Wunderland Capital: Drei Fintech-Köpfe starten Venture-Capital-Dachfonds
Exklusiv: Der eine startete gleich zwei der erfolgreichsten deutschen Finanz-Startups, die beiden anderen finanzierten mehrere der großen deutschen Fintech-Wetten. Nun gründen die drei zusammen den Fonds „Wunderland“, der 150 Millionen Euro in andere Venture-Capital-Firmen stecken soll.
Sie kennen die deutsche Fintech-Szene seit vielen Jahren: Dirk Rudolf hat erst das Startup Sofortüberweisung aufgebaut und an Klarna verkauft. Sein Open-Banking-Startup Fintecsystems veräußerte er später an den Konkurrenten Tink – beide Deals waren mehr als 100 Millionen Euro schwer. Zusammen mit den beiden Fintech-Investoren Lukas Bennemann und Noel Zeh startet Rudolf nun das nächste große Projekt.
Investments in 25 verschiedene Fonds
Daraus ist nun der neue Fonds „Wunderland Capital“ entstanden. Doch es ist kein normaler Geldgeber. „Wir haben uns den Markt angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass es keinen nächsten Fonds braucht, der direkt in Startups investiert“, so Rudolf, „sondern es müssen weitere Kapitalquellen für die Asset-Klasse erschlossen werden.“ Aus diesem Grund legen sie zusammen einen sogenannten Dachfonds auf, auch Fund of Funds genannt.
Dabei investiert Wunderland Capital wiederrum das Geld in 25 verschiedene Wagniskapitalfonds, jeweils mit Investments von fünf bis sechs Millionen Euro. „Der Fokus liegt auf Fonds, die in B2B-Technologie in Europa investieren“, sagt Founding Partner Lukas Bennemann. Insgesamt sollen 150 Millionen Euro zusammen kommen, 50 Millionen Euro sind im sogenannten First Closing von einem institutionellen Ankerinvestor beigesteuert worden. Es handele sich dabei um ein Finanzinstitut, das die Fondsgründer noch nicht nennen.
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„Unser Ziel ist es, die Anlageklasse auch institutionellen Geldgeber wie Pensionskassen oder Banken investierbar zu machen – für viele dieser Investoren ist dies bislang nur schwer möglich“, sagt Bennemann, „dafür haben wir nun ein regulatorisches Setup gewählt, bei dem zum Beispiel auch Sparkassen und Volksbanken breit diversifiziert in Venture Capital investieren können.“
Risiko streuen
Die Schwierigkeit bei einem Dachfonds ist es die guten Fonds zu finden – und die Möglichkeit zu bekommen, auch wirklich einzusteigen. „Zurzeit ist das Klima gut, weil sich manche Geldgeber der Fonds zurückziehen oder ihr Comittment verkleinern, weil es wenig Rückflüsse in den letzten Jahren bei den vorherigen Startup-Fonds gab“, sagt Zeh. Denn aktuell wagen sich nur wenige Startups an die Börse und auch Firmenverkäufe gibt es selten, deswegen fließt wenig Geld zurück an die Fonds. Zusätzlich hält sich Wunderland Capital auch bereit, bestehende Fondsanteile von den Geldgebern (sogenannten Limited Partners) zu kaufen.
Der Fokus soll bei aufstrebenden Fonds, aber auch etablierten Wagniskapitalgebern liegen. „Durch den Dachfonds streuen wir das Risiko und können uns so indirekt bei über 500 europäischen Tech-Startups beteiligen“, sagt Bennemann, „Ziel ist es, die Marktrendite europäischer VCs zu replizieren – aber mit einem geringeren Risiko als bei Direktinvestments oder einzelnen Fondsinvestments.“
Auch Nico Rosberg hat einen Dachfonds aufgelegt
Das Problem bei den Dachfonds ist oft die Gebührenstruktur, denn die Unternehmen müssen einmal die Gebühren für die Fonds zahlen und dann für die Dachfonds. „Am Ende ist es eine Frage der Opportunitätskosten, denn eine Versicherung oder Bank müsste eigene Expertise und Team aufbauen, um die Beteiligungen zu managen“, sagt Bennemann, da würden sie im Zweifel mehr für zahlen.
Viele Dachfonds für Wagniskapital gibt es in Europa noch nicht. Nico Rosberg ist kürzlich mit einem eigenen Fonds gestartet, aber auch der ehemalige Lakestar-Partner Mark Schmitz arbeitet mit Equation auch an einem Dachfonds. Dabei ist der Markt groß.