Die Stocard-Gründer Florian Barth, Björn Goß und David Handlos. © Stocard

Klarna-Tochter Stocard fährt erstmals Gewinn ein

Exklusiv: Vor zwei Jahren übernahm der schwedische Bezahlriese Klarna das Mannheimer Kundenkarten-Startup Stocard. Jetzt hat die Firma erstmals Profit erwirtschaftet – rasant wachsende Geschäfte sind dafür jedoch nicht verantwortlich.

Wer beim Einkaufen auf Rabatte achtet, kennt sie vielleicht: die App Stocard, mit der sich Kundenkarten etwa von Ikea oder Media Markt virtuell auf dem Handy speichern und an der Kasse vorzeigen lassen. Mehr als 47 Millionen Menschen sollen die Anwendung nach Firmenangaben nutzen. Stocard hat seinen Sitz in Mannheim und wurde bereits 2012 gegründet. Seit Juli 2021 gehört das Fintech zu Klarna. Der schwedische Bezahlriese hatte Stocard damals für 110 Millionen Euro übernommen.

Der hohe Kaufpreis sorgte für Aufsehen, insbesondere weil bei Stocard noch teils hohe Millionenverluste anfielen. Die Zeiten als operativer Verlustbringer sind nun aber offenbar vorbei: Das Startup hat erstmals in seiner Firmenhistorie Profit erzielt, wie aus dem Jahresabschluss für 2022 hervorgeht, den das Unternehmen vor wenigen Tagen im Bundesanzeiger veröffentlicht hat.

Im vergangenen Jahr blieb demnach bei einem Umsatz von rund 13,7 Millionen Euro ein Gewinn von etwa 947.000 Euro hängen. Zum Vergleich: 2021 hatte Stocard noch einem Verlust von 7,2 Millionen Euro eingefahren – bei knapp elf Millionen Euro Umsatz.

Das Geschäftsmodell von Stocard basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen. Einerseits zahlen Einzelhändler eine Gebühr an das Fintech, wenn Nutzer ihre Kundenkarten über die App verwenden und im Geschäft einkaufen. Andererseits können Händler in der App werben, etwa für Rabattaktionen in ihren Geschäften.

Stocard wächst kaum noch

Bei genauerer Betrachtung des Jahresabschlusses fällt jedoch auf, dass der Gewinn nicht unbedingt auf starkes Wachstum im Kerngeschäft zurückzuführen ist. Zwar steigerte Stocard seinen Umsatz 2022 verglichen mit dem Vorjahr um rund ein Viertel. Bei den Nutzerzahlen habe man aber „keine Steigerung“ erzielen können, wie das Unternehmen schreibt. Die Zahl stagnierte bei 47,4 Millionen aktiven Nutzern. Das ist bemerkenswert: Schließlich verfügt Klarna als Zahlungsanbieter über Beziehungen zu hunderttausenden Händlern. In der Theorie wäre es für Stocard also ein Leichtes gewesen, seine Nutzerzahlen deutlich zu erhöhen. Von den finanziellen Möglichkeiten beim Marketing ganz zu schweigen.

Stattdessen vermittelt der Geschäftsbericht den Eindruck, als habe sich das Fintech nach dem Exit zunächst einmal gesundschrumpfen müssen. Dies wird deutlich, wenn man sich die Erklärungen für den ersten Gewinn der Firmenhistorie ansieht. Dort heißt es, dass neben den Umsatzsteigerungen auch Kosteneinsparungen im Bereich Personal und Marketing zum profitablen Jahresergebnis beigetragen hätten.

Den Zahlen nach ist dies sogar sehr deutlich der Fall gewesen: Während Stocard seine ohnehin geringen Marketingausgaben sogar noch um zehn Prozent (von 195.000 auf rund 160.000 Euro) zurückfuhr, sanken vor allem die Kosten für Personal – um 53 Prozent, um genau zu sein. Gab Stocard 2021 laut Geschäftsbericht noch mehr als 10,2 Millionen Euro für Mitarbeitende aus, waren es 2022 nur noch 4,8 Millionen Euro.

Team hat sich deutlich verkleinert

Das Unternehmen begründet dies hauptsächlich mit dem Wegfall eines Sondereffekts aus dem Vorjahr. „Dieser resultierte aus der Auszahlung virtueller Aktienoptionen“, wie es im Bericht heißt. Dazu hat das Fintech sein Team verkleinert. Beschäftigte Stocard 2021 durchschnittlich noch 81 Mitarbeitende, waren es 2022 mit 61 knapp ein Viertel weniger. Der überwiegende Teil davon sei direkt zu Klarna gewechselt, heißt es vom Unternehmen. Dies hat die Personalkosten zugunsten von Stocard noch einmal verringert.

Dass das Fintech nun erstmals profitabel arbeitete, sollte daher nicht überbewertet werden. Zumal sich das Wachstum auch im laufenden Jahr in Grenzen zu halten scheint. Auf dem Karriereportal Linkedin geben lediglich noch 40 Personen an, bei Stocard beschäftigt zu sein. Obendrein spricht das Unternehmen auf seiner Website von derzeit „mehr als 49 Millionen aktiven Nutzern“, was ein weiterhin verhältnismäßig geringer Zuwachs im Vergleich zum letzten Jahr wäre. Ob Stocard seine ambitionierten Prognosen so halten kann? Laut Geschäftsbericht erwartet das Fintech für 2023 ein Umsatzplus von 65 Prozent.