Berlin ist eine Hochburg für Fintech-Neugründungen (Bild: Flo Karr/Unsplash).

Umkämpfter Deal: Was steckt hinter der neuen Millionen-Wette von einem Ex-Stripe-Manager?

Exklusiv: David Schreiber machte als Produktmanager Karriere beim Zahlungsdienstleister Stripe und Neobroker Trade Republic. Nun gründet er selbst ein Fintech, der prominente Geldgeber Index Ventures soll eingestiegen sein. Was ist bekannt?

Es ist ruhig geworden. In der Hypephase 2021 starteten jede Woche Gründerinnen und Gründer in Berlin, regelmäßig verkündeten die Wagniskapitalgeber neue „Pre-Seed-Fundings“ oder andere frühe Startup-Wetten. Doch diese hohe Schlagzahl gibt es nicht mehr. Die Firmenbewertungen seien gesunken, die Deals würden langsamer verhandelt, heißt es aus der Szene. Die Millionen über Nacht sind zur Seltenheit geworden.

Doch es gibt sie noch, die umkämpften Deals. Das neue Fintech-Startup von David Schreiber gehört dazu, er war zuletzt Produktmanager beim Neobroker Trade Republic und ist in der Szene gut vernetzt. Viele der bekannten Wagniskapitalgeber hätten um einen Einstieg bei dem neuen Fintech gebuhlt. Nun sei die Finanzierung mit einem der globalen Top-Investoren beschlossene Sache, heißt es von mehreren Insidern.

Großer Markt mit alten Playern

Schon der Lebenslauf von David Schreiber ist beeindruckend. Nach Stationen bei dem Venture Capitalist Project A und der Beratung McKinsey war er sechs Jahre in unterschiedlichen Führungsrollen beim Zahlungsdienstleister Stripe tätig. Der Produktspezialist wechselte dann 2021 zum wichtigen Berliner Player Trade Republic, um in ähnlicher Rolle weiterzumachen. Gerade Stripe und Trade Republic gehören global zu den aussichtsreichen Fintech-Wetten.

Doch schon nach rund einem Jahr bei dem Berliner Neobroker packte es ihn offenbar: Der Absolvent der Elite-Universität WHU gründete selbst. Noch sind wenig Spuren des neuen Finanz-Startups zu finden. Es soll sich dabei um ein Scoring-Modell für Unternehmen handeln, zusammengefasst unter dem Stichwort „Know your business“. Ein Angriff auf Auskunfteien wie Creditreform oder Schufa. Ein schwieriger Markt, in dem sich bislang wenige Startups tummeln. Bonify, das sich an Endkundinnen und -kunden richtet, wurde erst kürzlich in einem kleineren Exit an die Schufa verkauft.

Andere Scoring-Fintechs wie beispielsweise Kreditech scheiterten. Schon das Interesse des Finanzinvestors EQT an einer Übernahme der Schufa zeigt allerdings das Potential des Marktes. Der Deal kam durch Widerstand der Banken, denen die Schufa gehört, nicht zustande.

Ein Lebenszeichen für die Fintech-Szene

Auch die Investoren in der Frühphase setzen auf das Thema. Bei dem neuen Startup bemühten sie sich um einen Einstieg – trotz einer hohen Bewertung: Rund vier Millionen Dollar sollen in das Fintech geflossen sein, zu einem Firmenwert von rund 20 Millionen Dollar, heißt es aus Finanzkreisen. Und das, obwohl der Gründer mit seiner Idee noch am Anfang steht. Wie genau das Konzept aussieht, ließ sich bislang nicht in Erfahrung bringen. Der Gründer wollte sich bislang nicht äußern.

Dabei gäbe es durchaus eine positive Nachricht zu verkünden: Den Zuschlag soll Index Ventures bekommen haben, einer der renommiertesten Wagniskapitalgeber der Welt. Auch Beyond Capital sei beteiligt, sagen mit den Vorgängen vertraute Personen. Ein Ritterschlag, das ein bekannter Investor wie Index Ventures so früh auf ein Thema setzt. Und ein Lebenszeichen für die deutsche Fintech-Szene.