Bald erloschen: Der Glanz des Digitalvermögensverwalters Elinvar. (Bild: PR)

50-Millionen-Fintech Elinvar endgültig am Ende

Vom Hoffnungsträger zum Pleitefall: Viel Geld ist in das Berliner Fintech Elinvar geflossen, das Traditionsbanken per Software in die Neuzeit hieven wollte. Doch namhafte Investoren und Kunden halfen nichts. Es folgte die Insolvenz – und eine glücklose Käufersuche.

Noch ist die Homepage von Elinvar erreichbar, Animationen und Erklärvideos veranschaulichen Besuchern dort die Finanzsoftware des Fintechs. Lange wird dies jedoch nicht mehr der Fall sein. Die Server würden in den nächsten Wochen abgeschaltet, erklärt Sascha Feies auf Anfrage von Capital. Der Rechtsanwalt hat das Berliner Unternehmen zuletzt als Insolvenzverwalter begleitet – ohne durchschlagenden Erfolg. „Leider hat sich im Rahmen des durchgeführten M&A-Prozess kein Käufer oder Investor gefunden“, sagt Feies. Die Gesellschaft werde nun aufgelöst. Damit endet eines der wohl größten finanziellen Missverständnisse der hiesigen Fintech-Szene.

Gestartet unter großen Erwartungen

2016 war Elinvar unter großen Erwartungen gestartet, damals noch als Ausgründung der Fintech-Firmenschmiede Finleap. Als Software-Spezialist bot Elinvar eine technische Infrastruktur, etwa um Depots und Datenanalysen schnell und einfach aufsetzen zu können. Besonders von digital eher rückständigen Finanzhäusern erhoffte sich das Fintech Zulauf.

Eine These, die Investoren teilten: Mehr als 50 Millionen Euro flossen insgesamt in das Unternehmen, darunter auch von prominenten Namen wie der US-Bank Goldman Sachs. Und die Kunden kamen rasch: M.M. Warburg, Donner & Reuschel, Fürstlich Castell’sche Bank oder DKB – sie alle interessierten sich für die Software des Fintechs. Eigentlich beste Voraussetzungen: „Elinvar ist eins der erfolgreichsten und vielversprechendsten Unternehmen in unserem Portfolio“, sagte etwa der damalige Finleap-Chef Ramin Niroumand noch 2019 über das Fintech.

Doch die Realität war bald eine andere: Wichtige Kundenprojekte verzögerten sich oder wurden mangels Nachfrage nach kurzer Zeit eingestellt. Dazu standen bei Elinvar geringe Erträge ausufernden Kosten gegenüber. Der Cashburn bewegte sich den Bilanzen zufolge jährlich im hohen einstelligen Millionenbereich. Bis zu 140 Beschäftigte sollen zeitweise bei dem Unternehmen um Gründer Chris Bartz angestellt gewesen sein.

Entlassungen brachten keinen Turnaround

Mit Beginn der Funding-Krise 2022 spitzte sich die Lage dann zu. Zum Jahresende kündigte das Fintech einem Drittel seiner Belegschaft, wohl auch, um überhaupt noch einmal neues Geld von seinen Investoren zu erhalten. Doch die Geduld insbesondere des US-amerikanischen Prestige-Investors Goldman Sachs war begrenzt: Die Bank verkaufte ihre Anteile im Mai vergangenen Jahres sogar. Ein Hinweis, dass die anvisierte Gewinnzone wohl doch weiter weg war als erhofft.

Die Insolvenz von Elinvar im Oktober 2023 dürfte Beobachter daher kaum noch überrascht haben. Dass sich in der Folge für ein derart hochfinanziertes Fintech auch kein Käufer findet, war dagegen nicht unbedingt zu erwarten. Eine bittere Nachricht vor allem für die zuletzt 70 verbliebenen Mitarbeitenden des Fintechs. Ihnen sei bereits gekündigt worden, wie Insolvenzverwalter Sascha Feies mitteilte.