Baute das bekannte Banking-Fintech Kontist auf: Christopher Plantener. © Kontist

Nach dem Exit: Kontist-Gründer arbeitet an neuem Steuer-Startup

Exklusiv: Nach dem Verkauf von Kontist ist Christopher Plantener vor kurzem aus seinem Banking-Startup ausgestiegen. Gemeinsam mit früheren Weggefährten hat er nun erneut gegründet.

In seinem Linkedin-Profil gibt sich Christopher Plantener noch geheimnisvoll. Seine aktuelle Tätigkeit sei „In Stealth Mode“, schreibt der frühere Chef und Gründer des Banking-Startups Kontist. Zu Deutsch: Noch nicht spruchreif. Nur ein Hinweis gibt Plantener schon mal auf seinen neuen Job: Er arbeite derzeit „an etwas Neuem im Bereich Steuern“.

Lange scheint es Plantener jedenfalls nicht ohne Beschäftigung ausgehalten zu haben. Erst im August schied er nach fast acht Jahren als Gründer und Geschäftsführer bei Kontist aus. Das Fintech hatte Plantener im vergangenen Jahr für einen angeblich zweistelligen Millionenbetrag an den dänischen Wettbewerber Ageras verkauft.

Nach Finance Forward-Recherchen ging dem Deal zwar eine deutliche Abwertung voraus, ein Achtungserfolg war Kontist in der Fintech-Szene aber durchaus: Rund 50.000 Selbstständige sollen das Bankkonto des Fintechs verwendet haben, verkündete Kontist zum Exit. Dazu ist es Plantener und seinem Team gelungen, eine bekannte Marke aufzubauen. Insgesamt flossen mehr als 30 Millionen Euro in das Berliner Unternehmen.

Neue GmbH angemeldet

In der Szene dürfte man daher aufmerksam verfolgen, woran Christopher Plantener als Nächstes arbeitet. Nun gibt es erste konkrete Hinweise: Laut Handelsregister hat der 47-Jährige vergangene Woche eine neue Firma angemeldet. Die sogenannte „Neuplaner GmbH“ fungiert laut Unternehmensgegenstand als „Berufsausübungsgesellschaft zur geschäftsmäßigen Hilfeleistung in Steuersachen“. Auch die „mit dem Berufsrecht der Steuerberater zu vereinbarenden Tätigkeiten“ gehören demnach zum Betätigungsfeld.

Bereits bei Kontist widmete sich Plantener dem Thema. Selbstständige können sich ihre Steuererklärungen von dem Fintech erstellen lassen. Dazu übernimmt Kontist den Schriftverkehr mit dem Finanzamt. Dass Plantener so kurz nach seinem Abschied im selben Bereich wieder gründet, ist mindestens bemerkenswert. Oft vereinbaren Käufer sogenannte Wettbewerbsverbote, um scheidende Gründer für längere Zeit vom Markt fernzuhalten.

Ebenso bemerkenswert: Mit Benjamin Esser und Melchior Neumann hat sich Plantener mit zwei früheren Weggefährten von Kontist zusammen getan. Esser fungierte zwischen 2020 und 2023 als CEO, Neumann baute für das Banking-Startup das Steuerberatungsgeschäft auf. Alle drei sind zu jeweils knapp einem Drittel an dem neuen Unternehmen beteiligt, wie dem Handelsregister weiter zu entnehmen ist. Eine kleine Beteiligung hält zudem der Rechtsanwalt Guido Kluck.

Kontist kämpft derweil mit Beschwerden

Auf eine Anfrage von Finance Forward reagierte Gründer Christopher Plantener kurzfristig nicht. Auch im Register des Deutschen Patent- und Markenamts, das mitunter weitere Hinweise zum Produkt liefert, finden sich zur Neuplaner GmbH noch keine Einträge.

Aus dem nahen Unternehmensumfeld ist jedoch zu hören, dass sich das Steuer-Produkt des Fintechs nicht nur an Selbstständige richten soll. Es gehe unter anderem um Themen wie Grundsteuer und E-Invoicing – also den weitgehend automatisierten Austausch von Rechnungen zwischen Unternehmen und Finanzbehörden. Über eine technische Plattform erhoffen sich die Gründer angeblich neue Möglichkeiten beim Automatisieren von Steuerangelegenheiten.

Vielleicht ist das neue Unternehmen auch eine Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen bei Kontist selbst. Nach Informationen von Finance Forward soll der neue Eigentümer den Steuerservice zuletzt zurückgefahren haben. Dazu gab es eine saftige Preiserhöhung: Seit Juli müssen Kunden statt wie bisher 99 Euro rund 180 Euro im Monat zahlen. Auf den Bewertungsportalen Trustpilot und Google häufen sich die Beschwerden. Gut möglich, dass Christopher Plantener hier mit seinem neuen Unternehmen eine Chance sieht.