Pleite der Scholz-Neffen: Robo-Advisor übernimmt Rubarb-Kunden
Nach der Insolvenzanmeldung der Spar-App Rubarb ist jetzt klar, wie es für die Kunden weitergeht: Das Leipziger Geldanlage-Startup Evergreen macht ihnen einen Angebot. Wie stehen die Chancen für die anderen Teile der Firma?
Der Ärger war groß. Noch kurz vor der Insolvenzanmeldung ging es in privaten Unterhaltungen zwischen dem Rubarb-Gründerteam um Fabian Scholz und den eigenen Geldgebern hoch her. Sie hätten niemals Geld aufnehmen sollen, wenn es nur ein paar Monate reichen würde, machte ein Investor seinem Ärger Luft. Nur Stunden später folgte die Insolvenzanmeldung der Rubarb Gmbh, wie Finance Forward damals exklusiv berichtete. Das Hamburger Fintech hatte vor allem mit dem prominenten Onkel der Gründer Schlagzeilen gemacht: Bundeskanzler Olaf Scholz.
Evergreen verspricht „ähnliche Konditionen“
Das Leipziger Startup Evergreen hat die Rubarb-Kunden bereits informiert. Der Umzug könne noch diese Woche in Auftrag gegeben werden, teilt eine Sprecherin mit. Es sei eine nicht genannte Summe dafür geflossen, heißt es. Hoch dürfte dieser Geldbetrag allerdings nicht mehr gewesen sein.
Mit dieser Lösung könne allerdings „sichergestellt werden, dass die Rubarb-Kunden entweder ihr Depot behalten oder sich das Geld bis Ende September auszahlen lassen“, sagt Gründer Fabian Scholz. Beide Anbieter setzen auf den denselben Depotanbieter, deshalb ist für die Kunden kein Depotübertragung nötig.
Die Rubarb-Kunden sollen bei Evergreen „ähnliche Konditionen“ erhalten, heißt es in einer Mitteilung. Es werden demnach keine Gebühren für die Transaktionen oder den Service fällig. Dabei stellt sich die Frage, wie Evergreen mit ihnen Geld verdienen will – eine offene Frage, die auch Rubarb nie gelöst hatte. Evergreen ist seit einigen Jahren mit einem Robo-Advisor am Markt, das Fintech arbeitet als Partner im Hintergrund von anderen Startups wie beispielsweise die Banking-App Tomorrow.
Wie geht es mit dem Team weiter?
Viel bleibt bei der Rubarb Gmbh nicht mehr übrig. Erst vor einigen Monaten hatte das Fintech einen Pivot hingelegt. Seit Anfang Mai arbeitet das Team an der Tochter Kudona, die in Litauen sitzt und dort eine Kryptolizenz besitzt. Wie schon mehrere Kryptoanbieter wollte Kudona das sogenannte Dezentralized Finance für den Massenmarkt öffnen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter, Michael Kuleisa, betont in einer Email an Finance Forward, dass es sich bei Kudona um eine rechtlich selbstständige Tochtergesellschaft handle. „Über das Vermögen der Kudona ist in Litauen kein Insolvenzverfahren anhängig“, teilt er mit. Sicherlich lässt sich die erworbene Lizenz veräußern. Im aktuellen Kryptowinter dürfte die Nachfrage allerdings deutlich niedriger sein als in der Hypephase noch vor wenigen Monaten.
Es bleibt noch das Team von 24 Mitarbeitern. Wie es für sie weitergeht, ist unklar. In den ersten drei Monaten nach der Insolvenzanmeldung erhalten die Mitarbeiter normalerweise Insolvenzgeld. In einer Zeit von vielen Fintech-Entlassungen ist es derweil kein guter Zeitpunkt, um auf den Arbeitsmarkt zu kommen.