Besucher und Händler an einem Stand von Paypal auf der Internationalen Tourismusboerse in Berlin (Bild: imago)

Deal-Serie bei Paypal – gelingt so das Comeback?

Bei Paypal geht es zurzeit Schlag auf Schlag. In den USA konnte der Payment-Gigant in den vergangenen Wochen drei große Deals verkünden. Teils sogar mit der eigenen Konkurrenz. Was steckt dahinter und ist das der Start eines Comebacks?

Kaum ein großer Tech-Konzern wurde so hart vom Ende der Pandemie getroffen wie Paypal. 360 Milliarden Dollar war die Firma zur Spitze im Juli 2021 wert. Beim Tiefpunkt – im Oktober 2023 – waren nicht einmal 60 Milliarden davon übrig.

Parallel dazu hat sich auch das operative Geschäft immer schwächer entwickelt. Seit Paypal 2015 als eigenständige Firma an die Börse ging, lag das Umsatzwachstum immer deutlich über 15 Prozent. 2022 und 2023 waren es plötzlich nur noch 8 Prozent. Gleichzeitig haben sich durch einen wechselnden Produktmix die Margen verschlechtert. Während die Bruttomargen 2015 noch bei über 50 Prozent lagen, waren es zuletzt nur noch knapp 40 Prozent.

Das hatte Ende vergangenen Jahres auch personelle Folgen. Der jahrelange CEO Dan Schulman hat die Firma verlassen und wurde durch den rund 20 Jahre jüngeren Alex Chriss ersetzt. Der hat kurz nach Amtsantritt einige neue Themen angestoßen: Es brauchte Innovationen beim Checkout-Produkt, bei dem man in den letzten Jahren von Stripe und Co. abgehängt wurde. Auch die Endnutzerapp muss sich weiterentwickeln – eventuell kann man dort sogar neue Einkommensquellen erschließen. Was hat sich getan?

Das Werbegeschäft

Eine Folge war die Anstellung des deutschen Managers Mark Grether Ende Mai. Der hatte das Werbegeschäft von Uber auf eine Milliarde Umsatz skaliert und soll dasselbe jetzt bei Paypal schaffen.

Wie schon zu der Zeit durch eine Analyse ersichtlich war, kann das für Paypal durchaus relevant werden. Aktuell führt das Fintech um die 400 Millionen Konten. Nimmt man an, dass ein Nutzer im Schnitt einmal pro Woche auf seinem Account ist und dann eine Werbung ausgespielt bekommt, kann PayPal jedes Jahr rund 20 Milliarden Werbeanzeigen ausspielen.


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Der Preis von Werbung wird ja meist als Tausend-Kontakt-Preis (TKP) gemessen – also der Preis, um 1.000 Kunden zu erreichen. Bei Netflix liegt der zum Beispiel grade rund um 35 Dollar. Aber PayPal hat sehr gute Daten und weiß ganz genau, was Kunden kaufen. Entsprechend kann man die Werbung besser aussteuern und dann auch mehr Geld verlangen. Wenn sie einen TKP von 50 Prozent durchsetzen können, würden sie so auf eine Milliarde Dollar an hochmargigem Umsatz kommen.

Die Deal-Serie

Zuletzt hat aber ein anderes Thema die Branche und auch den Börsenwert bewegt: Das Checkout-Produkt. Im Januar hat Alex Chriss das Fastlane-Tool vorgestellt, seit diesem August können es alle Paypal-Händler in den USA nutzen und am 20. August hat es auch der Konkurrent Adyen bei sich eingeführt. Die Funktionsweise: Wenn Nutzer das erste Mal bei einem Händler kaufen, der Fastlane nutzt, werden ihre Zahlungs- und Adress-Daten gespeichert und beim nächsten Mal automatisch ausgefüllt. Das spart bei jedem Checkout circa ein Drittel der Zeit.

Klingt simpel, hat aber einen gewissen Netzwerkeffekt. Je mehr Händler Fastlane nutzen, desto effektiver ist das Produkt. Und durch Paypal nutzen eben schon sehr viele Händler das Produkt. Deshalb greift wahrscheinlich auch Adyen auf die Software von Paypal zurück, statt das Ganze selbst zu bauen.

Und neben Adyen gab es im September noch zwei andere Deals: Mit Amazon und Shopify.

Shopify hat Paypal als Zahlungsdienstleister in den USA hinzugefügt. Das ist vor allem brisant, weil eigentlich Stripe der wichtigste Payment-Partner von Shopify ist. Dass Paypal an einen wichtigen Partner rankommt, ist ein gutes Zeichen.
Diese Mittwoch gab es dann einen ebenso potentiell machtvollen Deal mit Amazon. Amazon hat mit „Buy with Prime“ selbst ein Checkout-Produkt, mit dem Prime-Abonnenten auf anderen Shops über Amazon bezahlen können. In dieses Checkout-Produkt wird Paypal als neue Zahlungsoption hinzugefügt. Ab nächstem Jahr können Prime-Kunden ihr Amazon-Konto sogar mit Paypal verbinden. Jedes Mal, wenn sie dann mit PayPal bezahlen, kriegen sie dafür die Prime-Vorteile.

Gelingt so das Comeback?

Es ist natürlich nicht sicher, dass das alles funktioniert und den Umsatz langfristig nach oben treibt. Vor allem sind die Konditionen unklar, wie PayPal an diese Deals gekommen ist. Ein Weg wäre, dass man den Partnern besonders günstige Gebühren anbietet. Das würde den Umsatz treiben, sich aber wieder negativ auf die Margen auswirken.

So oder so scheint das Momentum der Firma aber das erste Mal seit Jahren in die richtige Richtung zu gehen, was man ja auch daran sieht, dass die Aktie in den letzten drei Monaten über 20 Prozent gestiegen ist.