Klarna bekommt Konkurrenz: Afterpay und Sezzle expandieren nach Deutschland
Exklusiv: An der australischen Börse haben die beiden Payment-Firmen in den vergangenen Monaten einen Höhenflug erlebt. Nun startet Sezzle mit einem Führungsteam aus der deutschen Fintech-Szene in Berlin – und Afterpay bereitet seinen Deutschland-Launch vor. Was planen sie?
Eine Nachricht reichte, um den Aktienkurs dreier Firmen ins Rutschen zu bringen. Vor wenigen Tagen berichtete Bloomberg, dass Apple in den sogenannten „Buy now, pay later“-Markt einsteigen wolle. Demnach könnten die Kunden ihre Einkäufe bald per Apple Pay in Raten bezahlen, „Apple Pay in 4“ ermöglicht es die Summe in vier Teile zu stückeln – ohne Zinsen. Bei längerer Rückzahlung bietet Apple in Kooperation mit Goldman Sachs auch einen Ratenkredit.
Niemand hat die wertvollste Firma der Welt gerne als Konkurrenten. Die Aktienkurse der Anbieter Afterpay, Affirm und Sezzle gerieten nach der Meldung unter Druck. Kaum ein Markt hat sich den vergangenen Monaten stärker aufgeheizt. Was in Deutschland als Rechnungs- und Ratenkauf bekannt ist, hält nun auch in vielen anderen Teilen der Welt Einzug (Finance Forward berichtete über den Trend).
Viele Stellen sind bereits ausgeschrieben
Mit einem Foto des Berliner Fernsehturms startete Sezzle vor einigen Tagen. Ein Team arbeitet bereits seit Monaten an dem Produkt. Als Director of Operations fungiert Lukas Zels, Gründer von Startup Locafox, der seine Karriere bei Rocket Internet begann. Der Managing Director für Europa heißt Karl Josef Seilern und hat zusammen mit Zels Locafox gegründet. Ihr Startup entwickelte Kassensysteme und wurde im vergangenen Jahr von dem etablierten Anbieter Anker übernommen – viel Aufmerksamkeit bekam der Exit nicht.
Nun arbeiten die beiden an ihrem nächsten Vorhaben: Das US-Unternehmen nach Europa zu bringen, eine Sezzle Germany Gmbh besteht bereits. In Berlin sind 22 Stellen ausgeschrieben. Zu den ersten Shopkunden gehören Myprotein und die Cannabis-Marke Vaay. In den kommenden Monaten soll die Liste der Händler massiv steigen.
Unterdessen sucht auch der wesentliche größere Konkurrent Afterpay nach einem „Head of Germany“. Das solle eine erfahrene Führungsperson aus dem Handel sein, heißt es in der Stellenanzeige. Eine Sprecherin bestätigt die konkreten Pläne. Das Unternehmen besitzt in Spanien eine Lizenz, die es in andere europäische Länder übertragen kann. Im März ging es los mit dem Geschäft in Spanien, Frankreich und Italien. Zu den Kunden gehört beispielsweise der Online-Händler Asos. In Europa operiert es allerdings unter der Marke Clearpay.
Afterpay ist in Deutschland ein anderes Unternehmen, es handelt sich dabei um eine Arvato-Tochter. Weitere Wettbewerber sind das Berliner Ratepay und das italienische Fintech Scalapay. Paypal ist in dem Markt ebenfalls aktiv. „Es ist Platz im Markt für mehrere Anbieter“, heißt es von einem Brancheninsider. Gleichzeitig mache sich der Druck auf die Preise bemerkbar – und die Gebühren seien zuletzt gefallen. Mit den neuen Spielern, die bald starten, dürfte dies noch einmal zunehmen. Doch für ihre Wachstumsstory führt für Sezzle und Afterpay kein Weg an dem größten europäischen Markt Deutschland vorbei.
Die Anbieter im Überblick
Afterpay hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von umgerechnet mehr als 300 Millionen Euro erzielt und wird an der Börse mit 19 Milliarden Euro bewertet. Der US-Konkurrent Sezzle konnte schnell wachsen, aber kommt insgesamt für das vergangene Jahr nur auf einen Umsatz von 50 Millionen Euro, bei einem Firmenwert von 993 Millionen Euro. Der deutsche Wettbewerber Ratepay dürfte ähnliche groß sein, ist aber nicht so stark gewachsen.
In den USA macht Affirm einen Umsatz von rund 430 Millionen Euro und kommt auf einen Firmenwert von 13 Milliarden Euro. Der Kurs der Firma von Paypal-Gründer Max Levchin hat seit dem Börsengang nachgegeben. Weit entfernt davon ist Klarna mit umgerechnet mehr als 900 Millionen Dollar Umsatz und wird von seinen Wagniskapitalgebern mit 38 Milliarden Euro bewertet.