Deutsche Krypto-Anbieter sind von FTX-Insolvenz betroffen
Der deutsche Blockchainfonds und das Bankhaus Scheich haben insgesamt mehrere Millionen Euro auf der mittlerweile insolventen Kryptobörse FTX liegen. Geld, das sie möglicherweise nicht wiederbekommen. Für deutsche Nutzerinnen und Nutzer von FTX besteht derweil Hoffnung.
Der Anwalt findet drastische Worte. „Wir haben einen der abruptesten und schwierigsten Zusammenbrüche in der Geschichte von ‚Corporate America‘ erlebt“, sagte James Bromley über das Unternehmen, das er am Dienstag vor Gericht vertrat. Gemeint ist die einst zweitgrößte Kryptobörse der Welt, FTX, die in den vergangenen Wochen zusammengebrochen ist und Insolvenz anmelden musste. Offenbar verwendete das Unternehmen Kundengelder, um selbst zu spekulieren.
Der Schaden ist immens: Mehr als drei Milliarden Dollar hatten allein die 50 größten Accounts auf der Börse liegen, davon dürften sie voraussichtlich nur einen kleineren Teil zurückbekommen. Noch ist die Lage unübersichtlich.
Kundengelder seien nicht betroffen, sagt das Bankhaus Scheich
Auch deutsche Player sind unter den Gläubigern der insolventen Kryptobörse: Beim Blockchainfonds II sollen 1,6 Millionen Dollar auf dem Spiel stehen. Dahinter steht der Fintech-Anbieter Immutable Insights von der Gründerin Katharina Gehra. Der Fonds habe „die FTX-Plattform für Handels- und Absicherungszwecke genutzt“, teilte ein Sprecher auf Nachfrage von Finance Forward mit. „Wir haben rasche Maßnahmen ergriffen, um jegliches Engagement sofort zu reduzieren. Infolgedessen wurden einige der eingeleiteten Abhebungen nicht verarbeitet“, heißt es weiter.
Weitere Forderungen in Millionenhöhe macht das auf Krypto spezialisierte Bankhaus Scheich geltend. 2,3 Millionen Euro würden bei FTX liegen. Damit habe sich das Unternehmen über FTX bei Kryptogeschäften abgesichert, sogenanntes Hedging. Operativ habe der Fall keine Auswirkungen, sagte Handelschef Christopher Beck der Nachrichtenagentur Bloomberg. Kundengelder seien nicht betroffen, betont das Unternehmen. Die Bank ist beispielsweise Handelspartner der populären Geldanlage-App Trade Republic. Kundinnen und Kunden kaufen über das Bankhaus Scheich Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum.
Rund 500 Euro pro Nutzer
Hoffnung besteht für europäische Kundinnen und Kunden von FTX, die sich seit März angemeldet haben. Die Kryptobörse mit Sitz auf den Bahamas übernahm zuvor die Digital Assets AG in der Schweiz und baute das Europageschäft dabei neu auf. Dort seien die Kundengelder klar getrennt gewesen, heißt es. An diesem Geschäft gibt es weiterhin Interesse von Käufern, heißt es von Insidern. Finance Forward hatte über das Käuferinteresse berichtet.
Unter Berufung auf Insider schreibt das Handelsblatt, zum 15. November habe FTX in Deutschland rund 21.000 Kundinnen und Kunden gezählt. Etwa zwei Millionen Euro an Bargeld und 8,4 Millionen Euro an Kryptoderivaten haben diese auf der Börse liegen. Ein vergleichsweise niedrige Summe, es entspricht rund 500 Euro pro Nutzer. Im Fall von Nuri und dem insolventen Kryptoverleiher Celsius dürfte eine weitaus höhere Summe auf dem Spiel stehen.