Baute das bekannte Banking-Fintech Kontist auf: Christopher Plantener. © Kontist

Szenekopf Christopher Plantener wirft bei neuem Steuer-Startup hin

Der Gründer des Banking-Fintechs Kontist arbeitete zuletzt im Verborgenen an einem neuen Startup im Steuerbereich. Nun hat Christopher Plantener überraschend seinen Abschied verkündet. Weitergehen soll es mit dem Projekt trotzdem – erste Pläne der neuen Firma werden nun bekannt.

Die Vorbereitungen liefen im Hintergrund. Seit November vergangenen Jahres werkelte Christopher Plantener an einem neuen Steuer-Startup. Plantener ist vor allem für sein vorheriges Banking-Fintech Kontist bekannt, das er 2022 für einen Millionenbetrag an einen dänischen Wettbewerber verkaufte. Entsprechend aufmerksam dürften Szenebeobachter sein neues Projekt verfolgt haben. Zuletzt verdichteten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Start.

Vor wenigen Tagen dann die Überraschung: In einem Linkedin-Post verkündete Christopher Plantener seinen Abschied als Geschäftsführer der neuen Firma, die bislang unter dem Projektnamen Neuplaner agierte. Als Grund führte Plantener schwierige Gespräche mit Geldgebern an. Man habe sich daher entschlossen, vorerst „den organischen Weg“ zu gehen. „Dazu braucht es keine drei aktiven Gründer, also überlasse ich das operative Geschäft meinem Mitgründer Melchior Neumann“, schrieb Plantener. Er selbst wolle aber als Investor und Aufsichtsrat an Bord bleiben.

Der Schritt wirft Fragen auf: An welchem Steuer-Produkt haben Plantener und sein Team, zu dem neben Melchior Neumann auch der Kontist-Mitgründer Benjamin Esser gehört, zuletzt gearbeitet? Und: Warum gestalteten sich die Gespräche mit Investoren offenbar schwierig?

„Wollen Steuerberatung für KI-Zeitalter bauen“

Viel war über das Projekt bislang nicht bekannt. Aus dem Unternehmensumfeld hieß es im vergangenen Jahr lediglich, das Fintech nehme sich Themen wie der Grundsteuer und dem E-Invoicing an – also den weitgehend automatisierten Austausch von Rechnungen zwischen Unternehmen und Finanzbehörden. Über eine technische Plattform erhofften sich die Gründer angeblich neue Möglichkeiten beim Automatisieren von Steuerangelegenheiten.

Auf Nachfragen von Finance Forward heißt es nun: „Wir arbeiten an einer voll digitalen Steuerberatung“, wie Mitgründer Melchior Neumann mitteilt. Durch Künstliche Intelligenz und die E-Rechnungspflicht sei mit großen Veränderungen im Markt zu rechnen, so Neumann: „Wir wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten und die Steuerberatung für das KI-Zeitalter bauen.“


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Den früheren Kontist-Gründern schwebt dafür ein besonderes Geschäftsmodell vor: Sie möchten bestehende Steuerkanzleien kaufen und technologisch auf den neuesten Stand bringen. „Im Kern geht es also nicht um die Entwicklung einer eigenen Software, sondern um die Optimierung der Prozesse und den richtigen Technologieeinsatz“, so Neumann.

Das Modell erinnert an Startups aus anderen Branchen. Beispielsweise an das Solar-Startup 1Komma5°, das Elektrikerbetriebe übernimmt und mit iPads ausstattet. Auf Arztpraxen hat sich die Berliner Firma Avi Medical spezialisiert. Auch für den Steuerbereich rechnete sich Christopher Plantener offenbar gute Marktchancen aus. Um die 50.000 Kanzleien soll es laut Bundessteuerberaterkammer allein in Deutschland geben.

Gespräche mit Private-Equity-Investor geplatzt

Das Geschäft mit Firmenübernahmen ist kapitalintensiv, weshalb sich das Team zuletzt nach Geldgebern umschaute. Gespräche mit einem Private-Equity-Investor seien sogar weit fortgeschritten gewesen, sagt Mitgründer Neumann. „Mit dem hätten wir in sehr hoher Schlagzahl Kanzleien akquirieren können“.

Allerdings gab es aus Sicht der drei Gründer einen Showstopper: „Wir hätten viel Kontrolle am Unternehmen abgeben müssen“, sagt Neumann. Deshalb habe man sich entschieden, vorerst ohne Investor weiterzumachen und das Projekt im kleinen Rahmen umzusetzen. Schon in den nächsten Wochen wolle man „die ersten ein bis zwei Kanzleien“ übernehmen. An dem Projekt sind Neumann zufolge derzeit sechs Personen beteiligt.

Auch Christopher Plantener wirke im Hintergrund weiter an dem Vorhaben mit, versichert Neumann. Daneben scheint sich Plantener offen für neue Projekte zu zeigen: Nach „einem Jahr am Reißbrett ohne das gewünschte Ergebnis“ wolle er sich wieder „die Hände schmutzig machen“, schrieb er in seinem Linkedin-Post. „Mit anderen Worten, ich bin offen für kurz- und langfristige Projekte. Wenn jemand eine gute Idee hat oder Unterstützung braucht – sagt mir Bescheid“.