Beim Staking stellt man seine Kryptowährungen dem Netzwerk zur Verfügung (Taylor Vick/Unsplash)

Staking – das Versprechen vom anstrengungslosen Krypto-Einkommen

Das sogenannte Staking gewinnt im Krypto-Markt an Bedeutung. Dabei setzen Krypto-Halter ihre Coins dazu ein, die Blockchain fortzuschreiben – im Gegenzug erhalten sie eine Belohnung. Wie funktioniert das?

Gerade in den turbulenten Wochen steht der Bitcoin-Preis im Fokus, unzählige Artikel beschäftigen sich damit. Dabei gibt es längst mehrere Anlagemöglichkeiten für Kryptowährungen. Man muss nicht nur auf Kursgewinne spekulieren, sondern kann beispielsweise Coins verleihen und dafür Zinsen vereinnahmen. Es gibt allerdings noch einen weiteren Weg, der rasant an Bedeutung gewinnt: Staking.

Dabei setzen – vereinfacht ausgedrückt – Krypto-Besitzer ihre Coins dafür ein, neue Blöcke zur dazugehörigen Blockchain hinzuzufügen, und bekommen im Gegenzug eine Belohnung. „Der Markt wächst“, sagt Raffael Huber, Research-Chef des auf Krypto-Assets spezialisierten Schweizer Finanzdienstleisters Bitcoin Suisse. Das liegt unter anderem daran, dass Staking weniger Energie benötigt als Krypto-Mining.

Die Rewards unterscheiden sich deutlich

Staking funktioniert ausschließlich bei Coins, die auf dem Prinzip „Proof of Stake“ (PoS) basieren. Der Bitcoin gehört nicht dazu: Die Blockchain wird in diesem Fall über den Mechanismus „Proof of Work“ (PoW) fortgeschrieben. Dabei arbeiten Miner gemeinsam an einer mathematischen Gleichung, setzen dafür Rechenleistung ein, und wer zuerst die Lösung findet, darf den nächsten Block zur Blockchain hinzufügen.


Übrigens: Wir geben einen Überblick zu den wichtigsten DeFi-Projekten – wie kann man von ihnen profitieren? Wie funktioniert beispielsweise Staking genau? Und welche steuerlichen Fragen ergeben sich daraus? Gemeinsam mit Insidern aus der Branche und Blockchainexperten wie Peter Großkopf, Katharina Gehra und Dr. Steffen Rapp besprechen wir die wichtigsten Fragen. Die Antworten bekommt ihr in unserem digitalen Workshop, den wir am 1. Dezember geben.


Bei PoS bieten Nutzer dem Protokoll keine Rechen-Power als Sicherheit an, sondern bestehende Münzen. Diesen „Stake“, ihren Anteil an der jeweiligen Kryptowährung, können sie auf der Blockchain für eine bestimmte Zeit sperren und dadurch das Recht erwerben, als sogenannte Validatoren neue Blöcke hinzuzufügen. Das Protokoll bestimmt per Zufallsprinzip, wer den nächsten Block validieren darf. Es gilt: Je mehr Coins man einsetzt, desto höher ist die Chance, ausgewählt zu werden.

Kryptowährungen mit Proof-of-Stake-Verfahren werden bei Coin-Haltern immer beliebter. Zu den Währungen, die gestaked werden, gehören unter anderem Cardano, Polkadot und Ethereum 2.0, das Blockchain-Upgrade von Ethereum, das von PoW zu PoS migriert ist. Das Portal stakingrewards.com weist derzeit 152 Devisen aus, die auf PoS basieren. Ihre Rewards unterscheiden sich deutlich: Bei Cardano liegt die Belohnung fürs Staking derzeit bei 7,26 Prozent des gestakten Kapitals, bei Divi sind es fast 30 Prozent.

„Der Reward muss hoch genug sein, um Anleger vom Staking zu überzeugen“

Für die Unterschiede gibt es einen einfachen Grund. „Der Reward muss hoch genug sein, um Anleger vom Staking zu überzeugen. Er darf aber nicht so hoch sein, dass zu viele Coins entstehen, weil das die Inflation anheizen würde“, erklärt Huber. „Man muss eine Balance finden. Die sieht bei jeder Währung anders aus.“

Der Staking-Reward wird dabei nicht in Euro oder US-Dollar angegeben, sondern in der jeweiligen Kryptowährung. Deren Kurs kann schwanken. Bricht der Wert einer Währung ein, während man Coins festgeschrieben hat, steht man womöglich schlechter da, als wenn man seine Coins verkauft und Kursgewinne realisiert hätte. Während Coins gestaked sind, kann man in der Regel nicht darüber verfügen, sie also auch nicht verkaufen, wenn der Kurs einen neuen Rekordstand erreicht.

Wer Staking betreiben will, kann das – ebenso wie Mining – auf eigene Faust tun. Man benötigt dann allerdings die Software zur Blockchain, außerdem einen gewissen Grundstock an Coins. Bei Ethereum 2.0 muss man mindestens 32 Münzen besitzen, um staken zu können – und der Kurs steht momentan bei rund 2.200 Euro. Bei anderen Währungen sind die Hürden zwar deutlich niedriger. Einfacher, als selbst ein Validator zu werden, ist es aber, über einen Staking Pool zu gehen, das heißt: Sich mit anderen Coin-Besitzern zusammenzutun. Einer der bekanntesten Staking Pools für Ethereum 2.0 ist beispielsweise Rocket Pool.

Kraken, Binance und Coinbase bieten Staking an

Besonders komfortabel für Einsteiger ist Staking, wenn man es über eine Krypto-Börse betreibt. Mit Kraken, Binance und Coinbase bieten drei der größten Handelsplätze diese Möglichkeit, wenn auch längst nicht für alle PoS-Coins. Dienstleister wie Bitcoin Suisse bieten ihren Kunden ebenfalls an, für sie zu staken, behalten dafür aber einen Teil des Reward – ebenso manche Krypto-Börsen.

Für manche Krypto-Halter dürfte ein Nachteil des Stakings sein, dass man dabei seine Münzen aus der Hand gibt. Denn: Not your key, not your coins. Krypto-Experte Huber sieht indes keine großen Sicherheitsrisiken, solange man sich an etablierte Anbieter hält. „Bei den großen, bekannten Providern ist das Sicherheitsrisiko gering“, sagt er. Wenn ein unbekannter Staking-Dienstleister astronomische Rewards verspricht, sollten Krypto-Halter allerdings hellhörig werden.

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