Nach neuer Krypto-Regulierung: Stablecoin-Herausgeber Circle bringt sich in Europa in Stellung
Der zweitgrößte globale Stablecoin-Anbieter Circle hat im Sommer einen Euro-Stablecoin herausgebracht, der bislang nicht in Europa zugelassen ist. Das könnte sich nun ändern. Für die europäische Expansion engagierte das US-Unternehmen einen deutschen gutvernetzten Krypto-Experten. Was steckt dahinter?
Die Kryptobranche soll in Europa endlich bekommen, was ihr dringend fehlt: klare Regeln. Die lange erwartete „Markets in Crypto Assets“-Verordnung (Mica) legt fest, welche Player in der Europäischen Union künftig Kryptogeschäfte tätigen dürfen. Anfang 2024 tritt die Verordnung voraussichtlich in Kraft.
Nähe zu den Regulierungsbehörden
Das US-Fintech Circle, 2013 gegründet und von Wagniskapitalgebern mit 1,5 Milliarden Dollar finanziert, ist schnell gewachsen: Sein Dollar-Stablecoin USDC hatte im August 55 Milliarden Dollar im Umlauf, ein Jahr zuvor waren es noch 25 Milliarden. Der Coin ist durch Bargeld und US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit gedeckt. Das Unternehmen habe eine „ausgesprochene Nähe zu den Regulierungsbehörden“, sagt Julius Nagel, Podcasthost bei Alles Coin, Nichts Muss von Finance Forward.
Es geht damit einen anderen Weg als der Stablecoin Terra, der im Frühjahr zusammengebrochen ist und die Kryptokrise mit verursacht hat. Oder Tether, bei dem es Fragezeichen gibt, ob wirklich genügend Geld hinterlegt ist. Stablecoins sind wichtig, um eine stabile Kryptowährung zu haben, die an den Dollar-Wert gekoppelt ist – beispielsweise um Geld zu parken oder über Ländergrenzen zu schicken.
Circle versucht sich bereits an einem Euro basierten Stablecoin: Ende Juni 2022 hat es den EUROC gelaunched, der durch eine US-Bank emittiert wird. Die absurde Situation: Damit ist er für EU-Bürgerinnen und -Bürger noch nicht nutzbar. Die Marktkapitalisierung des EUROC ist mit knapp 75 Millionen Dollar noch sehr klein. Circle wollte mit dem Setup in seinem gewohnten Rechtsrahmen der USA agieren.
Europäische Player sind noch nicht aufgetaucht
Die „Markets in Crypto Assets“-Verordnung (Mica) bringt nun aber frischen Wind für die Idee eines Euro-Stablecoins. „Es ist zu erwarten, dass Circle sich im Zuge der Mica-Regulierung so aufstellen wird, dass sie ihren EUROC auch Kunden in der EU zugänglich machen werden“, sagt Krypto-Experte Nagel. Allerdings biete Mica auch eine Möglichkeit für neue Anbieter, das Rennen um den ersten regulierten, Euro-basierten Stablecoin für sich zu gewinnen.
Patrick Hansen ist der Manager, der für Circle in Europa die ersten Hürden nehmen soll. Er ist in der Krypto-Szene und Politik gut vernetzt, war zuvor beispielsweise Head of Blockchain beim Techverband Bitkom und danach in unterschiedlichen Postionen in der Kryptoszene unterwegs. Gerade bei der Diskussion um die neue Mica-Regulierung wurde sein Netzwerk nach Brüssel deutlich, er hatte viele Informationen aus den Diskussionen zuerst. Die Personalie zeigt, dass Circle es nun auch in Europa richtig versuchen will. „Der Euro macht fast 40 Prozent der globalen SWIFT-Zahlungen aus, 20 Prozent der globalen Währungsreserven, aber nur 0,2 Prozent der globalen Stablecoin-Marktkapitalisierung“, sagte Hansen kürzlich in einem Interview mit Cointelegraph.
Bereits jetzt ist abzusehen, dass sich im Markt für USD-Stablecoins nur wenige Gewinner etablieren. Ähnlich könnte das auch in Europa aussehen. „Es ist vorteilhaft, einen Euro-Stablecoin zu haben“, schrieb Philipp Sandner, Leiter des Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) an der Frankfurt School of Finance, in einer Analyse zu den Circle-Plänen vor einiger Zeit. „Europäische Player gibt es da aber keine Großen, die scheinen das Thema immer noch nicht zu verstehen“, sagt er. „Daher wird die US-Firma Circle das wohl richten.“
Alle wichtigen Krypto-News der Woche hört ihr jeden Samstag in unserem Podcast „Alles Coin, Nichts Muss“ mit den Hosts Julius Nagel und Florian Adomeit.