Sumup-Mitarbeiter wollen einen Betriebsrat gründen
Exklusiv: Nachdem Sumup im Mai rund 150 Mitarbeiter entlassen hatte, kommen aus der Belegschaft nun konkrete Pläne für einen Betriebsrat. Wie geht das Management damit um?
Schon vor Jahren fragten Mitarbeiter in einem Allhands-Meeting bei Sumup, ob ein Betriebsrat nicht eventuell sinnvoll sei. Entstanden ist daraus nie etwas. Doch die Entwicklungen der vergangenen Monate bringen den Stein nun offenbar ins Rollen.
Zunächst hatte die deutsch-britische Payment-Firma im März mit einer Kreditfinanzierung über 750 Millionen Euro auf sich aufmerksam gemacht, eine beachtliche Summe. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Geschäftsmodell darauf basiert, kleine Terminals an beispielsweise Cafés und Friseure zu vertreiben, die damit ihre Kartenzahlungen abwickeln. Im Lockdown hatte Sumup also zu kämpfen, wie Finanz-Szene berichtete.
Sumup reagiert gelassen auf Betriebsratsbemühungen
Als Hauptanlass für seine E-Mail nennt der Mitarbeiter die Entlassungswelle aus dem Frühjahr. Darüber hinaus gibt er weitere Punkte an, die ein Betriebsrat seiner Argumentation zufolge angehen würde. So schreibt er beispielsweise von „undurchsichtigen Bewertungs- und Feedbackverfahren“, auch die Standards bei der Handhabung von Beförderungen und persönlichen Entwicklungsprozessen seien intransparent.
Ein Vorwurf, den Michael Schrezenmaier, CEO Europe, nicht nachvollziehen kann. „Dass es in Einzelfällen zu Fehlern kommen kann, ist normal“, sagt er im Gespräch mit Finance Forward. Ein strukturelles Problem sehe er in den kritisierten Punkten jedoch nicht, das Unternehmen wende viele Ressourcen für das Feedback- und Beförderungssystem auf.
Gleichzeitig stellt Schrezenmaier, der seit Oktober im Unternehmen ist, klar: Die Bemühungen der Mitarbeiter, einen Betriebsrat aufzubauen, werden vollumfänglich vom Management akzeptiert und respektiert. „Das Recht auf Mitarbeitermitbestimmung ist Teil des deutschen Rechts, das eine völlig klare Daseinsberechtigung hat.“
Seine Bewertung der Situation: Dem Sumup-Management sei es genauso wichtig, für ein attraktives Arbeitsumfeld zu sorgen, wie es sich die Mitarbeiter wünschen. „Der Arbeitsmarkt ist sehr umkämpft, allein deshalb dürfen wir es uns nicht leisten, für Unsicherheit und schlechte Stimmung zu sorgen.“ Sumup will weiterwachsen, dafür muss die Berliner Firma ein attraktiver Arbeitgeber sein.
Im Januar soll es losgehen
Dass den Bemühungen die Entlassungswelle von Mai gegenübersteht, ist auch Schrezenmaier nicht entgangen. „An den Folgen dieser Situation haben wir heute noch intensiv zu arbeiten“, gibt er zu. Wenngleich die Entscheidung strategisch und wirtschaftlich nötig gewesen sei, so habe das Unternehmen damals falsch kommuniziert und so Vertrauen bei der eigenen Belegschaft verspielt. Das gelte es nun zurückzugewinnen. „Der Austausch tut gut, auch wenn es mal weh tut“, sagt der Manager.
Der Fall Sumup erinnert an den Streit um einen Betriebsrat bei N26. Damals kam es bei einer Wahlveranstaltung sogar zu einem Polizeieinsatz, der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen. „In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder von Sumup-Mitarbeitern gehört, dass sie sich mehr Sicherheit und Mitbestimmung wünschen“, sagt Oliver Hauser von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Er hatte auch die N26-Belegschaft bei ihrer Betriebsratsgründung unterstützt. „Gerade bei Kündigungswellen kann ein gut eingespielter Betriebsrat viele Dinge für die Belegschaft tun.“ Es sei wichtig, einen Betriebsrat zu wählen, bevor es zu spät sei. Am Ende der E-Mail fordert der Sumup-Mitarbeiter seine Kollegen dazu auf, sich bei dem Gewerkschafter Hauser zu melden. Mehrere Mitarbeiter hätten das auch direkt gemacht, teilt Hauser auf Anfrage von Finance Forward mit.
Unter den Mitarbeitern der Berliner Gesellschaft kam es nach Informationen von Finance Forward zu weiteren Interessensbekundungen, sich zu beteiligen. Im Januar sollen die Planungen dann konkret angegangen werden, einen Betriebsrat ins Leben zu rufen.