Der Preiskampf geht los – Gebührensenkung bei Smartbroker
Exklusiv: Das Trading-Portal Smartbroker senkt die Gebühren für den Aktienhandel, teilweise auf null. Es ist ein Angriff auf Startups wie Trade Republic und Justtrade. Was hat der Anbieter vor?
Es war das große Fintech-Funding des vergangenen Monats: Trade Republic sammelte 40 Millionen Euro ein, gleich zwei Top-VCs investierten. Etwas im Windschatten der großen News versendete auch das deutsche Börsenportal Wallstreet Online eine Pressemitteilung: Es habe seinen Unternehmensanteil von Trade Republic verkauft – mit einem Gewinn von 2,7 Millionen Euro.
Der Broker ist mittlerweile ein Konkurrent der früheren Beteiligung Trade Republic. Und macht jetzt noch einen weiteren Schritt in die Richtung: Das Unternehmen senkt die bisherigen Gebühren von vier Euro pro Handelsaktion massiv. Auch Trade Republic wirbt mit niedrigen Gebühren.
Es sind die ersten Zeichen für einen Preiskampf in dem noch jungen Markt. In den USA ist bereits zu beobachten, was unter den Brokern passieren kann. Dort war das Startup Robinhood angetreten – die App ermöglicht den unkomplizierten Aktienhandel, die Gebühren fallen komplett weg. Mit acht Milliarden Dollar ist das Startup aktuell bewertet. Die etablierten Player zogen nach: Charles Schwab senkte die Gebühren Ende des vergangenen Jahres von knapp fünf Dollar ebenfalls auf null.
Deutschland hinkt in der Entwicklung her. Erst im vergangenen Jahr sind die sogenannten Neobroker nach dem Vorbild von Robinhood aufgetaucht – auch ihr Modell besteht aus einer einfachen Bedienbarkeit und geringen Gebühren, darunter gibt es neben Trade Republic die Anbieter Gratisbroker und Justtrade.
Für „Selbstentscheider, die wissen, was sie wollen“
Und Smartbroker zieht nach, wie das Unternehmen nun mitteilt. Auf dem Handelsplatz Gettex fallen künftig keine Gebühren mehr an, bei Lang & Schwarz sind es ein Euro pro Trade, bei den anderen Anbietern bleiben es vier Euro. Zum Vergleich: Trade Republic arbeitet ebenfalls mit Lang & Schwarz, dort fällt auch ein Euro pro Trade an. Die Anbieter unterscheiden leicht sich bei den Preisen (Die Details sind am Ende des Artikels aufgelistet).
Auf den unterschiedlichen Handelsplätzen kann es verschiedene Preise der Aktien geben – und ein wesentlich teurerer Aktienpreis könnte die Ersparnis bei den Gebühren theoretisch wieder auffressen. Doch Finanztest konnte „keine nennenswerten Aufschläge gegenüber dem Xetra-Handel der Deutschen Börse“ beobachten, wenn man innerhalb der Öffnungszeiten von Xetra handelt. Das Verbrauchermagazin hatte die drei Neobroker getestet.
Das Portal Smartbroker bietet im Vergleich zu den anderen Playern mehr Auswahlmöglichkeiten. Es richte sich an „Selbstentscheider, die wissen, was sie wollen“, sagt Thomas Soltau, der Wallstreet Online Capital leitet. Das Tochterunternehmen von Wallstreet Online steht hinter dem Smartbroker. So bietet das Portal mehr Finanzprodukte und Handelsplätze, dafür aber noch keine Smartphone-App. „Daran arbeiten wir“, sagt der Vorstand. Das Portal will sich in den kommenden Monaten auch stärker für Kunden öffnen, die sich noch wenig mit Finanzmärkten beschäftigt haben und zum Beispiel einen ETF-Sparplan einrichten wollen. In einem Kundenmagazin erklärt es zum Beispiel den Finanzmarkt.
60.000 Kunden bis Ende des Jahres
Für die Weiterleitung der Trades erhalten die Broker-Unternehmen eine Provision, darüber finanzieren sich Smartbroker und die anderen Anbieter. „Die Rechnung geht noch auf“, sagt Soltau. Und die weiteren Pläne sind groß: Über die Finanzportale von Wallstreet Online bewirbt das Unternehmen den Smartbroker, einen TV-Spot gibt es ebenfalls. Das Unternehmen kündigte zudem an, mehrere Millionen ins Marketing investieren zu wollen. Auch Teile des Verkaufserlöses der Trade-Republic-Anteile fließen in den Broker. Bis Ende des Jahres will Smartbroker auf 60.000 Kunden kommen, das Dreifache der aktuellen Zahl. Wie viel verwaltete Kundenanlagen (Assets under Management) das Unternehmen anpeilt, verrät Soltau nicht.
Der Start vor einigen Monaten war ein gutes Timing für Smartbroker. In der Coronakrise interessieren sich viele deutsche Kunden plötzlich für das Thema Geldanlage, das Auf und Ab an den Börsen zog sie an, der Ansturm war groß. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Manager. Mittlerweile seien „die Kunden wieder etwas ruhiger“. Sie würden nicht mehr so viel handeln wie zur Hochphase der Krise.
Ob nach Smartbroker nun auch etablierte Anbieter und Banken nachziehen – und ihre Gebühren stark senken, das muss sich noch zeigen. Einige Player, wie beispielsweise die Comdirect, verkündeten erst gerade gute Ergebnisse – aufgrund der hohen Handelsaktivitäten und ihren Gebühren. „In den USA hat es fünf Jahre gedauert“, sagt Thomas Soltau, doch dann hätten die Broker plötzlich sehr radikal reagiert. Wer gewinnt, ist auch dort noch nicht entschieden.
Die Anbieter:
– Smartbroker: Gebühren je Order liegen bei O Euro (Gettex), einem Euro (Lang & Schwarz) und vier Euro (andere Anbieter). Der Derivatehandel ist bei den Anbieter Morgan Stanley, HSBC und Vontobel gebührenfrei. Wer eine Cashquote in dem Depot von mehr als 15 Prozent hat, muss ein „Verwahrentgelt“ von Minus 0,5 Prozent zahlen (Die alte Preisliste).
– Trade Republic: Einen Euro je Handelsgeschäft (Lang & Schwarz) (Die Preisliste).
– Justtrade: gebührenfrei bei den Handelsplätzen Lang & Schwarz und Quotrix (Die Preisliste).
– Gratisbroker: gebührenfrei bei Gettex, Mindestordervolumen liegt bei 500 Euro (weitere Details in der Preisliste).