Die gute Nachricht für Gründer: Bislang hat sich der Krypto-Markt immer von Krisen erholt. (Bild: Getty Images)

Minus 64 Prozent – wieso kaum noch Krypto-Startups gegründet werden

Im Jahr 2023 wurden weniger Startups gegründet als zur Hochphase während der Corona-Pandemie. Besonders dramatisch ist der Rückgang im Krypto-Bereich – ein Trend von Dauer?

Die Zahlen zeigen deutlich: Die Startup-Branche durchläuft eine schwierige Phase. Das liegt nicht nur am eingebrochenen Funding-Volumen – im vergangenen Jahr bekamen etwa europäische Fintechs nur noch ein Drittel beziehungsweise ein Viertel der Gelder von 2021 und 2022 (Finance Forward berichtete).

Auch die Zahl der Neugründungen war deutlich rückläufig. Allein für Berlin hat der Analysedienst Startupdetector einen Rückgang um 33 Prozent seit dem Rekordjahr 2021 ausgemacht. Weniger hart hat es die Fintechs getroffen: 2022 wurden 90 Finanz-Startups auf den Weg gebracht, im vergangenen Jahr nur acht weniger.

Auffällig ist indes, dass Startups mit Geschäftsmodellen rundum Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie der stärkste Verlierer waren. Lediglich 33 Unternehmen wurden 2023 hier noch angemeldet – ein Minus von 64 Prozent in Vergleich zum Vorjahr. Liegt die Ursache beim Geld?

Aktuelle Zahlen zeigen jedenfalls, dass auch Risikokapitalgeber deutlich Abstand vom Krypto-Markt genommen haben. Im Jahr 2023 investierten sie lediglich 10,7 Milliarden US-Dollar in Krypto- und Blockchain-Startups – ein Rückgang von 68 Prozent gegenüber 2022. Damals waren noch 33,3 Milliarden US-Dollar geflossen, wie das Fachportal The Block berichtet.

Der finanzielle Einbruch 2023 fällt vor allem in die zweite Jahreshälfte. In dieser Zeit kam es zu spektakulären Pleiten, etwa bei der bekannten Kryptobörse FTX. Obendrein verdichteten sich Gerüchte, Kryptowährungen wie Bitcoin könnten stärker reguliert werden – in der Regel kein gutes Klima für Gründer. „Dennoch waren die meisten Investoren und Gründer von der schieren Intensität des Finanzierungsrückgangs überrascht“, zitiert The Block Investor Abhishek Saxena von Polygon Ventures.

Eine mögliche Erklärung: Die Krypto-Branche folgt bestimmten Zyklen. Üblicherweise steigen zunächst die Preise von Bitcoin und anderen Kryptowährungen, was neues Interesse etwa in sozialen Medien hervorruft. Dadurch beteiligen sich mehr Menschen am Markt, etwa durch Firmengründungen. Die daraus entstehenden Produkte inspirieren weitere Menschen – was den nächsten Zyklus anstößt. Fallen die Kurse wie im vergangenen Jahr jedoch unerwartet stark, verlieren auch Gründer schnell das Vertrauen in die Technologie – und schieben ihre Pläne zumindest erst einmal auf.

Die Theorie hat die renommierte VC-Firma a16z bereits 2020 in einem Report untersucht. Viele Gründer im Krypto-Bereich bestätigen sie: Sie wurden erstmals in den Jahren 2011, 2013 oder 2017 auf Krypto aufmerksam, als die Preise stark anstiegen und das Thema präsenter war. Doch bislang hat sich der Markt jedes Mal von vorübergehenden Krisen erholt. Experten rechnen daher nicht mit einem dauerhaften Negativtrend: „Ich gehe davon aus, das wir 2025 wieder sehr viele Gründungen in dem Space sehen werden, nachdem die Kurse gestiegen sind“, sagt Julius Nagel, Hosts des Podcasts „Alles Coin, Nichts Muss“.

Seine Annahme dürfte übrigens eine weitere Zahl stützen: Trotz des Funding-Einbruchs 2023 sind die Gesamtinvestitionen in dem Jahr immer noch höher ausgefallen als in früheren Bärenmärkten, wie The Block berichtet. So wurden zwischen 2019 und 2020 insgesamt 6,4 Milliarden Dollar in den Krypto-Unternehmen investiert – noch mal deutlich weniger ist als im vergangenen Jahr.