Das Elinvar-Team im Berliner Büro (Bild: PR).

Elinvar entlässt knapp ein Drittel der Belegschaft – und erhält neue Millionen

Exklusiv: Das Berliner Fintech Elinvar verkleinert das Team und entlässt Mitarbeiter. Gleichzeitig nimmt es allerdings auch weiteres Kapital auf, wie CEO Chris Bartz bestätigt. Er verfolge das Ziel, im Laufe des kommenden Jahres profitabel werden.

Dass es bei dem Berliner Wealth-Tech-Spezialisten nicht wirklich rund läuft – das hatte sich in den vergangenen Wochen ja schon angedeutet. Da waren die Verzögerungen in der Kooperation mit Donner & Reuschel; das erst jetzt publik gewordene Aus für den gemeinsam mit der Castellbank aufgesetzten Robo-Advisor „Castell Insight“; und diese Woche dann auch noch die Sache mit der DKB. Insofern war es nicht wirklich überraschend, dass bei Elinvar nun Entlassungen anstehen, wie Finanz-Szene und Finance Forward erfuhren. Gründer und CEO Chris Bartz bestätigt die Information auf Anfrage. Alles in allem soll es jeden Dritten der geschätzt 130 bis 140 Mitarbeiter treffen …

Das ist ein fraglos harter Schnitt. Dennoch dürfte Elinvar nicht in die Gruppe der „Und demnächst dann Insolvenz“-Fintechs fallen, sondern eher in die Gruppe jener Finanz-Startups, die nach Jahren allzu optimistischer Planungen nun erst einmal auf trockene Konsolidierung setzen. So berichtet Bartz erstens, dass aus den Reihen der Bestandsinvestoren (darunter Goldman Sachs und Toscafund) zuletzt noch einmal Kapital injiziert worden sei – man darf wohl von mehreren Millionen Euro ausgehen; zweitens betonte der Elinvar-Chef, die Erträge würden sich in diesem Jahr „mehr als verdoppeln“ (was man glauben darf, wo das Jahr ja nur noch zwei Monate hat); und drittens meinte Bartz, es sei „das klare Ziel, im Laufe des kommenden Jahres profitabel zu werden“.

Mal ein wenig gerechnet: 2020 hatte das Fintech (wie im Bundesanzeiger nachzulesen ist) Erträge von 2,7 Millionen Euro erwirtschaftet und prognostizierte für 2021 eine Verdopplung. Mal angenommen, es sind stattdessen eher 40 bis 50 Prozent Wachstum gewesen. Dann wäre man um die vier Millionen Euro rausgekommen, läge für dieses Jahr auf Kurs acht Millionen Euro und für das kommende Jahr (Bartz geht hier von weiterem, wenn auch moderaterem Wachstum aus) vielleicht irgendwo bei gut zehn Millionen Euro.

Bei durchschnittlichen Lohnkosten von 82.000 Euro (hergeleitet aus dem 2020er-Abschluss) und vielleicht 90 Mitarbeitern (knapp ein Drittel weniger als bislang) läge der Personalaufwand bei 7,4 Millionen Euro. Plus sonstige Kosten von drei Millionen Euro (so viel war’s 2020), sodass auf Jahressicht immer noch ein Verlust stünde, auf Monatssicht aber optimistisch gedacht vielleicht nicht mehr. Zugegeben: Nicht ganz der Case, in den Goldman einst kräftigst investiert hat. Aber auch kein hoffnungsloser Fall.