Delivery Hero will bald auch Kredite ausliefern
Bei der Suche nach neuen Erlösquellen setzt der Berliner Essenslieferdienst offenbar auf Finanzgeschäfte. So könnten Restaurants von Delivery Hero bald etwa auch Kredite erhalten, wie eine aktuelle Stellenanzeige nahelegt. Das Geschäft ist milliardenschwer – und wird bereits von wichtigen Konkurrenten bedient.
Wie bestellt, so geliefert: Das könnte bei Delivery Hero bald auch für Finanzprodukte gelten. Der Essenslieferdienst sucht neue Umsatzströme – und plant dafür offenbar ins Geschäft mit Krediten einzusteigen. Darauf deutet eine Stellenanzeige hin, die das Berliner Unternehmen derzeit auf seiner Homepage ausgeschrieben hat.
Dort sucht Delivery Hero zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen sogenannten „Data Analyst Lending“ für die junge Fintech-Sparte des Konzerns. Diese entwickelt laut Beschreibung „innovative Kreditprodukte für verschiedene Märkte“, die sich unter anderem an Restaurantbetreiber und Fahrer auf der Essensplattform richten sollen.
Bewerbern verspricht das Unternehmen die Arbeit in einem Team von hoher finanzieller Relevanz: Es gehe um „Transaktionen in Milliardenhöhe“, heißt es. Die jeweilige Person soll eng mit Fintechs zusammenarbeiten und etwa die Datengrundlage bei der Ausgabe von Krediten verbessern. Erfahrungen im Bereich Business Intelligence und Scoring seien gewünscht.
Bestelldaten helfen bei Kreditvergabe
An welchen Kreditprodukten sein Team genau arbeitet, wollte das Unternehmen auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. „Wir experimentieren fortlaufend mit neuen Produkten, um das Erlebnis unserer Kunden und Partner zu verbessern“, teilte ein Sprecher von Delivery Hero mit. Dies beinhalte auch Finanzlösungen, insbesondere in Lateinamerika und dem Mittleren Osten.
Als wahrscheinlich gelten jedoch spezielle Finanzierungsangebote für Restaurants, wie sie in vielen Ländern schon länger üblich sind. Restaurants haben oft schwankende Einnahmen, während die Ausgaben für Miete und Gehälter konstant bleiben. Kredite helfen, diese Lücken zu schließen. Häufig genutzt werden die Angebote außerdem, um neue Ladengeschäfte oder größere Wareneinkäufe vorzufinanzieren.
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Zwar kommen dafür grundsätzlich auch Bankkredite infrage. Für Gastronomen sind diese aber nicht immer die beste Wahl. Die Konditionen sind oft teuer und der Abruf von Finanzmitteln nicht kurzfristig möglich. Bei Lieferdiensten ist das anders: Sie verfügen meist schon über viele Finanzdaten ihrer Restaurantpartner. Rückzahlungen können beispielsweise an die Umsätze gekoppelt werden, was für Restaurants mit unregelmäßigem Cashflow vorteilhaft ist. Gleichzeitig sinkt für die Lieferdienste dadurch das Ausfallrisiko.
Kein Angebot in Deutschland
Ein Pionier wäre Delivery Hero in dem Bereich allerdings nicht. Die US-Lieferdienste Doordash und Ubereats beispielsweise bieten entsprechende Kreditprodukte bereits seit einigen Jahren an. In Deutschland wirbt Lieferando mit einem Finanzierungsangebot. Restaurants können dabei zwischen 1.000 und 100.000 Euro erhalten, nach einem kurzen Online-Antrag soll das Geld bereits am nächsten Werktag auf dem Konto sein. Für das Angebot kooperiert Lieferando mit dem Berliner Fintech Banxware. Ebenfalls in dem Segment aktiv ist der Essenslieferdienst Wolt, der die Kredite über den Finanzpartner Finmid vermittelt.
Die mögliche Sorge vor neuer Konkurrenz durch Delivery Hero dürfte sich bei den Anbietern jedoch in Grenzen halten, zumindest hierzulande. Delivery Hero hat sich bereits 2021 aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in 70 Ländern aktiv, vor allem die Märkte Südkorea, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate sind umsatzstark. Dort dürfte es Delivery Hero auch vergleichsweise leicht fallen, mit neuen Finanzprodukten in den Markt zu starten. Anders als in Deutschland gibt es im außereuropäischen Ausland meist weniger Regularien, etwa bei der Kreditvergabe und Kundenprüfung.