Die Space-Strategie von N26
Unterkonten sind für N26 schon lange ein wichtiges Produkt, künftig sollen die sogenannten Spaces zur Schaltzentrale des Kontos werden. Doch wie intensiv werden sie eigentlich wirklich genutzt?
Das Update, mit dem N26 im August 2018 für seine App um die Ecke kam, war nicht eines von vielen. Es war ein ganz besonderes. „Es hat die Tür zu einer neuen Art des Bankings eröffnet“, sagt Nordeuropachef Georg Hauer rückblickend. Seitdem bietet N26 seinen Kunden Unterkonten an, die es Spaces nennt.
Nutzer der kostenlosen Konten können zwei Spaces eröffnen, Premiumkunden bis zu zehn. Die Funktion kommt gut an. So gut, dass andere Fintechs wie Vivid Money und Tomorrow Unterkonten anbieten, die dem Design von N26 stark ähneln.
Space-Nutzer wechseln seltener die Bank
Für N26 sind die Spaces mehr als nur ein Produktfeature. Sie helfen dem Fintech auch dabei, Geld zu verdienen: Seit Anfang des Jahres können sich Premiumkunden auch Unterkonten teilen, sogenannte Shared Spaces. „Seither ist der Anteil an Premiumkunden signifikant gestiegen“, sagt Hauer. Sie seien auch eines der Hauptfeatures, mit dem Kunden ihren Freunden N26 weiterempfehlen.
Zudem sieht das Fintech die Spaces als eine Art Triggerpunkt, der Nutzer dazu bringt, mehr Zeit in der App zu verbringen. Das treibt auch die Zahl der Transaktionen und Überweisungen in die Höhe, an denen N26 jeweils ebenfalls verdient. Hauer ruft inzwischen das klare Ziel aus, N26 solle zum Hauptkonto seiner Kunden werden, nicht mehr nur ein Test- oder Zahlungskonto. Damit grenzt sich N26 von dem jüngst vom Vergleichsportal Check24 gegründeten Angreifer C24 ab, das als Zweitkonto eine Art Vertriebskanal für Check24-Produkte werden möchte.
Für N26 lohnen sich die Spaces vor allem langfristig, denn viele Kunden organisieren ihren Alltag damit und sind in der Folge weniger offen dafür, nochmal die Bank zu wechseln. Kunden, die Spaces aktiv nutzen, bleiben in der Regel länger bei dem Fintech. Bei N26 haben immerhin 59 Prozent der Kunden einen Space, 37 Prozent nutzen zwei Unterkonten.
Junge Fintechs sind nachgezogen – N26 muss vorlegen
Fast drei Viertel von ihnen sind auf das Sparen ausgelegt, wenn die Kunden im Januar ihren Jahresplan und -vorsätze organisieren, wird der Großteil der Spaces eröffnet. In den Spaces sind im Schnitt jeweils 370 Euro hinterlegt. Doch 30 Prozent der N26-Kunden nutzen die Spaces auch, um ihre Ausgaben zu sortieren. Ähnlich sieht das auch bei der Konkurrenz aus, bei Vivid ist neben dem Hauptkonto ein Cashback-Pocket für jeden Nutzer voreingestellt. Mehr als 50 Prozent der Kunden eröffnen zusätzlich ein drittes Pocket.
N26 hat Unterkonten zwar nicht erfunden, nachdem Vivid, Revolut und Tomorrow in den vergangenen Jahren mit sehr ähnlichen Produkten nachgezogen haben, muss sich das Berliner Startup aber wieder als Innovator beweisen und nachlegen. Die Konkurrenz profitiert aktuell stark davon, dass N26 das Look and Feel der Spaces leicht nutzbar entwickelt hat und bestimmte Kundengruppen dafür sensibilisiert hat. In Onlineforen zu frisch gegründeten Fintechs schreiben Nutzer häufiger: „Ich wechsle nur, wenn sie Spaces anbieten.“
Kunden im Alter von 20 bis 29 Jahren nutzen Spaces am häufigsten (47 Prozent), gefolgt von der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen (30 Prozent) und der 40 bis 49-Jährigen (12 Prozent). Fast die Hälfte aller Space-Nutzer hat bis zu 500 Euro in ihrem Space, 23 Prozent verwalten dort zwischen 501 bis 2.000 Euro und elf Prozent sogar mehr als 5.000 Euro.
Für N26 sind das gute Voraussetzungen, um die Spar- und Trading-Funktionen zu launchen, die Gründer Valentin Stalf vergangene Woche in einem Blogpost angekündigt hat. Sie sollen jeweils zu eigenen Spaces werden. Dann können Nutzer ihr gespartes Geld direkt auf Tagesgeldkonten anlegen – oder in Aktien investieren. Langfristig ist der Plan, das gesamte Produkt von N26 um die Spaces herum zu bauen.