Mehr als eine Million Menschen verwenden die App (Bild: IMAGO / Political-Moments)

Trade Republic wächst gegen den Trend

Nach dem Hype um Gamestop ist zurzeit ruhiger am Aktienmarkt geworden – was die Trading-Startups wie Robinhood zu spüren bekommen. Auch in Europa zeigt sich ein ähnliches Bild. Wie schlägt sich das in den Zahlen von Trade Republic, Scalable und Co. nieder? Eine Analyse.

Der Trubel ist erst einmal vorbei. Die Euphorie für die US-amerikanische Trading-App Robinhood, deren Aktienkurs nach ihrem Börsengang durch die Decke gegangenen ist, ist wieder abgekühlt – von einst 70 Dollar fiel der Wert auf aktuell 45 Dollar. Auch beim Konkurrenten Etoro ist die Stimmung verhalten: Die israelische Firma soll von einem sogenannten Spac gekauft und an die Börse gebracht werden. Die Aktien des Spacs notieren nur knapp über Ausgabepreis. Auch in Deutschland mehren sich die Zeichen, dass der große Hype um neue Aktienanleger erst einmal abgeflacht ist. Das deutet sich beispielsweise in den Geschäftszahlen von Flatex oder der ING an (Finanz-Szene.de berichtete).

Währenddessen stellt sich die Frage, wie es um den jungen Star der Branche steht: Trade Republic. Das Berliner Unternehmen ist innerhalb von zwei Jahren zum wertvollsten deutschen Fintech aufgestiegen, mit einer Bewertung von 5,3 Milliarden Dollar. Über Zahlen spricht Trade Republic ungern, im Mai verkündete es, „mehr als eine Millionen Kunden“ zu zählen.

Wie erste Indikatoren zeigen, ist das Wachstum nach einem starken Januar – mit dem Hype um die Gamestop-Aktie – erst einmal etwas abgeflacht. Doch im Sommer zog es wieder an, wie Download-Schätzungen von Airnow zeigen. Der August könnte demnach der stärkste Monat der Unternehmensgeschichte sein.

Gerade der Vergleich zwischen Trade Republic und dem Verfolger Scalable Capital zeigt, dass die Berliner Firma gegen den Trend in den vergangenen Monaten gewachsen ist:

Auch bei den Konkurrenten von Bux und Etoro gingen die Zahlen zuletzt zurück, Etoro liegt dabei von den reinen Download-Zahlen allerdings weiterhin vor Trade Republic.

Downloadschätzungen muss man derweil mit Vorsicht genießen, denn nicht jeder Download lässt sich in einen Kunden wandeln. Die Kunden müssen noch eine Videoidentifikation durchlaufen. Gerarde zum Start der Pandemie haperte es da bei Trade Republic. Geld verdienen die Firmen außerdem erst mit Kunden, die auch tatsächlich Geld anlegen.

Ein Treiber des Wachstums von Trade Republic dürften die massiven Werbekampangenen sein, zusammen mit der Agentur Heimat haben die Berliner einen Spot entwickelt, der auch im Fernsehen läuft. Zudem lassen sich Werbekampangen auf Installierungen optimieren, dies kann möglicherweise zu schlechteren Konvertierungsraten führen. „Reine Downloadzahlen sind für uns nicht die wichtigste Kennzahl. Uns ist wichtig, wer am Ende Kunde wird und bleibt“, beim Kundenwachstum liege man voll im Plan, heißt es beispielsweise bei Scalable Capital.

Durch die Tools lässt sich bislang nicht beurteilen, wie viel Kunden aus den Downloads resultieren. Bei Trade Republic dürfte die Expansion in andere europäische Länder das Wachstum zusätzlich beschleunigen. Dies deutet sich in den Downloadschätzungen an:

N26 ist mit dieser Strategie eine Zeitlang gut gefahren und hat sich in ganz Europa ausgebreitet. Im Zuge dessen hat das Berliner Banking-Startup allerdings die Produktentwicklung vernachlässigt – es fehlt bislang beispielsweise an einem Trading- oder Krypto-Produkt. Einige Jahre war N26 ein Vorreiter mit seiner Banking-App, mittlerweile haben sich die Wettbewerber und Banken allerdings angenähert. Vor dieser strategischen Herausforderung wird auch Trade Republic in einigen Jahren stehen, denn viele Spieler drängen auf den Trading-Markt.

Beim Vorbild Robinhood zeigte sich bereits, wie sehr das Wachstum von einzelnen Marktevents abhing. Vor allem bei den Ralleys zur Gamestop-Aktie und der Krypto-Währung Dogecoin explodierten die Zahlen (Finance Forward berichtete). Doch das Publikum, das sich zu solchen Events die App herunterlädt, wird potentiell nicht unbedingt einen ETF-Sparplan einrichten.

So wird es auch in Zukunft darauf ankommen, schaffen die Neobroker Aufmerksamkeit bei einzelnen Events und Hypes zu bekommen – und diese interessierten Menschen dann zu langfristig orientierten Anlegern zu machen.