100 Millionen für N26 – ein Dämpfer für die Challengerbank?
Von bestehenden Investoren erhält N26 weitere 100 Millionen Dollar – doch die Bewertung bleibt dabei gleich. Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht für Deutschlands wichtigstes Fintech?
Das Berliner Bank-Startup N26 spürt die Auswirkungen der Coronakrise. Erst kürzlich schickte das Fintech einen Teil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Bankkunden kaufen zurzeit weniger – und verwenden deswegen die N26-Karte auch seltener. Und obwohl laut dem Unternehmen der Anteil der Premiumkonten in den Kernmärkten stetig steigt, geht intern offenbar die Angst um, dass die als Einnahmequelle wichtigen Premiumkunden in der Krise zunehmend kündigen könnten, um ihre eigenen Kosten zu reduzieren. Das zumindest ist aus dem Investorenumfeld zu hören.
Und so sah es nach einem Befreiungsschlag aus, als N26 am Dienstag verkünden konnte, seine Finanzierungsrunde aus dem vergangenen Jahr zu erweitern. Übersetzt bedeutet das: Alle bestehenden größeren Geldgeber investieren gemeinsam 100 Millionen Dollar – und das zu einer Unternehmensbewertung von 3,5 Milliarden Dollar. Mit dieser Summe war die Smartphone-Bank allerdings schon im vergangenen Jahr bewertet worden.
Es gibt daher zwei Sichtweisen auf diese Nachricht. Die eine lautet: Es ist ein starkes Zeichen, einen solche Betrag mitten in der Coronakrise einzusammeln. Der anderen Lesart nach hat es N26 jedoch nicht geschafft, seine Bewertung zu erhöhen. Und das, obwohl die Gespräche mit den Geldgebern nach eigenen Angaben schon vor der Krise anliefen (abgeschlossen wurden sie laut einem Sprecher im April).
N26 geht den sicheren Weg
Vermutlich haben beide Interpretationen ihre Berechtigung. Ja, eigentlich wäre es der nächste logische Schritt für N26 gewesen, nicht 100 Millionen, sondern 300 bis 500 Millionen einzusammeln, um das massive Kundenwachstum in neuen Märkten zu befeuern. Schließlich hat es Erzfeind Revolut erst kürzlich geschafft, eine halbe Milliarde Dollar bei einer Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar einzusammeln. Doch das war vor der Krise. Und nun ist nicht die Zeit für solche Mega-Runden.
N26 kann mit der Runde nun ein Finanzpolster aufbauen, um nach der Coronakrise das nächste Fundraising anzugehen. Das Fintech spart sich auf diesem Weg den aufwendigen Fundraising-Prozess, der bei dieser Unternehmensgröße von einer Investmentbank begleitet wird. „Es ist ein einfaches Top-up – und die Verwässerung hält sich in Grenzen“, sagt der Gründer eines anderen großen Fintechs. „Hätte ich auch so gemacht.“ Anstatt auf ein schnelles Ende der Krise zu wetten, geht N26 einen sichereren Weg.
Das Unternehmen selbst gibt an, langfristig planen zu wollen. Die Erweiterung der Finanzierungsrunde diene daher nicht dazu, einen kurzfristigen Bedarf zu bedienen, sondern dafür, sich langfristig noch stärker zu positionieren, betont ein Sprecher. Mit dem zusätzlichen Kapital wolle N26 „die Investitionen in die Produktentwicklung weiter erhöhen und damit seinen Vorsprung im Bereich Mobile Banking noch weiter ausbauen“.