DWS-Chef Stefan Hoops will Produkte auf der Blockchain-Technologie aufbauen (Bild: imago)

DWS bläst Krypto-Investment bei Tradias ab

Exklusiv: Vermögensverwalter DWS hatte mit dem Frankfurter Kryptoanbieter Tradias über einen Einstieg verhandelt. Nach einer Due Diligence nahm die Deutsche-Bank-Tochter nach Informationen von Finance Forward wieder Abstand von einer Beteiligung. Was sind die Gründe?

Die Fondstochter der Deutschen Bank sucht den Weg ins Kryptogeschäft. Dafür verkündete die DWS am Mittwoch eine „exklusive Zusammenarbeit für ETPs auf Kryptowährungen im europäischen Markt“ mit dem Spezialisten Galaxy Digital vom umtriebigen Hedgefondsmanager Michael Novogratz. Wenige Wochen zuvor hatte sich die DWS gegen eine Beteiligung am Frankfurter Kryptoanbieter Tradias entschieden, wie Finance Forward aus informierten Kreisen erfuhr.

Das zum Bankhaus Scheich gehörende Unternehmen war vor einigen Monaten in den Fokus vom neuen DWS-Chef Stefan Hoops geraten, es wurde über ein Investment oder eine Übernahme verhandelt (Finance Forward berichtete). Tradias und das Bankhaus Scheich haben sich als kryptoaffines Geldinstitut einen Namen gemacht, sie sind der Partner des Neobrokers Trade Republic und wickeln dessen Kryptogeschäft ab.

Tradias evaluiert Finanzierungsrunde

DWS verwaltet eigenen Angaben zufolge ein Vermögen über 821 Milliarden Euro – der Schritt in Richtung Kryptowelt hatte sich bereits angekündigt: „Zweifelsohne ist die Mehrheit der Kryptowährungen wertlos bis betrügerisch“, schrieb DWS-Chef Stefan Hoops vor wenigen Wochen auf Linkedin. „Dennoch glauben wir an die Zukunft einer tokenisierten Wirtschaft, die die derzeitige Marktstruktur erheblich disrupten wird“. Der Schritt folge der Überzeugung, dass das Interesse der Anleger an digitalen Vermögenswerten ungebrochen sei. „Daher sollten wir einen sicheren Zugang zu digitalen Vermögenswerten entwickeln, anstatt Schadenfreude zu zeigen, wenn unsere Kunden Geld verlieren, weil sie mit zwielichtigen BMX-Fahrern handeln.“

Gemeinsam mit Galaxy wolle DWS künftig „eine umfassende Reihe von börsengehandelten Produkten auf bestimmte digitale Vermögenswerte entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung. Das Unternehmen von Mike Novogratz erhofft sich von der Kooperation den Zugang zu europäischen Anlegern.

Ende Februar ist bei DWS laut Insidern indes bereits die Entscheidung gegen eine Tradias-Beteiligung gefallen. Nach Informationen von Finance Forward war dabei ein wichtiger Faktor, dass Tradias bislang auf die Lizenzen des Bankhauses Scheich zurückgreift. Auf Anfrage heißt es von Tradias, dass man sich zu Marktspekulationen nicht äußere. Der Anbieter hat zwar eigene Lizenzen beantragt, doch bislang sei unklar, wann sie diese von der Finanzaufsicht Bafin erhält, sagt Handelschef Christopher Beck im Gespräch mit Finance Forward.

Für Tradias stellt sich nun die Frage nach der Kapitalausstattung. Da eine Finanzierung durch DWS nicht zustande gekommen ist, könnten nun finanzielle Mittel fehlen, mit denen das Unternehmen geplant hatte. „Tradias ist aktuell solide aufgestellt und sehr gut positioniert“, sagt Christopher Beck. Im Laufe des Jahres werde das Unternehmen prüfen, ob es „für das weitere Wachstum“ eine Finanzierungsrunde starte.