59 Millionen für Taxfix – die wichtigsten Kennzahlen der Steuer-App
Dem Berliner Fintech Taxfix gelingt mitten in der Coronakrise eine große Finanzierungsrunde mit dem prominenten Investor Index Ventures. Warum fließt so viel Geld in eine Steuer-App? Finance Forward hat Details zu Unternehmensbewertung, Umsatz und Nutzerzahlen zusammengetragen.
Über eineinhalb Jahre habe er mit den Investoren von Index Ventures gesprochen, erzählt Mathis Büchi. In den Wochen vor der Coronakrise verhandelten der prominente Geldgeber und der Berliner Fintech-Gründer dann über ein konkretes Funding – und vor einer Woche ging es zum Notar. Die Finanzierungsrunde der Steuer-App Taxfix über 59 Millionen Euro war besiegelt, sicherlich eine Besonderheit in der Krise. Und ein Ritterschlag für das junge Unternehmen, denn Index gehört zu den bekanntesten Startup-Geldgebern der Welt.
Wie funktioniert Taxfix?
Mit Taxfix können die Nutzer für knapp 35 Euro ihre Steuererklärung per App machen und einreichen. Der Betrag wird nur fällig, wenn es mindestens 50 Euro vom Finanzamt zurückgibt. Zurzeit würde es noch um die 20 Minuten dauern, aber das Unternehmen wolle den Ablauf in der App so vereinfachen, dass nur fünf Minuten nötig seien, sagt der Gründer. Das Startup hat es vor allem auf Menschen abgesehen, die bislang noch gar keine Steuererklärung abgeben. In Zukunft wolle Taxfix außerdem zusätzliche Finanzprodukte anbieten, erklärt der CEO. Denkbar wären zum Beispiel Altersvorsorge-Produkte oder Kredite. Ein Vorteil für Taxfix: Das Unternehmen kennt die Finanzen des Nutzers bereits gut.
Wie viel Umsatz macht das Startup bereits?
Nach Informationen von Finance Forward lag der Umsatz 2019 im mittleren einstelligen Millionenbereich. Der CEO will die Zahl nicht kommentieren. An den Downloadzahlen zeigt sich allerdings, wie stark Taxfix in den vergangenen Jahren gewachsen ist, eine TV-Kampagne hat das Unternehmen zuletzt noch bekannter gemacht. Wie viele der Kunden nach einem Download auch eine Steuererklärung abgeben, lässt sich aber nicht aus den Zahlen vom Analysetool Priori Data ableiten.
Nach Unternehmensangaben haben Taxfix-Kunden in den vergangenen Jahren ingesamt 270 Millionen Euro vom Finanzamt zurückerhalten. Bei einer durchschnittlichen Steuerrückerstattung von etwa 1.000 Euro wären das ungefähr 270.000 Steuererklärungen. Die Kundenzahl ist jedoch niedriger, weil ein Teil der Nutzer bereits mehrere Steuererklärungen mit Taxfix eingereicht hat.
Wie hoch ist Unternehmensbewertung?
Vor einem Jahr sammelte Taxfix noch 27 Millionen Euro ein, damals lag die Bewertung bei 133 Millionen Euro, wie interne Unterlagen eines Investors zeigen. Nun soll sie sich der Firmenwert nach Informationen von Finance Forward „mehr als verdoppelt haben“. Die Investoren glauben an das starke Wachstum der Firma. Anders lässt sich die hohe Bewertung im Verhältnis zum Umsatz nicht erklären. Abgesehen von Index haben sich auch die prominenten Alt-Investoren an der Finanzierungsrunde beteiligt, darunter Peter Thiels Valar Ventures und das schwedische Creandum.
Wofür braucht Taxfix das Geld?
Das Unternehmen will in ganz Europa Fuß fassen, in Italien und Frankreich ist das Startup bereits am Markt, weitere Länder sollen folgen. Das 2016 gegründete Startup will 100 Mitarbeiter einstellen, 200 sind bereits bei Taxfix beschäftigt. Ein Großteil des Geldes wird außerdem ins Marketing fließen, um die Steuer-App in den einzelnen Märkten zu bewerben. In der Regel muss das Unternehmen etwa 20 Euro für das Marketing ausgeben, um einen Kunden zu gewinnen, heißt es von einem Branchenkenner. Durch die TV-Werbung sei der Preis bei Taxfix wahrscheinlich etwas höher. Doch das Fintech hat einen Vorteil: Sind die Kunden zufrieden, erledigen sie jedes Jahr ihre Steuererklärung mit der App. 80 Prozent der Kunden könnten wiederkommen, sagt der Experte.
Wer sind die Konkurrenten?
Langfristig will Taxfix auch in die USA expandieren, es sucht bereits einen Steuerexperten für den Markt. Dort sitzt auch das große Vorbild aller Steuer-Startups: Turbotax. Es hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Dollar gemacht.
Bislang kommen bei Taxfix ein Großteil der Downloads noch aus Deutschland, nach der Expansion könnte sich das ändern. Zu den Konkurrenten hierzulande zählen ilovetax vom Anbieter Buhl und Steuerbot – die App von der Haufe-Gruppe bietet die Steuererklärung sogar kostenlos an.