
„Ähnelt einem Raubzug“ – Mitgründer klagt gegen Solaris-Übernahme
Vor wenigen Wochen schluckte der japanische Investor SBI die Berliner Digitalbank. Dabei mussten die Altinvestoren eine drastische Abwertung hinnehmen. Nun will sich ein Mitgründer der Bank gegen den Deal wehren.
Nach Monaten der Krisen dürfte Solaris-CEO Carsten Höltkemeyer (57) darauf gehofft haben, dass bei der Berliner Digitalbank etwas Ruhe einkehrt. In einem komplizierten Deal hatte sich der japanische Geldgeber SBI Anfang des Jahres die Mehrheit an dem Unternehmen gesichert – und Solaris damit vor einer drohenden Pleite gerettet. Doch im Hintergrund bahnt sich nun ein neuer Konflikt an.
Für die Altinvestoren nämlich war die Solaris-Rettung schmerzhaft: Der Wert pro Aktie war im Zuge des Manövers von 7000 Euro auf nur noch 10 Cent in sich zusammengefallen; der Unternehmenswert stürzte von zuvor rund 1,6 Milliarden Euro auf nur noch 25.000 Euro. Faktisch also waren die Anteile der Altinvestoren fast nichts mehr wert; ihnen wurden lediglich Optionen eingeräumt, sollte ein Verkauf des Unternehmens in den kommenden fünf Jahren gelingen. Der Unmut über diese Ausbootung ist so groß, dass nun ein Gericht über den Fall entscheiden soll.
Andreas Bittner (59), der zum Solaris-Gründerteam gehörte, hat eine Anfechtungsklage beim Landgericht Berlin eingereicht. Er will damit mehrere Beschlüsse der Hauptversammlung für die rettende Kapitalerhöhung im Frühjahr gerichtlich „für nichtig“ erklären lassen, heißt es in der Klage, die dem manager magazin vorliegt. „Das Aktienrecht verbietet unangemessene Sondervorteile für einzelne Aktionäre, die sich zum Nachteil der anderen auswirken“, sagt Bittners Anwalt Wolfgang Schirp (59). SBI und das Solaris-Management würden versuchen, die Altaktionäre mit einem „Witzpreis“ abzufinden. Ferner soll der Vorstand um CEO Höltkemeyer die Gesellschafter nicht ausreichend informiert haben, heißt es weiter.