Finanzielle Greenkeeper: Das Team des Anlage-Startups Evergreen in Leipzig.

Robo-Advisor Evergreen verwaltet 100 Millionen Euro

Exklusiv: Beim Leipziger Anlage-Startup Evergreen ist das Wachstum trotz schwieriger Marktlage offenbar intakt. Besonders ein Fonds entwickelte sich nach Firmenangaben zuletzt gut. Gründer Iven Kurz sieht darin einen Beleg für die Relevanz nachhaltiger Anlagestrategien.

Der auf nachhaltige Anlagen spezialisierte Robo-Advisor Evergreen vermeldet einen Meilenstein. Kundengelder in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro (Assets under Management) würden seit August verwaltet, teilte das Finanz-Startup mit. Je nach Marktlage verzeichne das Unternehmen aus Leipzig zwischen drei und zehn Millionen Euro an Zuflüssen im Monat. Evergreen-Gründer Iven Kurz sieht darin einen Beleg für die Relevanz seines Angebots: „Automatisierte Anlagestrategien, die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit zusammenbringen, sind weiterhin gefragt“, sagte er.

Mehr Rendite als der MSCI World

Über Evergreen können Anleger in verschiedene Aktienfonds investieren, dabei lassen sich aktiv oder passiv gemanagten Portfolio wählen. Die genaue Zusammensetzung wird vor der Ersteinlage über einen Fragebogen ermittelt. Kurz zufolge sind die Zuflüsse besonders der Wertentwicklung beim Fonds Evergreen Sustainable World Stocks geschuldet. Dieser habe auf Sicht von anderthalb Jahren 34 Prozent Rendite erzielt – fast doppelt so viel wie der marktbreite MSCI World ETF.


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Der Evergreen-Fonds enthält rund 80 Aktien von Unternehmen „mit geringer CO2-Emissionsintensität“, wie es im Prospekt heißt. Unter den am stärksten gewichteten Titeln finden sich vor allem Tech-Unternehmen, so zählen beispielsweise Apple, Tesla und SAP zu den größten Positionen. Erstmals aufgelegt wurde der Fonds im November 2022.

Wachstum durch Zukäufe

Evergreen ist bereits seit 2018 am Markt und arbeitet zudem als Partner im Hintergrund von anderen Startups, beispielsweise bei der Öko-Neobank Tomorrow oder der Taschengeld-App Bling. Das Partnergeschäft mache rund 40 Prozent des Einlagenwachstums aus, heißt es vom Unternehmen. Der Rest entfalle auf das Direktgeschäft. In der Vergangenheit war Evergreen teilweise auch über Zukäufe gewachsen. So übernahm das Unternehmen 2022 den Kundenstamm des gescheiterten Anlage-Startups Vantik, kurz darauf konnten auch frühere Kunden von Rubarb zu Evergreen wechseln.

Das Marktumfeld für Robo-Advisor gestaltete sich zuletzt allerdings schwierig. Die Finanzmärkte schwankten in den letzten Jahren stark, vor allem wegen globaler Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg. Viele Robos konnten ihre Erwartungen in diesen Phasen nicht erfüllen, was das Vertrauen von Anlegern in automatisierte Anlagestrategien schwächte. Der Neobroker Scalable Capital beispielsweise – Marktführer im Robo-Geschäft – hat sich inzwischen von seinem ursprünglichen Angebot verabschiedet.