N26-Gründer Valentin Stalf auf der Finance-Forward-Konferenz. Bild: Kai Weise

Neobank N26 arbeitet an Mobilfunkvertrag – Gespräche mit Startup Gigs

Die größte deutsche Neobank N26 bereitet den Start eines eigenen Mobiltarifs vor. Dafür soll es derzeit Gespräche mit dem aufstrebenden Startup Gigs geben. Das hat schon das brasilianische Milliarden-Startup Nubank unter Vertrag. Wie könnte ein neues Angebot aussehen?

Die Banking-App N26 will in neue Geschäftsbereiche vordringen. Nach Konto, Karte, Aktien- und Kryptohandel sowie Versicherungen ist nun der Einstieg in das Mobilfunk-Geschäft anvisiert. Es wäre das erste Angebot abseits eines klassischen Finanzprodukts. N26-Chef Valentin Stalf verkündete auf dem Bankengipfel bereits, dass sie sich vorstellen könnten, ein entsprechendes Angebot zu starten.

Tatsächlich ist das Ganze längst nicht nur ein Gedankenspiel. N26 soll sich in Gesprächen mit Gigs befinden, heißt es aus dem Umfeld der beiden Firmen. „Wir prüfen ständig neue Möglichkeiten, unser Produktangebot zu erweitern und innovative Lösungen anzubieten“, schreibt eine Sprecherin. Ansonsten: kein Kommentar.

Brasilianische Nubank ist Vorbild

Der Name Gigs ist derweil keine Überraschung, denn der deutsch-amerikanische Player ist mit den Ambitionen gestartet, sich stark im Fintech-Segment festzusetzen, wie Finance Forward berichtete. Für diese Pläne haben die beiden Gründer Hermann Frank und Dennis Bauer bereits 20 Millionen Dollar von Gradient, dem Frühphasen-Fonds von Google, und Business Angels wie dem Uber-CEO Dara Khosrowshahi eingesammelt. Im Verborgenen hat Gigs schon rund vier Jahre an einem „Stripe für Mobilfunkverträge“ gewerkelt.


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Ein Playbook für das Produkt gibt es bereits: Gigs arbeitet mit dem brasilianischen Super-Fintech Nubank bereits an einem Mobilfunktarif. Die Funktionsweise: Wer sich ein Premium-Paket von Nubank leistet, kann auf Reisen mit eigenem Tarif telefonieren und bekommt so ein Datenpaket von zehn Gigabyte. Das funktioniert über eine Sim-Karte, die man nicht mehr einsetzen muss (embedded Sim). Die technische Infrastruktur läuft über Gigs, im Hintergrund greift das Unternehmen aber auf einen Netzbetreiber zurück.

Der britische Konkurrent Revolut hat bereits ein ähnliches Feature gestartet, bei dem Milliarden-Fintech ist der Mobilfunktarif ebenfalls in einem der Premium-Pakete gebündelt. So kann man im Ausland ebenfalls mit eigener Karte surfen und telefonieren. Es arbeitet dabei mit dem Anbieter 1Global. Hinter dem steht Gründer Hakan Koç, der in Berlin das Gebrauchtwagen-Startup Auto1 großmachte.

Wertvolle Zusatzeinnahme

Nach dem Einstieg von Nubank und Revolut war klar, dass sich alle großen Neobanken die neue Produktlinie anschauen. Gigs hat diesen Trend bereits früh erkannt. „Die Finanzunternehmen können damit ihren Umsatz pro Kunde steigern“, sagte Gründer Dennis Bauer vor einem Jahr. 40 bis 60 Dollar bringe ein großes Paket pro Monat. „Wie viel dabei das Unternehmen als Marge behält, hängt sehr an der Größe und der Art des Tarifs.“ Die Unternehmen können ihre eigenen Tarife dabei selbst gestalten und in neuartige Premiumkonten integrieren.

Mobilfunkprovider gibt es bereits seit Jahren, allerdings gibt es durch die eSIM und Cloud-Technologie neue Möglichkeiten, die Tarife einfacher einzubinden. Wie groß der Hype ist, zeigte ein Zukauf von T-Mobile, das in den USA die Mobilfunkmarke von Schauspieler Ryan Reynolds übernahm. Mint Mobile erwarb der Telekommunikations-Konzern für 1,35 Milliarden Dollar.

Die Neobanken werden nun experimentieren, wie sich eigene Tarife in das Angebot einfügen lassen. In einer Zeit, in der es für Banken schwieriger wird, sich von der Konkurrenz abzusetzen, dürfte der eigene Tarif eine Möglichkeit sein, neue Produkte zu gestalten. „Mit Kreditkarten gab es in der Vergangenheit schon Produkte, die gebündelt wurden – diese Chance eröffnet sich jetzt auch mit Neobanken und ihren Konten“, sagte der Gigs-Gründer im vergangenen Jahr.