FTX stieg bei bayrischem Startup ein: „Wir waren echt stolz auf unseren Investor“
Noch vor wenigen Monaten beteiligte sich die Kryptobörse FTX mit ihrer Europa-Tochter an dem bayrischen Startup Concedus Digital Assets. Gelder hat das Fintech bei dem inzwischen insolventen Player FTX nicht verloren, doch nun braucht es einen neuen Partner.
Der Start stand bevor. Marius Schwarz plante Anfang des kommenden Jahres mit seinem selbstgegründeten Finanzanbieter Concedus und einem neuen Fintech-Produkt an die Öffentlichkeit zu gehen. Im Frühjahr 2022 suchte er nach Investoren für die Entwicklung. Wagniskapitalgeber interessieren sich für das neue Geschäft, aber es gab auch einen prominenten Bieter: FTX mit seiner europäischen Tochter wollte sich einkaufen. Die Kryptobörse galt mit einer Firmenbewertung von 32 Milliarden Dollar als ein Star der Branche. „Es war der spannendste Investor, den man zu der Zeit im Kryptobereich haben konnte“, sagt Schwarz. Im Sommer war der Deal unterschrieben und im Handelsregister eingetragen.
Nur ein paar Monate später finden sich Schwarz und seine Mitstreiter am Rande eines der größten Krypto-Skandale der vergangenen Jahre wieder. Die Börse FTX musste Insolvenz anmelden, jeden Tag kommen neue Details über Hintertüren und verschwundene Millionen heraus. In einer Übersicht des komplizierten Firmengeflechts, die der neue CEO John J. Ray, bei Gericht eingereicht hat, findet sich plötzlich auch die „Concedus Digital Assets GmbH“ aus dem mittelfränkischen Eckental in der Nähe von Nürnberg wieder.
FTX Europe war ein Partner des Startups
Das deutsche Fintech Concedus war eines der unzähligen Investments. Mit seiner Tochter Concedus Digital Assets entwickelt es eine Plattform, über die andere Banken oder Fintechs den Kryptohandel für ihre Kundinnen und Kunden anbieten können. „Der Kontakt lief komplett über das europäische Team, die Leute auf den Bahamas und auch Sam Bankman-Fried haben wir nie kennengelernt“, sagt Schwarz. Alles sei unkompliziert und professionell gelaufen. FTX Europe habe sich für einen einstelligen Millionen-Betrag bei der Concedus-Tochter „Concedus Digital Assets“ eingekauft. „Wir waren echt stolz auf unseren Investor“, sagt Schwarz. Die Vorbereitungen für den Start waren in vollem Gange, FTX Europe sollte als Partner bei dem Start der neuen Plattform fungieren.
Doch es kam anders. Anfang November rutschte das einst gehypte Startup in eine schwere Krise und musste schließlich Insolvenz anmelden. „Wir saßen vor Twitter und haben die Ereignisse verfolgt – es war ein Schock“, sagt Schwarz. Sie seien ähnlich überrascht über die Enthüllungen gewesen wie der Rest der Kryptowelt. „Die Tage waren sehr aufwühlend.“ Denn das Projekt und Start hing an dem Investor und künftigem Partner FTX Europe. „Viele wussten nicht von unserem prominenten Investor, weil Concedus Digital Assets noch im Stealth-Mode war“, sagt Schwarz. Er sei sehr offen damit umgegangen, habe alle über den Stand informiert. „Der Zuspruch hat uns überrascht, viele haben gefragt, wie sie helfen können – ihnen war klar, dass uns da keine Schuld trifft“, sagt Schwarz. Das Startup sei nicht operativ für FTX tätig gewesen. Schon innerhalb von Wochen ließ sich ein neuer Handelspartner finden, mit dem nun ein Start ohne Verzögerung möglich ist.
Noch ist unklar, wie es weitergeht
Geld, zum Beispiel aus dem Investment, hatte das Unternehmen nicht auf der Plattform liegen. Andere deutsche Fintechs sind von der Pleite dagegen betroffen, wie Finance Forward berichtete. Der Schaden sei eher strategisch gewesen als finanziell, sagt Gründer Marius Schwarz.
Noch ist es unklar, wie es mit dem Anteil von FTX weitergeht. Concedus GmbH ist eine Gesellschaft, das beispielsweise das NFT-Startup Timeless, Coinpanion oder Neofin als Lizenzpartner verwendet. Diese Gesellschaft ist allerdings nicht betroffen, denn FTX ist an der Concedus Digital Assets Gmbh beteiligt, über die das Geschäft für die neue Handelsplattform läuft. Das Investment hat die Schweizer Tochter FTX Europe AG getätigt. Dafür gibt es Hoffnung, dass ein Käufer die Gesellschaft übernimmt, wie Finance Forward berichtete. Ein Käufer würde den kleinen Anteil an Concedus dann übernehmen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, noch können wir dazu aber nichts sagen“, sagt Schwarz.