Binance zieht Lizenzantrag in Österreich zurück
Exklusiv: Die größte Kryptobörse der Welt muss nun auch ihre Pläne im deutschsprachigen Raum zurückfahren. Nach Informationen von Finance Forward hat Binance den Lizenzantrag bei der österreichische Finanzaufsicht FMA zurückgezogen. Es ist ein weiterer Rückschlag für die Europa-Expansion.
Binance beendet seine Österreich-Expansion. Den Antrag für eine Registrierung bei der Finanzaufsicht FMA soll die Kryptobörse schon vor einiger Zeit zurückgezogen haben, sagen mit den Vorgängen vertraute Personen. Die Behörde habe im Hintergrund Druck ausgeübt, heißt es weiter. Auf Anfrage teilt die FMA mit, sich zu Einzelunternehmen nicht zu äußern.
Noch vor rund einem Jahr hatte Binance angekündigt, nach Österreich expandieren zu wollen. Im vergangenen Frühjahr war die Börse unter dem Namen Binance Austria GmbH gestartet. Für die Tochtergesellschaft wollte man auch eine Lizenz erhalten. Es dürfte sich um eine Registrierung als „Dienstleister in Bezug auf virtuelle Währungen“ gehandelt haben. Die Wiener Kryptobörse Bitpanda oder das Kryptounternehmen Anycoin besitzen die entsprechenden Lizenzen.
Im Visier der Aufsicht
Erst kürzlich hatte sich Binance aus den Niederlanden, wo es ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörden tätig war, zurückgezogen. Das Unternehmen habe „viele alternative Wege“ ausprobiert, um die niederländischen Registrierungsanforderungen zu erfüllen, teilte es mit. Vom Unternehmen heißt es, dass ab dem 17. Juli der Handel in den Niederlanden eingestellt wird und bestehende niederländische Nutzerinnen und Nutzer nur noch in der Lage sein werden, Vermögenswerte von der Plattform abzuziehen.
Die in Großbritannien ansässige Tochtergesellschaft von Binance, hat ihre Registrierung bei der Financial Conduct Authority (FCA) ebenfalls gekündigt, wie The Block berichtet. Demnach bestätigte die britische Aufsichtsbehörde, dass Binance keine regulierte Tätigkeit in Großbritannien ausüben darf.
Gegen Binance in Frankreich laufen bereits seit Februar 2022 Vorermittlungen. Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte diese Informationen gegenüber Le Monde und erklärte, dass die Ermittlungen „sich einerseits auf die illegale Ausübung der Funktion eines Dienstleisters für digitale Vermögenswerte und andererseits auf die erschwerte Geldwäsche durch Beteiligung an Anlage-, Verschleierungs- und Umtauschgeschäften beziehen, wobei letztere von Straftätern durchgeführt werden, die Gewinne erwirtschaftet haben“.
Vor dem Wochenende haben die Aufseher nun auch in Belgien durchgegriffen. Die Finanzaufsicht FSMA forderte die Börse auf, „sofortige Maßnahmen“ zu ergreifen, um allen belgischen Kundinnen und Kunden ihre Kryptowerte zurückzugeben oder an einen Dienst zu übertragen, der eine Erlaubnis besitzt.
Binance plant EU-Comeback mit MiCa
Die Niederlage in Österreich will Binance nicht im Detail kommentieren. „Wir sind nicht in der Lage, Details aus unseren Gesprächen mit den Regulierungsbehörden bekannt zu geben, aber wir werden weiterhin in Übereinstimmung mit unseren Verpflichtungen handeln, wo immer Binance tätig ist“, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von Finance Forward. Ein Comeback in Europa schließt es Binance nicht aus. „In Europa konzentrieren wir uns derzeit darauf, sicherzustellen, dass wir die MiCA-Anforderungen vollständig erfüllen, wenn diese Ende nächsten Jahres eingeführt werden.“ Bei MiCA handelt es sich um Regeln der Europäischen Union, die den Kryptohandel regulieren. Uneingeschränkt gilt MiCA ab dem 30. Dezember 2024.
Lizenzen besitzt das Unternehmen bereits in Schweden, Litauen, Polen, Frankreich, Spanien und Italien. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen auch Zypern als ein Land gelistet, in dem es eine Lizenz besäße. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf eine Quelle bei der Aufsichtsbehörde, dass Binance sein Geschäft in Zypern allerdings nie aufgenommen habe.
Binance glaubt an deutsche Niederlassung
Mit dem Druck der Finanzaufseher in den verschiedenen Ländern dürfte es zunehmend schwierig sein, weitere Lizenzen zu erhalten. Auch in Deutschland gibt es Zweifel, ob die Börse eine Kryptoverwahrlizenz erhält. „Binance wird in Deutschland keine Lizenz bekommen – außer die BaFin ist ‘ne Pommesbude“, zitierte die Wirtschaftswoche einen ehemaligen Manager
Über die vergangenen Monate hat Binance mehr als ein halbes Dutzend Führungskräfte in der EU und Großbritannien verloren, wie Finance Forward berichtet hatte. Der neue Deutschland-Chef Jonas Jünger gibt sich derweilen noch zuversichtlich. „Oberste Priorität hat für mich der erfolgreiche Aufbau der Binance-Niederlassung in Deutschland“, sagte er im Interview mit der Börsen-Zeitung. „Die regulatorischen Anforderungen dafür sind zu Recht hoch. Eine Zulassung wäre auch für den Finanzstandort Deutschland ein starkes Signal.“