Verbotenes Marketing: Krypto-Börse Bitvavo nimmt keine deutschen Kunden mehr an
Exklusiv: Die niederländische Krypto-Börse Bitvavo hat eine Kryptoverwahrlizenz bei der Finanzaufsicht Bafin beantragt – Büros in Berlin und Frankfurt sind geplant, um nach Deutschland zu expandieren. Doch jetzt nimmt das Startup plötzlich keine Nutzerinnen und Nutzer mit Wohnsitz in Deutschland mehr auf. Was ist passiert?
In der deutschen Krypto-Youtuber-Szene ist Bitvavo ein bekannter Name. Unter viele Videos schreiben die Influencer: „Hier kaufen wir unsere Kryptos“ – es folgt ein Affiliate-Link zu dem niederländischen Fintech. Jede Weiterleitung bringt ihnen Geld.
Der Vorstoß ist eigentlich keine Überraschung. Die Krypto-Börse will hierzulande schließlich groß herauskommen und die schwächelnde Phase von Branchenprimus Binance ausnutzen. Schon im Mai vergangenen Jahres hatte das Unternehmen seinen Antrag bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin für eine Kryptoverwahrlizenz eingereicht (Finance Forward berichtete).
Profitiert vom Boom
Im Januar hatte Bitvavo sich noch dafür gefeiert, in Europa vor der großen Börse Kraken zu liegen. Im vergangenen Jahr habe die Börse mit mehr als 34 Milliarden Euro das höchste kumulative Euro-Volumen verzeichnet, teilte sie mit. Insgesamt spricht die Firma von rund 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden.
Weltweit zählt die App nach Schätzungen des Analysetools Appfigures fast zwei Millionen Downloads bislang. Deutschland kommt davon auf mittlerweile rund 120.000 Downloads. Ein großer Teil davon kam in den ersten Monaten des laufenden Jahres zusammen. Diese starken Zahlen zeigen einen Trend auf, auch wenn nicht jeder Download in einem eröffneten Nutzerkonto endet.
Bitvavo-Gründer Mark Nuvelstijn hatte gegenüber Finance Forward im vergangenen Jahr gesagt, er hoffe, im ersten Halbjahr 2024 das Go von der deutschen Aufsicht zu bekommen. 25.000 Nutzerinnen und Nutzer zählte die Börse zu dem Zeitpunkt eigenen Angaben zufolge aus Deutschland. In den kommenden Jahren sollte der Markt in den Fokus rücken – mit eigenen Büros in Frankfurt und Berlin. Nach Informationen von Finance Forward ist der Antrags-Prozess um die Kryptoverwahrlizenz nun allerdings ins Stocken gekommen.
Herber Rückschlag
Der Grund: Bitvavo hatte bereits Marketing-Aktionen begonnen, dabei besitzt es die Krypto-Lizenz noch gar nicht. In Youtube-Videos und mit Influencern warb es hierzulande um Kundinnen und Kunden. Das ist Krypto-Unternehmen nach Auflagen der deutschen Finanzaufsicht Bafin nicht erlaubt.
Aus Finanzkreisen heißt es, dass sich die Behörde aus diesem Grund an den Marketing-Aktionen gestört habe. Auf Anfrage teilte die Behörde lediglich mit, sich zu Einzelunternehmen grundsätzlich nicht zu äußern.
Eine Sprecherin von Bitvavo erklärt auf Nachfrage: Der angekündigte Antragsprozess für eine Kryptoverwahrlizenz in Deutschland sei noch nicht abgeschlossen. „Wir arbeiten selbstverständlich daran, alle geltenden Vorschriften zu erfüllen. Die Tatsache, dass wir das Onboarding von neuen Nutzern mit Wohnsitz in Deutschland gestoppt haben, sollte in diesem Zusammenhang gesehen werden“, teilt sie mit. Im Kryptoboom ist das einer herber Rückschlag für die Niederländer.