„Wir werden nicht zur Neobank“ – Trade-Republic-Gründer Christian Hecker im FinanceFWD-Podcast
Wenige Wochen nach Erhalt der Vollbanklizenz legt der Berliner Neobroker Trade Republic eine Bezahlkarte mit Sparfeature auf. Warum Chef Christian Hecker darin keinen Angriff auf N26 sieht, wie viele Kunden sein Fintech jetzt hat und wie er die versiegenden PFOF-Umsätze kompensieren will, darüber hat er im Podcast gesprochen.
Für den Launch seines ersten Vollbank-Produkts hat sich Trade Republic – Zufall oder nicht – ein besonderes Datum ausgesucht: Der 9. Januar, das ist auch der Tag, an dem Steve Jobs vor 17 Jahren das iPhone vorstellte. Es klingt, als wolle auch das Fintech das Datum für größere Ankündigungen nutzen. Trade-Republic-Chef Christian Hecker spricht jedenfalls von einem Déjà-vu: „Es fühlt sich ein bisschen so an wie 2019, als wir erstmals mit unserer App gestartet sind – ebenfalls am 9. Januar“, sagt Hecker im FinanceFWD-Podcast.
Ein Angriff auf N26 und Revolut? Hecker widerspricht auf Nachfrage von Finance Forward im Podcast: „Wir werden damit nicht zur Neobank.“ Der Fokus von Trade Republic liege auch weiterhin auf dem Vermögensaufbau, entsprechend wolle man auch seine Marketing-Aktivitäten gestalten. Im Blick hat das Fintech vor allem Kundinnen und Kunden, die bereits ein Girokonto haben, aber noch keinen ETF-Sparplan. „Für uns ist das neue Produkt eine Möglichkeit, früher als bislang mit diesen Kunden eine Beziehung aufzubauen“, so Hecker weiter. Der Schritt vergrößere zudem den adressierbaren Markt immens.
PFOF-Verbot? „Das ist ein Riesenrückschritt für Privatanleger“
Zu aktuellen Geschäftszahlen hat sich der Gründer erstmals nach langer Zeit wieder geäußert. Laut Christian Hecker zählt Trade Republic derzeit vier Millionen Kundinnen und Kunden. Dabei handelt es sich ihm zufolge um Kunden, die den Verifizierungsprozess vollständig durchlaufen haben. „Mehr als 50 Prozent davon halten auch eine Aktie oder haben Geld eingezahlt, es sind also aktive Kunden im engeren Sinn“, betont Hecker. Rund 8.000 Euro hätten Nutzer im Durchschnitt auf ihrem Konto liegen. Im Vergleich zu anderen Fintechs eine „ganz andere Werthaltigkeit“, wie es der Gründer ausdrückt. Auch wirtschaftlich läuft es aus Heckers Sicht gut. Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2022, bei dem der Neobroker einen Verlust von mehr als 100 Millionen Euro verbuchte, komme das Unternehmen nun auf einen Gewinn im zweistelligen Millionen-Bereich.
Kritisch äußert sich der Unternehmer unterdessen zum bevorstehenden Verbot von Payment for Order Flow (PFOF). Damit ist die Praxis gemeint, bei der Neobroker wie Trade Republic dafür bezahlt werden, die Orders ihrer Kunden an bestimmte Handelsplätze weiterzuleiten. Rund ein Drittel vom Gesamtumsatz sollen diese Zahlungen bei dem Fintech aktuell ausmachen. Durch das von der EU geplante Verbot könnte die Erlösquelle versiegen. Dazu Hecker im Podcast: „Das ist ein riesiger Lobbyerfolg der Monopolbörsen. Damit meine ich konkret die Deutsche Börse und Euronext, die versuchen, ihre Marktstellung zu verteidigen. Man muss ganz klar sagen: Das ist ein Riesenrückschritt für Privatanleger.“
Das Fintech bereitet sich auf das bevorstehende Verbot vor. Laut Hecker plant das Unternehmen weitere Bankprodukte anzubieten, um den Umsatzmix weiter zu diversifizieren. Welche das konkret sind, verrät der Gründer nicht. Nur soviel: ETF-Sparpläne sollen für Nutzer auch weiterhin kostenlos bleiben.
Das ganze Gespräch gibt es hier im FinanceFWD-Podcast:
Im FinanceFWD-Podcast spricht Hecker über…
… die Konkurrenz zu N26 und Revolut
… das Wachstum von Trade Republic
… die Entwicklung am ETF-Markt
… die Maßnahmen gegen das bevorstehende PFOF-Verbot
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