Das Bankhaus von der Heydt (Bild: PR)

Traditionsreiche Krypto-Bank von der Heydt bereitet sich auf ihr Ende vor

Exklusiv: Nach zwei geplatzten Verkaufsversuchen deutet sich das Aus des traditionsreichen Bankhauses von der Heydt an – mit einer Rückgabe der Banklizenz. Die bekannten Fintech-Kunden der Bank haben sich bereits neue Partner gesucht oder stellen ihr Geschäft ein. Doch es besteht Hoffnung: Zwei Kaufinteressenten soll es noch geben.

Eigentlich sah alles nach einer Erfolgsgeschichte aus: Im Boom Anfang 2022 wollte sich die internationale Kryptobörse Bitmex in Deutschland einkaufen – und dazu eine traditionsreiche Privatbank übernehmen, die sich in der Kryptoszene einen Namen gemacht hatte: das Münchner Bankhaus von der Heydt. Der Verkauf scheiterte jedoch, wie Finance Forward und Finanz-Szene damals aufdeckten.

Doch die Münchner Bank gab nicht auf. Mit der Herforder Bitcoin Group gab es einen weiteren Kaufinteressenten, der von der Heydt haben wollte. Wieder deutete alles auf ein gutes Ende hin, per Mitteilung verkündete die Bitcoin Group ihr Interesse. Doch auch der Deal platzte letztlich.

„Wenn wir kein gutes Gefühl haben, geben wir lieber die Lizenz zurück“

Mittlerweile sieht es so aus, als wäre Ende des Jahres ganz Schluss. Die endgültige Entscheidung soll bereits in wenigen Wochen fallen, heißt es von Jens Rammenzweig, der seit Juni Geschäftsführer des Bankhauses ist. Zwei Interessenten soll es demnach noch geben – ob ein Deal zustande komme, entscheide sich noch im Oktober. „Wir geben ein Institut mit mehr als 250 Jahren Geschichte nicht einfach ab – bei dem potentiellen Käufer müssen wir das Gefühl haben, wir übergeben die Bank in gute Hände“, sagt Rammenzweig. „Wenn wir das Gefühl nicht haben, geben wir lieber die Lizenz zurück.“

Der Bank-Eigentümer Dietrich von Bötticher, ein Anwalt aus München, hat indes wenig Hoffnung noch einen Abnehmer zu finden, wie er gegenüber Finance Forward mitteilt. Einer Übernahme der Bank muss die Finanzaufsicht Bafin zustimmen, das schränkt den Kreis der potentiellen Käufer ein.

Tangany übernimmt den Neobroker Justtrade

Währenddessen bereitet sich die Bank auf ihr Ende vor, wie Finance Forward und Finanz-Szene erfahren haben. Das Team ist auf ein Rumpfteam zurückgefahren worden. Die zwei bekanntesten Krypto-Kunden Justtrade und Coindex haben sich verabschiedet, für sie war das Bankhaus von der Heydt als Kryptoverwahrer tätig.

Der Neobroker Justtrade ist zum Fintech Tangany gewechselt, das sich als Kryptoverwahrer bereits einen Namen gemacht hat. Und das Krypto-Startup Coindex hat vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet. Es wird sein Geschäft abwickeln, wie es vor wenigen Tagen in einer Kundenmail mitteilte. Aus der Bank heißt es, dass man das bestehende Bankgeschäft zurückfahre, um sich auf ein mögliches Ende vorzubereiten.

Nicht der einzige Deal, der platzte

Der Verkauf des Bankhaus von der Heydt ist nicht der einzige Branchendeal, der zuletzt platzte. So überlegte die Deutsche Bank beim Tech-Anbieter des Bankhaus Scheich, Tradias, zuzuschlagen. Zudem sollte die Sutor Bank aus Hamburg von dem Kryptoplayer BCB Group gekauft werden. Auch dieser Deal kam nicht zustande. Die Gründe für die vielen Kaufabbrüche sind unterschiedlich. Für das Platzen der Bitmex-Übernahme könnte verantwortlich sein, dass die Gründer in den USA verurteilt wurden. Bei dem Tradias-Deal soll es an fehlenden eigenen Lizenzen gelegen haben.

Doch auch grundsätzlich hat sich der Wind gedreht: Viele der großen Kryptofirmen und Finanzplayer haben ihre Expansionspläne erst einmal auf Eis gelegt. Sie trimmen ihre Organisationen auf Profitabilität. Selbst bei Binance, der größten Kryptobörse der Welt gab es zuletzt Entlassungen. Zusätzlich schauen die Aufsichtsbehörden strenger hin: Eine Bankübernahme im Kryptosegment dürfte genau beäugt werden.