764 Prozent Wachstum – Bitpanda erzielte im Krypto-Hype knapp eine halbe Milliarde Umsatz
Exklusiv: Im Hypejahr 2021 steigerte die Krypto-App Bitpanda ihren Umsatz um 764 Prozent – parallel erzielte das Fintech einen Gewinn, wie ein neuer Geschäftsbericht zeigt. Auch für das aktuell schwierige Jahr plant das Unternehmen mit einem moderaten Wachstum.
Während die Stimmung an den Kryptomärkten zurzeit gedämpft ist, hat das Österreicher Krypto-Startup Bitpanda seine Zahlen für das Jahr 2021 veröffentlicht – mit Rekordwerten für die Fintech-Szene im deutschsprachigen Raum. In der Hochphase von Währungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. erzielte die Firma einen Umsatz von 477,9 Millionen Euro. Sie ist damit wesentlich größer als andere Fintech-Unicorns wie N26 oder Trade Republic. Eine weitere Besonderheit bei Bitpanda im Vergleich zu den anderen Finanz-Startups: Am Ende blieb ein Jahresüberschuss von 37,5 Millionen Euro hängen.
Beispielloses Wachstum in der Hochphase
Die Krypto-App ist erst in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, weil die Gründer Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer nach dem Start erst einmal eigenfinanziert arbeiteten. Sechs Jahre nach der Gründung holte das Unternehmen 2020 erst Wagniskapitalgeber an Bord und zündete den Turbo. Mittlerweile wird es mit 4,1 Milliarden Dollar bewertet, prominente Fintech-Investoren wie Peter Thiels Valar Ventures und der geheimnisvolle Fonds Hedosophia sind eingestiegen. Die letzte Finanzierungsrunde machte das Unternehmen im vergangenen Sommer.
Das einträgliche Geschäftsmodell von Bitpanda: Immer dann, wenn die Kunden Kryptowährungen kaufen oder verkaufen, verdient das Fintech an einer Handelsspanne und Gebühren. So kam es auf einen Umsatz von 477,9 Millionen Euro. Das ist ein ziemlich beispielloses Wachstum in der Fintech-Szene des deutschsprachigen Raums von 764 Prozent. 2020 lag dieser Umsatz noch bei 55 Millionen Euro.
Das Handelsvolumen, das über Bitpanda lief, lag laut dem Geschäftsbericht bei 17,9 Milliarden Euro. Das entspricht einer Takerate von 2,6 Prozent. Von der sei ein Teil allerdings auf buchhalterische Effekte zurückzuführen, heißt es von Mitrgründer Eric Demuth: Die eigenen Bestände von Bitpanda hätten im Geschäftsjahr massiv an Wert gewonnen. Die reale Takerate liege bei 1,8 Prozent, so der CEO. Dieser für eine Börse vergleichsweise hohe Wert lässt sich erklären, weil die Kryptobörsen im Vergleich zu traditionellen Börsen relativ hohe Gebühren verlangen.
Das Geschäft hat sich für Bitpanda ausgezahlt. Im vergangenen Jahr stieg das Betriebsergebnis von zwölf Millionen Euro um 327 Prozent auf 51,7 Millionen Euro. Am Ende blieb nach den Steuern ein Jahresüberschuss von 37,5 Millionen Euro.
Parallel zu den starken Umsatzzahlen stiegen aber auch die Personalkosten rasant. Sie beliefen sich im vergangenen Jahr auf 71,7 Millionen Euro (Vorjahr: 14 Millionen Euro). Im Jahresdurchschnitt 2021 lag die Mitarbeiterzahl bei 389 Personen. Vor den Entlassungen sollen es rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen sein – dies unterstreicht das ungezügelte Wachstum der vergangenen Monate.
Fragezeichen für die Zukunft
Die große Frage hinter den starken Geschäftszahlen des Kryptoplayers ist: Wie schlägt sich das Unternehmen im aktuellen Bärenmarkt? In der Prognose des Geschäftsberichts heißt es, Bitpanda erwarte ein „moderates Wachstum des Gesamtunternehmens und des damit verbundenen Handelsvolumens“. Schon ein vergleichbares Ergebnis wie 2021 wäre ein großer Erfolg für die Wiener Firma. Bei börsennotierten internationalen Konkurrenten wie Coinbase sind die Umsätze zuletzt eingebrochen.
Die starke Abhängigkeit vom volatilen Kryptomarkt dürfte der Grund sein, warum die Geldgeber Bitpanda im vergangenen Jahr trotz des massiven Wachstums nur mit 4,1 Milliarden Dollar taxierten. Die Neobank N26 peilt für 2021 rund 120 Millionen Euro Umsatz an und ist damit wesentlich kleiner als Bitpanda. Trotzdem erzielte die Berliner Firma bei der letzten Finanzierungsrunde einen Bewertung von rund neun Milliarden Dollar.
Bitpanda versucht sich derweil breiter aufzustellen. Im vergangenen Jahr hat es auch den Handel mit Aktien und ETFs eingeführt. Doch laut Geschäftsbericht sei der Kryptohandel immer noch der „größte Treiber des Unternehmensumsatzes“. Hinzukommt, dass sich auch der Aktienhandel zuletzt in einem Tief befindet. Wie das Wiener Startup in diesem Jahr abschneidet, hat es deswegen nicht allein in den Händen.
*Disclaimer: Der Artikel wurde im Nachhinein um ein Statement von CEO Eric Demuth ergänzt.