Drei Millionen Händler zählt Sumup bereits. (Bild: PR)

Die Banking-Pläne des Milliarden-Fintechs Sumup

Exklusiv: Für eine „Sumup Bank“ sucht das Payment-Startup derzeit Mitarbeiter. Erste Produkte wie eine Bankkonto und Kreditprodukte testet der deutsch-britische Anbieter bereits. Was steckt dahinter?

Der bislang vor allem für seine Bezahlterminals bekannte Payment-Spezialist Sumup drängt ins Bankgeschäft. Wie Finanz-Szene und Finance Forward entdeckt haben, sucht das deutsch-britische Milliarden-Fintech momentan am Standort Berlin nach einem „Head of Operations“ für den Aufbau einer „Merchant Bank“.

In der entsprechenden Stellenausschreibung wird damit geworben, „Teil des Teams zu werden, das eine eigene, digitale Bank für Sumup aufbaut […]. Unsere Mission ist es, unseren Kunden dabei zu helfen, die Sumup Bank so schnell und bequem wie möglich nutzen zu können“.  Was damit konkret gemeint ist – dazu gab sich eine Sprecherin des hochgewetteten Finanz-Startups gestern auf Anfrage zurückhaltend.

Ein Kreditprodukt für Händler gibt es bereits

Was bekannt ist: Schon im vergangenen Jahr hat Sumup in drei Märkten – nämlich Großbritannien, Niederlande und Brasilien – ein Kreditprodukt namens „Merchant Cash Advance“ eingeführt. Dieses Konstrukt kennt man auch von anderen Bezahldienstleistern. Es dient vereinfacht gesagt dazu, die eigenen Kunden – im Falle von Sumup sind das überwiegend kleine Einzelhändler – mit Liquidität auszustatten.

Nach Auskunft der Sumup-Sprecherin befindet sich der „Merchant Cash Advance“-Kredit derzeit immer noch in einer „Betaphase,  an der einige ausgewählte Händler teilgenommen haben“. Das bisherige Feedback sei „äußerst positiv“, weshalb geplant sei, das Kreditprodukt „schrittweise an alle Händler in unseren Hauptmärkten aus(zu)rollen“. Damit dürfte auch Deutschland gemeint sein.

Was bislang dagegen nicht bekannt war: Über den „Merchant Cash Advance“ hinaus gibt es innerhalb von Sumup seit einiger Zeit eine Einheit, die sich „Merchant Bank Tribe“ nennt. Aus diesem Bereich heraus ist kürzlich auf dem britischen Markt ein „digitaler Business Account“ gelauncht worden, der nun ebenfalls „in andere Länder ausgerollt werden soll“, wie die Sprecherin sagt. In Brasilien ist er ebenfalls bereits aktiv und es sollen bereits 120 Mitarbeiter an dem Bankprodukt arbeiten.

Sprich: Das Ziel scheint es zu sein, den eigenen Kunden – nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Händler – in Zukunft nicht nur ein Kreditangebot zu machen, sondern sie darüber hinaus auch mit einem app-basierten Bankkonto auszustatten. In einem Video, in dem sich der „Merchant Bank Tribe“ bei Youtube vorstellt, ist bezogen auf die Funktionalitäten auch von „Sumup-Karten“ sowie von „Banküberweisungen auf das Händlerkonto“ die Rede. Auch die Gesamtstrategie wird benannt: Es gehe darum, aus Sumup einen „Multi-Produkt-Anbieter“ zu machen.

Ist „Sumup Bank“ nur ein Chiffre – oder geht es hier um eine Banklizenz?

Was unklar bleibt: Geht es bei dem, was in der Stellenausschreibung als „Sumup Bank“ bezeichnet wird, im wesentlichen um den Händlerkredit und das Händlerkonto – oder sind die „Merchant Bank“-Pläne möglicherweise sogar weiter gefasst? Wozu sich die Sprecherin ebenfalls noch nicht äußern mag: Soll die „SumUp Bank“ von Berlin aus aufgebaut werden, oder geht es hier nur darum, die in Großbritannien bereits gelaunchten Produkte auf den deutschen Markt zu übertragen?

Was mögliche aufsichtsrechtliche Implikationen angeht, teilt die Sprecherin mit: „Wir sind nicht als Bank tätig. Sumup hat E-Geld-Lizenzen in Großbritannien, Litauen und Irland, die es SumUp ermöglichen, in Europa seine Services anzubieten.“

Woran freilich keinerlei Zweifel bestehen, das ist der Ehrgeiz von SumUp, die in den letzten Jahren erworbene Markstellung mit aller Macht weiter auszubauen – und dabei nicht nur immer mehr Händler zu gewinnen, sondern die eigene Wertschöpfung zu vertiefen. Dazu passen auch die ehrgeizigen Bewertungsziele, die das Management mittlerweile verfolgt. Im Podcast von „Deutsche Startups“ hatte es zuletzt ja geheißen, dass im Zuge einer Secondary-Runde (sprich: Bestandsinvestoren verkaufen Anteile, es werden aber keine neuen emittiert) derzeit eine Taxierung von bis zu fünf Milliarden Euro zugrundegelegt werde.  Aus Investorenkreisen wurde uns mittlerweile bestätigt, dass die Dimensionen ganz grob stimmen. Zumindest vier Milliarden Euro seien drin, sagt ein Insider.