Seit Anfang des Jahres ist Florian Resatsch bei Finleap (Bild: imago/tagesspiegel/Finleap)

Finleap testet drei neue B2C-Fintechs

Exklusiv: Der Berliner Fintech-Inkubator Finleap testet drei neue Geschäftsmodelle, die sich an Endkunden richten. Das ist der erste Aufschlag der neuen Strategie – Venture-Building für Konzerne.

Der Strategie-Wechsel bei Finleap nimmt Formen an: Der Company Builder hat gerade ein Team von ehemaligen Wirecard-Mitarbeitern abgeworben, das in der neuen Abteilung Finleap Forward großen Unternehmen bei Innovationen helfen soll. Jetzt laufen die ersten konkreten Tests für neue Ventures, drei Webseiten sind online. Es ist ein neuer Anlauf von Startups, die sich an Endkunden richten. Das ambitionierte Finleap-Venture Joonko musste kürzlich aufgeben. Ansonsten liegt der Fokus auf Ventures mit Unternehmenskunden.

MoneyCircus, TenenZ und Divorcy sind jetzt die ersten Projekte, die in den Geschäftsbereich des sogenannten „Corporate Venturing“ fallen. Auf den jeweiligen Webseiten, aber auch auf sozialen Medien, testet Finleap die neuen Ideen. Dort beantworten potentielle Nutzer eine Reihe von Fragen, das Hauptziel der Marken ist zunächst der Erkenntnisgewinn, sagt Chief Building Officer Florian Resatsch im Gespräch mit Finance Forward. Doch wie sehen die Ideen konkret aus – und werden daraus tatsächlich Startups entstehen?

Auch auf Instagram testet Finleap seine Ideen

Die Tests seien zunächst noch in einer sehr frühen Phase, sagt Resatsch. Er war im Januar zu Finleap gewechselt, der neue Manager baut dort den neuen Geschäftsbereich mit auf. „Mit den neuen Test-Marken versuchen wir, aus Sicht der Zielgruppen zu verstehen, wo es jeweils offene Fragen gibt“, sagt er. Die Tests werden jeweils für Partner aus dem Banken- und Versicherungsbereich durchgeführt, die Finleap bei zufriedenstellenden Ergebnissen damit beauftragen könnten, das jeweilige Venture für sie aufzuziehen. Nennen will Resatsch die Partner jedoch nicht.

Finleap könne diese Tests schnell durchführen, sie seien ohne großen Aufwand verbunden, sagt er. „Wir können einen Test innerhalb von zwei Wochen aufbauen und durchführen.“ Um gute Ergebnisse zu erzielen, reichen 5.000 bis 10.000 echte Nutzer, die die jeweiligen Fragebögen auf der Webseite ausfüllen. Mit gezielten Werbeeinblendungen ist das schnell und günstig erreicht. Da Finleap auch über Instagram-Stories Umfragen durchführt, ist die Zahl schnell erreicht – die Plattform hat in Deutschland rund 21 Millionen Nutzer.

Die drei aktuellen Tests richten sich alle an Endkunden. MoneyCircus zielt etwa auf die junge Zielgruppe, sie wird hauptsächlich auf Instagram angesprochen, jedoch auch über TikTok. Hier geht es darum zu lernen, wie besonders Generation Z mit den Themen Sparen und Investieren umgeht. Es werden Fragen gestellt, die beispielsweise darauf abzielen zu erkunden, ob die Nutzer bereit sind, bei Zahlungen den jeweiligen Betrag aufzurunden und dadurch zu sparen. Zu ETF-Themen wird Gen Z hier ebenfalls befragt. Der Test läuft seit vier Wochen und wird laut Resatsch am besten angenommen. Vorständin Birte Sewing hatte kürzlich im FinanceFWD-Podcast bereits angekündigt, dass im Bereich „Gen Z“ und rund um das Thema Versicherung etwas Neues kommen werde.

Mit Divorcy wagt Finleap sich, wie der Name bereits nahelegt, in ein heikleres Thema: Scheidungen. Besonders über Google-Suchanfragen versucht der Inkubator hier Menschen zu erreichen, die vor einer Scheidung stehen oder über eine solche nachdenken. „Es ist ein Bereich, in dem sich möglicherweise Bedürfnisse auftun, bei denen wir aktiv unterstützen könnten“, sagt Resatsch. „Etwa beim Wechsel der Steuerklasse oder juristischen Fragen.“ Der Fragebogen deutet darauf hin, dass Divorcy auch eine Rolle bei der Vermögensaufteilung spielen könnte.

Finleap baut eine App, die sich an Sparer richtet

Wie auch das kürzlich gestartete Startup Weisshaus ist TenenZ ein Vorstoß in den Immobilienmarkt. Die Marke richtet sich an Vermieter, die ihren Mietern darüber neue Dinge, etwa quartiersbezogene Mobilitätsangbote wie Bikesharing, Versicherungen oder auch Konsumentenkredite anbieten könnten. Der Fragebogen ist jedoch recht offen, so werden Nutzer auch nach Ideen wie einer App gefragt, mit der sie Kommunikation mit den Vermietern steuern können – etwa um Reparaturen zu beauftragen.

Bei den drei Marken handelt es sich jedoch ausdrücklich um erste Tests, für sie wurde keine GmbH gegründet – im Impressum steht jeweils Finleap selbst. „Für uns ist erstmal wichtig, dass wir für unsere Partner im Corporate-Venture-Bereich schnell und mit Erkenntnisgewinn testen können“, sagt Resatsch. Davon werde es in Zukunft auch mehr geben. Parallel arbeite Finleap auch an einer App, die sich an Sparer richten soll – mehr will der Finleap-Vorstand aktuell jedoch nicht verraten.

Das passt in die neue Ausrichtung von Finleap – statt eigene Startups komplett selbst aufzuziehen, setzt es jetzt auf große Partner. Die letzte klassische Ausgründung war Joonko, das eigentlich ein Check24-Angreifer werden sollte. Durch eine geplatzte Finanzierungsrunde musste Joonko jedoch seinen Betrieb vergangene Woche einstellen. Der chinesische Versicherer Ping An hat nach Berichten des Versicherungsmonitors das Funding Corona-bedingt platzen lassen. Ping An ist ein wichtiger Partner von Finleap, das Unternehmen hatte 2018 mehr als 41 Millionen Euro investiert und auch Joonko mitfinanziert. Das unglückliche Ende von Joonko sei jedoch kein schlechtes Zeichen für künftige Zusammenarbeiten. „Die Beziehung zwischen Finleap und Ping An ist auch künftig eine gute“, sagt Resatsch dazu. Wie es mit der angekündigten Vertriebspartnerschaft weitergeht, ist bislang offen.