Social-Trading-App Shares bereitet Deutschland-Expansion vor
Mit 40 Millionen Dollar von Peter Thiels Valar Ventures und Rocket Internet plant das Pariser Startup Shares die Europa-Expansion, auch Deutschland steht auf dem Plan. Braucht es ein weiteres Trading-Startup?
Im Windschatten von London und Berlin ist in den vergangenen Jahren fast unbemerkt eine weitere europäische Hauptstadt groß geworden: Aussichtsreiche Finanz-Startups stammen zunehmend aus Paris. Darunter beispielsweise die Banking-Startups Qonto, Swan und die Ausgabe-Software Spendesk.
Erst vor einem Jahr wurde nun ein Trading-Startup in Paris gegründet, das ein schnelles Tempo vorlegt: Shares ist erst im Frühjahr 2021 gestartet und erhielt vor wenigen Tagen 40 Millionen Dollar für die große Europa-Expansion. Peter Thiels Valar Ventures, das auch auf N26 wettet, und Rocket Internet mit seinem Milliarden-Fonds Global Founders Capital haben die Finanzierungsrunde gestemmt.
60.000 Leute auf der Warteliste
Erst kürzlich hat Shares begonnen, seine Kunden in Großbritannien von einer Warteliste zu holen. Nach Unternehmensangaben sollen sich bereits 60.000 Leute darauf eingetragen haben. Das Konzept ist eine Verbindung von Trading-App und sozialem Netzwerk. Mit der App des französischen Startups können die Kunden gebührenfrei Aktien handeln. Die Neuheit: In kleinen Gruppen tauschen sich Freunde über ihre Trades aus.
Braucht es so einen Dienst? „Die Menschen nutzen bereits Lösungen wie Whatsapp, Telegram und schließen sich Communities an, um über den Aktienhandel zu sprechen“, wird der Gründer Harjas Singh im Branchenportal Altfi zitiert, der zuvor beim Banking-Startup Revolut war. „Wir haben erkannt, dass es einen Bedarf für ein Investitionsprodukt gibt, das es Gruppen von Freunden ermöglicht, zu investieren, zu diskutieren und ihre Investitionsreise zu teilen.“
Im Hintergrund arbeitet Shares mit einem weiteren Finanz-Startup zusammen: Über Alpaca lässt sich der Aktienhandel per Schnittstelle anbinden. In Deutschland arbeiten Startups wie Lemon Markets und Upvest an ähnlichen Lösungen.
Newsfeed als Mittelpunkt
Viel der Aktienkommunikation findet tatsächlich noch in Foren, in der App Discord oder über soziale Netzwerke wie Reddit und die populäre Wallstreetbets-Gruppe statt. In deutschen Apps wie Getquin oder dem israelischen Trading-Startup Etoro finden sich ähnliche Elemente wie bei Shares. Doch noch ist der Massenmarkt groß genug, überhaupt Menschen zum Anlegen zu bringen.
Wie bei den vielen sozialen Netzwerken gibt es auch bei Shares einen „News-Feed“, in dem man die Trades der Freunde und Familie sehen und kommentieren kann. Langfristig stellt sich die Frage, wie gut sich die Gruppen aus Freunden oder Familien bei der Geldanlage schlagen. Schließlich liefert die App eher den Anreiz einzelne Aktien zu kaufen – und nicht einen langfristigen ETF-Sparplan anzulegen.
Auch muss sich zeigen, wie die Idee in Deutschland ankommt. Schon in der Vergangenheit haben sich einige gehypte Fintechs auf dem deutschen Markt schwergetan. Oder die Expansion zieht sich hin: Bei dem britischen Anbieter Freetrade, der bereits vor einem Jahr seinen Schritt nach Deutschland ankündigte, ist seitdem etwa nicht viel passiert.
Eine weitere Wette von Valar Ventures
Der Deal unterstreicht derweil, wie Valar Ventures und die beiden Partner James Fitzgerald und Andrew McCormack mit dem Geld des Milliardärs Peter Thiel in Europa viele der großen Fintech-Wetten finanziert haben. Darunter beispielsweise N26 oder Bitpanda.
Mit seinem Founders Fund ist Thiel zusätzlich bei Trade Republic eingestiegen. Mit weiterem Wachstum kommen sich die einzelnen Anbieter zunehmend in die Quere: Alle bauen ihr Angebot weiter aus. Bitpanda bietet nun Aktien an, Trade Republic hat Aktien und Kryptowährungen. Eine eigene Finanz-Community wie bei Share bietet sich für sie ebenfalls an. Die Luft unter den europäischen Fintech-Stars wird dünner.