N26-Gründer Max Tayenthal auf dem Web Summit In Lissabon (Bild: Imago/NurPhoto).

N26 bereitet Wandel zur europäischen Aktiengesellschaft vor

Exklusiv: Die Smartphone-Bank N26 arbeitet daran, in Vorbereitung auf einen Börsengang eine europäische Aktiengesellschaft zu werden. Der Prozess dürfte mehrere Monate dauern.

Es ist fast wie ein Spiel. Das Berliner Banking-Startup N26 plant einen Börsengang, daraus machen die beiden Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf mittlerweile keinen Hehl mehr. Nun geht es unter Journalisten darum, immer wieder neue Details aus den beiden herauszukitzeln.

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona ließ sich Tayenthal diese Woche zumindest schon mal so viel entlocken: „Bis Ende des Jahres wollen wir strukturell IPO-ready sein“, sagte er zu CNBC. 2024 nannte er als mögliches Jahr für die Erstnotiz. Deutschlands wichtigstes Fintech hat keine Eile mit dem Schritt, so lautete die Botschaft. Erst im vergangenen Jahr hatte die Berliner Bank mehr als 900 Millionen Dollar eingesammelt. Ein finanzieller Puffer, der der Neobank Zeit verschafft.

Pläne sind schnell formuliert, angekündigt wird viel in der Fintech-Szene. Doch im Fall der Börsenpläne von N26 laufen tatsächlich die konkreten Vorbereitungen. Das geht aus Informationen von Finance Forward und Finanz-Szene hervor.

Der Weg zur SE

Demnach arbeitet N26 jetzt schon daran, die bisherige GmbH in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, wie es von mit den Vorgängen betrauten Personen heißt. Erst einmal soll das Fintech zu einer deutschen Aktiengesellschaft (AG) und in einem zweiten Schritt dann zu einer europäische Gesellschaft Societas Europaea (SE) werden. Dieser Wandel ist nötig, um an die Börse gehen zu können.

Von einer Sprecherin heißt es zu dem Thema: „Zu Mutmaßungen können wir uns nicht äußern.“ Auch wenn Teams daran arbeiten würden, N26 auf einen Börsengang vorzubereiten, sei ein IPO „nur eine von vielen Optionen, die uns in den kommenden Jahren offenstehen“.

Intern erwartet man, dass die Umwandlung im Laufe der kommenden Monate abgeschlossen werden kann. Bereits im Januar vergangenen Jahres hatte das Gründerteam den erfahreren Finanzchef Jan Kemper an Bord geholt. Unter dessen Ägide war der Berliner Modehändler Zalando an die Börse gegangen. Auch bei N26 verantwortet CFO Kemper nun das Thema.

Ruppiges Börsenklima

Zurzeit ist das Börsenklima schwierig. Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs war der Kurs vieler Tech-Firmen eingebrochen. Die steigenden Zinsen gelten als ein Grund: Denn mit höheren Zinsen geht die Abkehr von hoch bewertetem Wachstum einher – hin zu günstigeren Value-Aktien. Der Börsenkurs von Nubank, einem N26-Konkurrenten aus Brasilien, ist in den vergangenen Monaten von 11,85 Dollar auf 7,40 Dollar gefallen.

Tayenthal argumentiert, mit N26 habe man einen „Hedge auf steigende Zinsen“. Im Fall, dass die Zinsen tatsächlich wieder stärker anziehen, würde N26 als Bank wieder Zinsen für die Einlagen bekommen. Das würde zu wesentlich höheren Einnahmen führen. Bislang macht das Startup hohe Verluste (Finance Forward berichtete).

Mitbestimmung wieder auf dem Tisch

Mit einem Wandel zu einer europäischen Aktiengesellschaft wird das Thema Mitbestimmung unter den Mitarbeitern wieder auf den Tisch kommen. Bei einer deutschen Aktiengesellschaft besteht der Aufsichtsrat zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern, doch bei einer SE ist dies Verhandlungssache. Um genau diese Frage hatte es schon Konflikte beim Essenlieferdienst Delivery Hero gegeben.

Mitarbeiter von N26 hatten 2020 einen Betriebsrat gegründet, der seitdem aktiv ist. Zuvor hatte sich die beiden Gründer gegen ein solches Gremium ausgesprochen (Finance Forward berichtete).