Trade Republic, Gorillas, Flaschenpost: Das unglaubliche Portfolio der Zeitgold-Gründer
Während ihr Buchhaltungs-Startup Zeitgold nach einer Krise den Neustart versucht, beteiligen sich die beiden Gründer schon länger als Business Angel an anderen Firmen. Über die Jahre ist daraus der Fonds Discovery Ventures entstanden – mit gleich mehreren aussichtsreichen Investments.
Nach ihrem Ausstieg bei dem Payment-Startup Sumup starteten Jan Deepen und Stefan Jeschonnek gleich doppelt durch. Sie bauten mit viel Aufsehen und 50 Millionen Euro von Investoren die Firma Zeitgold auf. Sie sollte per Künstlicher Intelligenz Restaurantbesitzern bei ihrem Zettelchaos helfen. Nach einer Krise im vergangenen Jahr kam der Pivot, ein Großteil der Mitarbeiter musste gehen. Jeschonnek hat die Unternehmensführung kürzlich verlassen, wie Gründerszene berichtete.
Parallel gründeten die beiden 2015 auch noch eine Gesellschaft für ihre Startup-Investments: Discovery Ventures. Immer wieder tauchte ihr Name in den vergangenen Jahren bei Finanzierungsrunden auf, im Hintergrund entwickelte sich das Vorhaben weiter. Discovery Ventures ist längst ein „Mikro-VC“, zwei Fonds sind in den sechs Jahren entstanden, unter anderem die Flixbus-Gründer haben ihr Geld investiert. Es dürfte sich bei den Fonds jeweils um einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Betrag handeln.
Mehrere Milliarden-Wetten in einem kleinen Fonds
Dazu zählt auch Deutschlands wertvollstes Fintechs Trade Republic. Im vergangenen Jahr stieg Discovery Ventures bei einer Angel-Runde zusammen mit Cristina Stenbeck und dem Hellofresh-Chef Dominik Richter ein (Finance Forward berichtete). Es war noch bevor Accel und Founders Fund eine neue große Finanzierungsrunde kurze Zeit später zu einer Bewertung von rund 200 Millionen Euro anführte. Die Zeitgold-Gründer sind bei einer noch niedrigeren Bewertung eingestiegen. Seit der Monster-Funding vor einigen Tagen liegt der Unternehmenswert nun bei 5,3 Milliarden Dollar.
Auch bei dem zweiten großen Hype-Startup ist Discovery Ventures beteiligt. Bei Gorillas, das in den vergangenen Tagen Streiks seiner Fahrer in Berlin erlebte, stieg der Wagniskapitalgeber 2020 ein. Mittlerweile liegt der Firmenwert bei mehr als einer Milliarde Dollar und die Firma soll sich auf der Suche nach einer Summe von einer Milliarde Dollar befinden – zu einer Bewertung von mehreren Milliarden.
Natürlich sind beide Wetten noch nicht entschieden. Viel kann noch schief gehen. Doch Discovery Ventures ist in der Position, auch bei den kommenden Finanzierungsrunden an neue Geldgeber zu verkaufen, sogenannte Secondaries. Das ist nicht unüblich. Der Bewertungsanstieg hat sich für sie längst gelohnt. Einen kleinen Erfolg erlebten sie kürzlich: Die Scout-Gruppe kaufte Vermietet.de für 50 Millionen Euro, wie Deutsche Startups berichtete. Zu den Ausfällen zählt Caroobi, das Portal für Autoreparaturen, wurde in einem Notverkauf veräußert. Insgesamt rund 20 Firmen hat Discovery Ventures bereits finanziert.
Geldgeber aus der Szene setzen auf Discovery Ventures
Auch einige der Geldgeber des Fonds sind prominent. Vor allem die Flixbus-Gründer stechen dabei heraus, die sich beteiligt haben. Ansonsten ist beispielsweise der Liefery-Gründer Franz-Josef Miller, der mittelständische Geldgeber Evolutiq aus Köln oder der ehemalige Lufthansa-Manager Roland Busch.
Im Portfolio befinden sich unterdessen einige weiteren Firmen, die ein Erfolg werden könnten:
– Vation ist ein digitales Trainingsprogramm aus Köln.
– Choco bietet ein Bestellservice für Gastronomen, ein Hype-Thema der Vor-Coronazeit.
– i2x arbeitet an Künstlicher Intelligenz für Vertriebsteam – vom Studivz-Macher Michael Brehm.
– Verbit entwickelt Software zum Transkribieren von Gesprächen.
– Zenjobs vermittelt über seine Plattform Zeitarbeiter.
– Comtravo ist eine Reiseplattform für Geschäftsreisen.
– Legal OS analysiert Rechtsverträge.
– Softr bietet einen No-Code-Service.
– Compa ist ein Service für Finanzierungen in der Baubranche.
– Actio entwickelt eine Coaching-App.
– Sastrix verwaltet für Firmen die verschiedenen Software-Lösungen.
– Foodcircle ist eine Lebensmittelplattform für Unternehmen.
– Linearity hat eine Zeichen-App herausgebracht.
– Warehousing1 ist ein Logistik-Startup.
– Orda vermittelt per App das Essen etwa von Hobby-Köchen.
Der Fonds steigt in der Regel sehr früh bei den Startups ein. Vor drei Jahren sagte Jan Deepen gegenüber Deutsche Startups: „Wir investieren gerne sehr früh in hervorragende Teams, die mit hochgekrempelten Ärmeln ein tiefes Verständnis von einem Nummer 1-Problem entwickelt haben und schon ziemlich genau wissen, wie eine Lösung dafür aussehen könnte.“