Vorstand verlässt Rocket Internet und gründet KI-Startup
Exklusiv: Soheil Mirpour geht beim Wagniskapitalgeber Rocket Internet. Der ehemalige Vorstand gründet nach Finance-Forward-Informationen ein eigenes Startup, das mit Künstlicher Intelligenz arbeitet. Ein erstes Funding in Millionen-Höhe gab es bereits: Cherry Ventures und Speedinvest steigen ein, heißt es.
Der bekannte Startup-Geldgeber Rocket Internet verliert ein Vorstandsmitglieder. Vor rund drei Jahren hatte Oliver Samwer den damals 31-jährigen Soheil Mirpour in den Vorstand geholt, er gilt als einer der engen Vertrauten des Rocket-Chefs. Mirpour hatte seine Karriere beim Private-Equity-Giganten KKR und der Investmentbank Morgan Stanley gestartet, bevor es ihn zu Rocket Internet verschlug. Der Absolvent der Gründer-Uni WHU taucht auf Konferenzbühnen selten auf, hielt sich bislang eher im Hintergrund.
Nun geht offenbar auch Mirpour. Er startet nach Informationen von Finance Forward ein eigenes Unternehmen. Bislang gibt es wenige Spuren. Was ist bekannt?
Startup im KI-Hype
Mirpour selbst hat den Ruf als konservativer Startup-Investor, der regelmäßig Deals absagte. Jetzt steht er auf der anderen Seite und pitchte in den vergangenen Wochen bei Geldgebern, heißt es aus der Szene. Für sein neues Unternehmen hat er nun offenbar die prominenten Geldgeber Cherry Ventures und Speedinvest überzeugen können, wie Finance Forward erfuhr. Die beiden Venture Capitalists ließen eine Anfrage unbeantwortet, wie viel sie in das Unternehmen in Gründung stecken, ist nicht klar. Es dürfte sich um eine Millionen-Summe handeln.
Viel ist zu dem Startup bislang nicht bekannt, gleichzeitig ist es bereits ein Gesprächsthema in der Berliner Startup-Szene. Mirpour setzt auf den Hype um Künstliche Intelligenz, er baut ein Produkt im Video- und Musikbereich, heißt es. Der Gründer wollte sich auf Anfrage nicht zu seinem Vorhaben äußern, weitere Details sind bislang nicht bekannt.
Mit einem Geschäftsmodell rund um Künstliche Intelligenz setzt Mirpour auf das größte Trendthema der Startup-Szene. Nach Daten des Analysedienstes Pitchbook sind die Funding-Zahlen in diesem Segment seit 2021 explodiert, sowohl die Summen als auch die Bewertungen – trotz der Tech-Krise.
Künstliche Intelligenz hat sich zu einem Buzzword entwickelt, das viele Neugründungen hervorgebracht hat. „Ich glaube, dass es ein ziemliches Blutbad geben wird“, zitiert Sifted Julian Senoner von EthonAI, das KI zur Verbesserung der Fertigungsqualität einsetzt. „Viele dieser Unternehmen werden scheitern, weil sie jetzt auf diesen Hype aufspringen, aber im Grunde genommen werden sie sich schwer tun, ein echtes Problem zu lösen.“ Auch Soheil Mirpour wird mit seinem Startup beweisen müssen, das zu schaffen.
Wie geht es weiter bei Rocket Internet?
Für Rocket Internet stellt sich indes die Frage, wie es für der einstige Flaggschiff der deutschen Gründerszene weitergeht. Wer etwa Mirpours Nachfolger wird, ist nicht bekannt. In den vergangenen Jahren hatte Samwer das Unternehmen von einer Firmenschmiede zu einem Wagniskapitalgeber gewandelt – und zwischenzeitlich wieder von der Börse genommen, was ihm viel Kritik einbrachte. Nun heißt es, Samwer werde sich erst einmal auf das bestehende Portfolio fokussieren und die schwierige Marktphase abwarten.