Früherer N26-Technikchef überrascht mit Stocard-Klon
Josef Vataman gehörte bei N26 zu den Führungskräften der ersten Stunde, als CTO legte er das technische Fundament für den Weg des Fintechs zu einer der wichtigsten Neobanken. Nach seinem Ausstieg widmete er sich eigenen Projekten – so startete Vataman kürzlich eine App zum Verwalten von Kundenkarten. Die App erinnert stark an ein bekanntes Fintech.
Auf Instagram wirbt das Fintech bereits aktiv um Nutzer: Nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit ist in Deutschland ein neues App-Angebot zum Verwalten von Kundenkarten gestartet. Unter der Marke „Supercards“ will sich eine junge Berliner Firma im umkämpften und von etablierten Tech-Playern bespielten Geschäft behaupten.
Prominenter Fintech-Kopf steht hinter Angebot
Hinter Supercards steht ein prominenter Fintech-Kopf. Die App wird von der „Super Apps Studio GmbH“ entwickelt, bei der Josef Vataman laut Registerdaten alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer ist. Vataman hat früher bei N26 gearbeitet, dort gehörte er zu den Führungskräften der ersten Stunde. Zwischen 2013 und 2015 war er als Chief Technology Officer bei der Neobank tätig. In der Rolle legte Vataman das technische Fundament für den späteren Weg von N26 zum Milliarden-Fintech.
Nach seinem Ausstieg widmete sich der Wirtschaftsinformatiker eigenen Projekten. Zunächst baute Vataman unter dem Namen Sellics ein Software-Startup auf, das sich an Händler bei Amazon richtete. Die Firma verkaufte er 2022 an einem britischen Wettbewerber. Im März dieses Jahres meldete Vataman schließlich die bereits erwähnte Super Apps Studio GmbH an, die sich laut Firmenbeschreibung der „Entwicklung und dem Vertrieb von Software für Endverbraucher und Unternehmen“ widmet.
Die Kundenkarten-App Supercards sei das erste von mehreren geplanten Produkten, wie Josef Vataman auf Anfrage von Finance Forward bestätigt. „Ein paar weitere Projekte sind im Stealth-Modus“. Die Besonderheit: Auf ein größeres Team im Hintergrund ist der Gründer nach eigenen Angaben nicht angewiesen. „Da ich selbst Entwickler bin, kommt man mit einer Agentur und viel KI heutzutage relativ weit“, erklärt Vataman. Seine Kundenkarten-App dürfte eines der ersten Fintech-Beispiele sein, das zeigt, was eine Person mithilfe von Künstlicher Intelligenz schaffen kann, an dem früher größere Teams arbeiteten.
Supercards ähnelt erfolgreichem Wettbewerber
Noch ist der Funktionsumfang von Supercards allerdings knapp gehalten. In der Anwendung lassen sich diverse Kundenkarten virtuell auf dem Handy speichern, unterstützt werden neben Ikea und Rewe beispielsweise auch die Bonusprogramme von Payback, Douglas oder dem ADAC. Per Klick auf das entsprechende Icon erscheint ein Strichcode, der an der Kasse gescannt werden kann. Gegenüber Nutzern bewirbt das Fintech die App als „100% kostenlos“, dazu sei sie vollständig werbefrei und komme ohne kostenpflichtige Abos aus. Nicht mal eine Registrierung ist laut App-Beschreibung erforderlich.
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Optisch erinnert Supercards stark an das Angebot eines bekannten Wettbewerbers. Die Mannheimer Firma Stocard ist bereits seit Jahren erfolgreich mit einer Kundenkarten-App am Markt. Im vergangenen Jahr machte das Fintech einen Umsatz von rund 13,7 Millionen Euro – bei einem Gewinn von knapp einer Million Euro. Stocard wurde 2021 vom schwedischen Bezahlriesen Klarna übernommen, 110 Millionen Euro sollen bei dem Deal geflossen sein.
Apple will in den Markt einsteigen
Ein Hindernis sieht der Supercards-Chef nicht in dem umkämpften Markt. Stocard sei im Kundenkarten-Segment zwar Platzhirsch, sagt Vataman, nach seinen Beobachtungen aber längst nicht mehr so innovativ wie noch vor einigen Jahren. Dies würden auch Daten und Rezensionen aus gängigen App-Analyse-Tools zeigen. „Stocard scheint mir etwas in die Jahre gekommen und einige Funktionalitäten wie zum Beispiel Payment wurden seit der Akquisition von Klarna sogar eingestellt“, so Vataman.
Mit Supercards wolle er den Fokus wieder auf die Nutzererfahrung legen. Es gehe darum, eine Alternative für Stocard-Nutzer zu sein, die ihre Kundenkarten einfach und effizient verwalten möchten. Auch deshalb soll die App laut Vataman für Endnutzer kostenlos bleiben. „B2C habe ich das letzte Mal bei N26 gemacht, und ich betrachte Supercards als einen soften Wiedereinstieg zum Aufwärmen“, fasst der Ex-Manager seine Motivation zusammen. Bei der Frage nach künftigen Geschäftsmodellen halte er sich alle Optionen offen.
Dies gelte auch beim Thema Finanzierung. „Ich bekomme aktuell einige Anfragen von Investoren, benötige für Supercards aber aufgrund der effizienten Struktur kein Kapital“, sagt er. Wie lange das so bleibt, wird sich zeigen. Die Konkurrenz im Geschäft mit virtuellen Kundenkarten wird jedenfalls nicht weniger. Anfang Juni kündigte kein Geringerer als Apple-Chef Tim Cook an, die auf iPhones vorinstallierte Wallet-App um weitere Funktionen zum Verwalten von Kundenkarten aufbohren zu wollen. Ein entsprechendes Update soll bereits im Herbst folgen.