Nach dem Square-Vorbild: Sumup startet Banking-App für Endkunden
Exklusiv: Mit einer Banking-App und Bonuspunkten für Restaurants und Cafés will das Milliarden-Startup SumUp künftig Endkunden erreichen. Zwei Zukäufe liefern wichtige Features zu. Was hat das Fintech vor?
Das Playbook ist klar. Der Fintech-Star Square, der sich gerade in Block umbenannt hat, startete einst mit kleinen Kartenterminals für Restaurants und Bars. Parallel gelang es, eine eigene Finanz-App für Endkunden aufzubauen: 70 Millionen Nutzer nutzen die Cash App mittlerweile, sie erreicht eine junge Zielgruppe.
Die Wachstumsgeschichte von Square und der Cash App kommt an: Mit knapp 100 Milliarden Dollar bewertet die Börse die Firma, deren Chef und Gründer Jack Dorsey sich kürzlich von seinem zweiten Chef-Job beim sozialen Netzwerk Twitter zurückgezogen hat, um den vollen Fokus auf seinen Fintech-Job zu legen.
Bereits mit einem Geschäftskonto gestartet
In den vergangenen Monaten hat Sumup bereits seine Features für die Händler Stück für Stück ausgeweitet, der Payment-Anbieter kaufte reihenweise Startups hinzu, um immer mehr Funktionen hinzuzufügen. Über die E-Money-Lizenz in drei Ländern arbeitet es daran, auch ein Geschäftskonto für Bars und Restaurants anzubieten (Finance Forward und Finanz-Szene.de berichteten über die Pläne).
Doch an den Plänen für die Endkunden arbeite Sumup schon länger, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Seit wenigen Wochen sind online die ersten Spuren zu finden. Auf der Website Sumup.io ist die App in Großbritannien verfügbar. Mehr als 100.000 Nutzer haben laut Google Play die App bereits heruntergeladen. Offiziell will sich das Unternehmen nicht äußern.
Erst einmal lässt sich damit Geld an Freunde versenden (das erste Feature der Cash App), außerdem können die Nutzer mit der App bezahlen. Die Ambitionen sind groß. In einer Stellenausschreibung, in der Sumup einen Manager für das Produkt sucht, ist die Rede davon, zu einer führenden „consumer fintech brand“ aufsteigen zu wollen. Und das weltweit.
Konto statt Stempelkarte
Auf den ersten Blick erscheint es unmöglich, aus einem Anbieter von rund drei Millionen kleinen Läden und Händlern ein Angebot für Endkunden zu entwickeln. Denn das Marketing unterscheidet sich in der Regel fundamental. Allerdings ist der Fall von Sumup etwas anders gelagert: Die Firma schaltet massiv Werbung im Fernsehen oder auf Plakatwänden. Die Markenbekanntheit ist bereits hoch, auch weil die Menschen Sumup von ihren Restaurantbesuchen kennen.
Spinnt man die Idee weiter, könnte Sumup beispielsweise ein Bonus-System für Stammkunden der Cafés und Restaurants einführen – statt der Stempelkarte. Erst Mitte Oktober hat Sumup außerdem Fivestars für 317 Millionen Dollar gekauft, die ein Bonussystem für lokale Händler anbieten und so bereits Millionen von Endkunden bedienen. Außerdem bietet Goodtill, ein weiterer Zukauf von Sumup, ein Feature für Restaurants, um Essen zu bestellen und zu bezahlen.
Mit einem eigenen Konto-Angebot und Bonuspunkten könnte es gelingen, etwa die Stammkunden von angesagten Restaurants zu überzeugen. Weiter ist Sumup in der Lage, falls es seine Lizenz erweitertet, auch die Einlagen zu nutzen, um das Kreditprogramm der Händler zu finanzieren, das „Merchant Cash Advance“ heißt. Laut der Stellenausschreibung arbeiten bereits 40 Mitarbeiter an dem Endkunden-Projekt.
Die Ausgangsbasis für das deutsch-britische Fintech ist gut. Square hat sich mit einer Europa-Expansion bislang schwergetan hat. Auch die Cash App ist noch nicht angekommen, auch wenn der Milliarden-Konzern daran arbeitet und ein Management sucht. Doch Sumup kennt die Märkte dagegen besser.
Über die Entstehungsgeschichte von Sumup hat Gründer Marc-Alexander Christ im OMR-Podcast mit Philipp Westermeyer gesprochen, der am Sonntag erschienen ist.