Hintergrund“ unterstützt, heißt es auf einer Jobbörse. Ob das Projekt am Ende als „Unleashed Capital“ seine Endkunden erreichen soll, ist nicht gewiss. Erst kürzlich hat das Unternehmen die Marken „Have“ und „Have Bank“ eintragen lassen.
Der Mutterkonzern setzt auf Währungs-Trades und CFDs
„Private Banking“ ist in der traditionellen Finanzwelt auf wohlhabende Menschen zugeschnitten. Zum Beispiel durch Investmentprodukte, die erst ab höheren Beträgen zugänglich sind. Den Ansatz dürfte man versuchen, auf ein Massenprodukt zu übertragen.
Gerade der Partner des Projektes wird dabei eine wichtige Rolle spielen: Der BDSwiss gehörte zuerst die Unleashed Capital Gmbh. Es handelt sich bei BDSwiss um einen 2012 in Zürich gegründeter Multi-Asset-Broker, der sich auf CFDs spezialisiert hat. Eigenen Angaben zufolge betreut die Firma Kunden in mehr als 180 Ländern, in Europa hat die Gruppe ihre Lizenz in Zypern. Eine Anfrage zu Unleashed Capital ließ BDSwiss unbeantwortet.
Das Investmentportal, das zurzeit keine neuen deutschen Kunden annimmt, wirbt vor allem für Währungsgeschäfte und sogenannte CFDs, beides gilt als hochspekulativ. Laut Website verlieren rund drei Viertel der Endkunden im Schnitt Geld bei BDSwiss. Wie das Unternehmen einen vertrauenswürdiger Banking-Anbieter aufbauen soll, ist bislang schwer vorstellbar. Dies wird nun der große Job des Teams in Berlin-Mitte.