Business-Bank Remagine startet mit 20 Millionen Funding – und mehreren N26-Talenten
Exklusiv: Das Berliner Fintech Remagine vergibt Kredite an nachhaltige Startups. Mit viel Geld und einem erfahrenen Team geht es jetzt los, das Gründer-Duo will dabei eine besondere Finanzierungsform stärker nach Deutschland bringen.
Der Greta-Effekt hat schon seit einiger Zeit die Fintech-Szene erreicht: Tomorrow legt seine Kundeneinlagen in nachhaltige Investments an, Bunq und Ecosias Treecard pflanzen Bäume und Cooler Future bietet einen grünen Fonds samt Spar-App. Doch bislang richten sich die Startups hauptsächlich an Endverbraucher. Im sonst lukrativen Firmenkundengeschäft finden sich kaum grüne Fintech-Anbieter.
Julia Profeta Johansson und Sebastian Dienst starten am heutigen Dienstag mit einem aussichtsreichen Projekt, das genau in diese Lücke stößt. Mit ihrem Fintech Remagine wollen sie eine Finanzierungsplattform für Unternehmen aufbauen.
Mit der Finanzplattform sollen Startups ihr Geschäft durch Bankkonten, eigene Teambankkarten, und Analysetools organisieren können, dafür arbeitet Remagine mit der Infrastruktur der Railsbank, die kürzlich das Geschäft der britischen Wirecard-Tochter WDCS übernommen hat. Klassische Konkurrenten sind Anbieter wie Holvi, Fyrst oder Penta. Um sich von ihnen abzugrenzen, wirbt Remagine allerdings mit „kostenlosen Konten für Unternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell“ – wie genau die Bedingungen konkret aussehen, ist allerdings noch unklar.
Der Trend der umsatz-basierten Startup-Finanzierungen
Attraktiver für die Geldgeber ist allerdings die Kreditvergabe – ein sogenanntes umsatz-basiertes Funding, welches das Startup zusammen mit der Raisin Bank anbietet. Es ist eine in Europa noch wenig bekannte Finanzierungsform, bei der die Kreditgeber für eine bestimmte Zeit einen Teil der Umsätze erhalten, bis zu einem bestimmten Wert.
Der liegt häufig zwischen dem Drei- bis Fünffachen des ursprünglich investierten Betrags. Das Modell ist recht neu, wird aber immer beliebter – TechCrunch nannte es in einem Report kürzlich den „logischen nächsten Schritt“ für Frühphasen-Investments (auch Finance Forward berichtete über den Trend).
Die entsprechenden Startups müssen nicht profitabel arbeiten, allerdings ist es wichtig, dass sie bereits Umsätze verzeichnen. Der Vorteil der Kreditvergabe: Gründer müssen keine Unternehmensanteile an die Wagniskapitalgeber abgeben. Einen normalen Bankkredit würden viele der jungen Firmen nicht erhalten. Laut TechCrunch haben 57 Fonds insgesamt 4,3 Milliarden Dollar investiert. „Die Anzahl der Firmen und das Volumen von umsatz-basierten Finanzierungsrunden nimmt zu, und wir prognostizieren, dass sich dieser Trend fortsetzen wird“, heißt es in dem Bericht. In Deutschland setzt beispielsweise Uplift1 auf das Prinzip.
Das Geschäftsmodell muss überzeugen, nicht die grüne DNA
Remagine richtet sich mit seinen Krediten an frühphasige Startups, die „eine nachhaltige Zukunft mitgestalten wollen“, sagt Mitgründer Dienst im Gespräch mit Finance Forward. Die Finanzierungsspanne reicht von 25.000 bis einer Million Euro. Im Stealth-mode habe die Firma bereits 20 Startups mit umsatz-basierten Finanzierungen versorgt, nach dem Launch soll die Zahl schnell steigen. Die Gründer müssen beweisen, dass es genügend Nachfrage in der Wirtschaftsnische gibt.
Von den 20 Millionen Euro aus der Finanzierung, die Remagine erhalten hat, entfällt ein Teil auf eine Kreditlinie, mit dem das Startup sein Fundingmodell finanziert. Details dazu verrät das Unternehmen nicht, ein großer Anteil dürfte aber in die Kredite fließen. Die beiden Gründer wollen sich nicht auf einem grünen Image ausruhen – am Ende muss das Geschäftsmodell funktionieren. „Remagine wird wettbewerbsfähige Preise und Produkte bieten“, sagt Johansson. Nur mit einem ansprechenden Produkt könne Remagine Kunden von sich überzeugen. „Dass wir auf Nachhaltigkeit setzen, sollte dabei das i-Tüpfelchen sein“, so die Gründerin.