Private Equity ab 10.000 Euro: So funktionieren die neuen Liqid-Fonds
Private Equity gilt als Anlagemöglichkeit mit potenziellen Überrenditen. Das Problem waren bislang aber die hohen Eintrittshürden. Der Online-Vermögensverwalter Liqid will das ändern – und bietet ab sofort auch Kleinsparern Investments in diese Assetklasse an. Dabei setzt das Fintech auf eine besondere Strategie.
Erst zum Jahreswechsel hatte Liqid entsprechende Pläne angekündigt. Jetzt meldet es Vollzug: Der digitale Vermögensverwalter steigt in den Handel mit sogenannten Eltifs ein. Von Dienstag an können sich Privatanleger darüber mit Beträgen ab 10.000 Euro an „nicht-börsennotierten Unternehmen“ beteiligen – im weiteren Sinne die Definition von Private Equity.
Bislang galten für solche Investments hohe Einstiegshürden. Anleger mussten mindestens 200.000 Euro aufbringen, um in entsprechende Fonds investieren zu dürfen. Die jüngste Reform der sogenannten European Long-Term Investment Funds (Eltif) ändert dies. Zu dieser 2015 eingeführten Assetklasse gehören neben Anlagen in Private Equity auch Beteiligungen an Direktkrediten (Private Credit) und Infrastrukturprojekten.
„So leicht investierbar wie ein ETF“
Als erstes deutsches Fintech bietet Liqid nun ein handelbares Anlageprodukt nach der neuen Eltif-Richtlinie an. Für das Angebot kooperiert das Fintech mit der US-Investmentbank Neuberger Berman, die sich nach vielversprechenden Beteiligungen umschaut. Eine Besonderheit: Die Einlagen der Liqid-Kunden werden nicht wie üblich in einen Dachfonds investiert, sondern fließen als Co-Investment direkt in die ausgewählten Unternehmen.
„Das hat den Vorteil, dass man das Kapital direkt investiert sieht“, sagt Liqid-Mitgründer und Geschäftsführer Christian Schneider-Sickert. Bei Fonds werde mitunter erst viel später das Kapital abgerufen. Das Berliner Anlage-Startup plant über die Zeit ein breites Portfolio aus rund 100 Beteiligungen aufzubauen.
Der Vermögensverwalter verspricht Anlegern zudem einen unkomplizierten Handel. „Das Investieren in den Eltif wird so leicht sein, wie einen ETF auf den MSCI World zu kaufen“, so Schneider-Sickert. Über die Weboberfläche des Fintechs ließe sich ein entsprechendes Produkt auswählen und die spätere Wertentwicklung verfolgen. Ein weiterer Vorteil: Anleger könnten ihre Beträge nicht nur einmalig, sondern auch monatlich anlegen. „Private Equity als Sparplan sozusagen“, fasst der Gründer zusammen. Die Erlöse wolle das Fintech fortlaufend reinvestieren. Daraus soll sich ein „Zinseszinseffekt“ ergeben, wie ihn viele Sparer von thesaurierenden ETFs kennen.
Anleger müssen Geduld mitbringen
Unterschiede zu ETFs gibt es bei dem Finanzprodukt dennoch. Dies betrifft etwa die Liquidität: So können Liqid-Anleger einen Eltif nicht täglich handeln, sondern lediglich monatsweise – und auch nur, wenn ein anderer Kunde die Anteile übernimmt. Andernfalls lassen sich die Assets frühestens nach zwei Jahren veräußern. Das Fintech hält für solche Fälle eine Cash-Reserve vor. Der anivisierten höheren Rendite im Vergleich zu Indexfonds stehen zudem höhere Gebühren gegenüber. Liqid erhebt eine Verwaltungsgebühr von jährlich rund 2,5 Prozent, hinzu kommen noch Erfolgsbeteiligungen für die Fondsmanager. Diese Erfolgsgebühr wird aber erst nach einer Mindestrendite von acht Prozent fällig.
Liqid-Chef Schneider-Sickert zufolge soll sich das für Anleger lohnen. Er rechnet mit jährlichen Renditen von durchschnittlich zwölf Prozent – nach Kosten wohlgemerkt. Zockern rät der Gründer von dem Anlageprodukt ab: „Wer glaubt, er könne mit Eltifs Daytrading betreiben, ist bei uns an der falschen Adresse“, sagt er. Sparern empfiehlt Schneider-Sickert einen Anlagehorizont von fünf Jahren. Er gibt sich optimistisch: „In Eltifs sehen wir ein riesiges Potenzial“, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.
Wie hoch die Nachfrage nach dem Finanzprodukt tatsächlich ausfällt, werden die nächsten Monate zeigen. Auf einer Warteliste des Fintechs hatten sich vor aber immerhin „einige tausend“ Interessenten angemeldet.