Ex-Uber-Manager Mark Grether auf dem OMR-Festival. Bild: Timo Schoenfelder

Dieser deutsche Manager soll Paypals neue Milliardenwette verwirklichen

Der US-Bezahlriese Paypal zählte zu den großen Profiteuren während der Corona-Pandemie. Doch seitdem stagniert das Geschäft, die Aktie hat mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Bringt ein Deutscher die Firma wieder auf Wachstumskurs?

Wer zu Zeiten der Corona-Pandemie eine Paypal-Aktie im Depot hatte, konnte sich freuen. Um mehr als das Dreifache an Wert legten die Papiere des US-Bezahlanbieters innerhalb weniger Monate zu, in der Spitze kam das Unternehmen an der Börse auf eine Marktkapitalisierung von 360 Milliarden Dollar.

Den Höhenflug konnte Paypal nach der Pandemie im Gegensatz zu vielen anderen Tech-Werten jedoch nicht halten. Es folgte ein steiler Absturz: Der Börsenwert ist auf nur 60 Milliarden Dollar eingebrochen. Die Gründe bekommen Anleger alle drei Monate in den Quartalsberichten serviert: Die Nutzerzahlen sind rückläufig, das Geschäft stagniert. Neue Wachstumsfelder vermochten die Kalifornier in den vergangenen Jahren nicht zu erschließen.

Paypal vor Einstieg ins Werbegeschäft

Das soll sich nun ändern. Paypal bereitet den Einstieg in das Geschäft mit Werbeanzeigen vor, wie das Unternehmen kürzlich mitteilte. Dabei will es auf die Daten seiner Bestandskunden zurückgreifen, um beispielsweise passende Angebote von Online-Händlern auszuspielen. Innovativ ist der Vorstoß zwar nicht – auf zusätzliche Erlöse durch Werbung setzen aber andere Tech-Unternehmen wie Amazon oder Netflix seit Jahren. Auch die Großbank JPMorgan drängt in diesen Markt. Während Werbung für JPMorgan aufgrund der Größe nur schwer ein relevantes Geschäft werden wird, könnte es sich für Paypal finanziell lohnen

Schließlich weiß Paypal genau, wofür die Kunden bezahlen. Um das Potential zu überschlagen, kann man eine grobe Rechung aufstellen: Sollte jeder der rund 400 Millionen Nutzer einmal pro Woche in seinen Account schauen und erhält dort eine Werbeanzeige, dann kann Paypal jedes Jahr rund 20 Milliarden Anzeigen ausspielen.

Der Preis von Werbung wird ja meistens als Tausenderkontaktpreis gemessen – also der Preis, um 1.000 Kunden zu erreichen. Bei Netflix liegt der zum Beispiel grade rund um 35 Dollar. Aber Paypal hat sehr gute Daten und weiß genau, was Kunden kaufen. Entsprechend kann man die Werbung besser aussteuern und so auch mehr Geld verlangen. Bei einem TKP von 50 Dollar würde das Unternehmen bereits auf eine Milliarde an hochmargigem Umsatz kommen.

Deutscher Uber-Manager wechselt zu Paypal

Die Relevanz des Projekts unterstreicht auch eine wichtige Personalie, die das Unternehmen zeitgleich mit der Werbeoffensive verkündete. Anfang Mai fing Mark Grether als „SVP & General Manager, PayPal Ads“ bei dem Payment-Konzern an.

Grether stammt aus Deutschland, hat Marketing an der Uni Mannheim studiert und unter anderem beim Internetdienstleister United Internet (1&1) sowie bei Amazon im Werbegeschäft gearbeitet. Noch entscheidender aber dürfte seine Arbeit bei dem Mobility-Anbieter Uber gewesen sein: Als Grether dort 2021 als Werbechef anfing, spielten Anzeigen für den Fahrdienstleister noch eine untergeordnete Rolle. Das hat sich inzwischen geändert: Uber erlöst annähernd eine Milliarde Dollar mit Anzeigen.

Für Paypal könnte sich der neue Geschäftszweig also auszahlen.

Mehr solcher Analysen gibt es bei „Ohne Aktien Wird Schwer“ – dem täglichen Börsenpodcast von OMR und dem dazugehörigen Newsletter.