Das Logo der Kryptowährungsbörse Binance ist auf einem Smartphone vor einem Bildschirm zu sehen (Bild: imago)

Hochrangige europäische Manager verlassen Binance

Exklusiv: Sie sollten das Geschäft von Binance nach Europa bringen – doch die Pläne stockten. Über die vergangenen Monate hat die weltgrößte Kryptobörse, gegen die aktuell die amerikanische Finanzaufsicht ermittelt, mehr als ein halbes Dutzend Führungskräfte in der EU und Großbritannien verloren. 

Noch genau vor einem Jahr war die Stimmung euphorisch: Binance-Gründer Changpeng Zhao, kurz CZ, reiste für eine Werbetour durch Europa. Traf den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, trat auf Kryptoevents auf, darunter auch die Finance-Forward-Konferenz. Er sprach über die großen Expansionspläne – auch in Deutschland.

Seine Reisepläne hat CZ, Chef der größten Kryptobörse der Welt, zwölf Monate später zusammengestrichen. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC klagt zurzeit gegen sein Unternehmen und gegen ihn selbst, er wurde persönlich vorgeladen. Der Vorwurf der US-Behörde: Binance soll Kundengelder mit eigenen Geldern vermischt haben. Die Börse widerspricht.

Doch auch außerhalb der USA steht das Unternehmen unter Druck. Zur Strategie gehörte, in den einzelnen Märkten Lizenzen zu beantragen. Das gelang offenbar langsamer als erwartet. So befinden sich gleich mehrere Expansionsmanager auf dem Absprung oder haben Binance schon wieder verlassen, dazu zählen drei aus dem deutschsprachigen Team.

Deutschlandchef geht Ende Juni von Bord

Prominentester Abgang in der deutschen Kryptoszene ist Michael Wild, der mit seinem Team das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufbauen sollte. Geschäftsführer der Binance-Gesellschaften ist er bereits nicht mehr. Wild machte Karriere bei der Wirtschaftsprüfung KPMG und kam direkt vom Broker Etoro. Nach eineinhalb Jahren verlässt er das Unternehmen zu Ende Juni nun wieder. Auch sein Mitgeschäftsführer in Österreich, Raphael Zakarias, ist weg.

Auf europäischer Ebene nehmen ebenfalls hochrangige Manager reißaus: Martin Bruncko, der unter dem Titel „Executive Vice President, Europe“ bei Binance arbeitete, ist laut dem Karrierenetzwerk Linkedin seit Mai nicht mehr im Unternehmen. Bruncko war einst hochrangiger Berater des slowakischen Finanzminister und saß in wichtigen EU-Gremien. Zu seinem Antritt bei Binance ließ sich der Manager noch mit den Worten zitieren: „Ich freue mich sehr, in der neuen Wachstumsphase von Binance dabei zu sein, da das Unternehmen beginnt, einen großen Fokus auf Compliance (…) zu legen.“ Rund eineinhalb Jahre später ist er weg.

Weitere Führungskräfte gingen in den vergangenen Wochen von Bord:
– Mike Ringer, Head of Legal (Europe & CIS), London
– Lynn McConnell, Director Compliance Europe, London (bereits seit Ende des Jahres)
– Daniel Trinder, Vice President, Government Affairs and Policy, Großbritannien
– Doron Rozenberg, Head of Marketing DACH, Frankfurt

„Binance wird in Deutschland keine Lizenz bekommen“

Binance hatte sich in den vergangenen Monaten in vielen europäischen Ländern um eigene Lizenzen bemüht. In Frankreich, Italien und Zypern gelang das – in Deutschland dagegen nicht. „Binance wird in Deutschland keine Lizenz bekommen – außer die BaFin ist ‘ne Pommesbude“, zitierte die Wirtschaftswoche einen ehemaligen Manager. Das Verfahren in den USA dürfte die Lizenzbeantragungen überall sonst auf der Welt weiter verlangsamen. In Deutschland steht nun Jonas Jünger vor der Aufgabe, er kommt von einem Kryptounternehmen in Österreich und übernimmt die Geschäfte.