Carsten Maschmeyer auf dem OMR-Festival (Bild: Imago/Future Image)

Umbruch beim Fonds von Carsten Maschmeyer: Zwei Fintech-Partner verlassen Alstin

Exklusiv: Alstin, der Fonds von Milliardär Carsten Maschmeyer, verliert die Partner Noel Zeh und Lukas Bennemann. Sie standen hinter Fintech-Investments wie der Bonuskartenapp Stocard, der Versicherung Neodigital und dem Kreditkarten-Startup Pliant. Eine Nachbesetzung steht schon fest.

Während Carsten Maschmeyer in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ öffentlich Deals verhandelt und sich auf dem Karrierenetzwerk Linkedin zu politischen Themen äußert, passiert bei seinen sonstigen Startup-Investments viel im Hintergrund. Dazu zählt auch die Arbeit des Wagniskapitalfonds Alstin. Durch einzelne Partner ist es dem Wagniskapitalgeber gelungen, sich in der Szene einen guten Ruf zu erarbeiten. Zu diesem Team gehörten bislang auch die beiden Managing Partner Noel Zeh und Lukas Bennemann.

Beide haben nach Informationen von Finance Forward den Fonds nun kürzlich verlassen. Es habe unterschiedliche Vorstellungen gegeben, wo die Reise hingehen soll, heißt es aus Szene. Beide wollten sich kurzfristig nicht dazu äußern. Alstin schreibt von einem Abtreten im „gegenseitigen Einvernehmen“. Für den Selfmade-Milliardär Maschmeyer, der bei dem Verkauf des Finanzvertriebs AWD zu Geld kam, ist der Abgang ein herber Verlust.

Erst 2020 zu Alstin gekommen

Mit Noel Zeh war Alstin vor rund drei Jahren ein Coup gelungen. Er kam vom Family Office Reimann Investors, hinter dem die Familie Reimann-Dubbers steht, und besaß bereits in der Szene ein gutes Standing. So verantwortete er damals die Beteiligung an dem Open-Banking-Anbieter Fintecsystems, den das schwedische Unternehmen Tink für mehr als 100 Millionen Euro kaufte. Reimann Investors hatte damals auch Sofortüberweisung erst übernommen und später an das Payment-Unternehmen Klarna verkauft. Seit 2020 befand sich das Family Office im Umbruch. Der „Investmenthunger“ des Managements sei größer gewesen, die Familie im Hintergrund habe hingegen gebremst, berichtete Finance Forward zu der Zeit unter Berufung auf mehrere Insider aus dem Umfeld.

Bei Alstin fädelte Zeh etwa den Einstieg beim Kreditkarten-Startup Pliant ein. In der Seedfinanzierung investierte der Maschmeyer-Fonds, im Frühjahr erhielt das Unternehmen knapp 30 Millionen Euro in einer Folgefinanzierung – trotz der großen Funding-Krise. Auch die Versicherung Neodigital, eine Rückkehr für Maschmeyer zu den Versicherungen, zählte zu den Projekten von Zeh. Circula, ein Fintech für Spesenmanagement, betreute der Investor ebenfalls.

Langjähriger Weggefährte geht

Bei der zweiten Personalie handelt es sich um einen langjährigen Mitarbeiter von Maschmeyer. Lukas Bennemann war wie Zeh auch Managing Partner bei Alstin. Baute den Fonds allerdings insgesamt mehr als sieben Jahre mit auf. Zu seinen Investments zählte die Bonuskarten-App Stocard, die Klarna später für mehr als 100 Millionen Euro kaufte – teilweise in eigenen Aktien. Alstin listet Klarna ebenfalls als Portfoliofirma. Auch der Identifizierungs-Service Nect gehörte zu den Startups, die Bennemann betreute.

Die Fotos und Profile der beiden sind bereits von der Website verschwunden, die Mailadressen sind abgeschaltet – auch wenn Alstin betont, sie seien bis Ende des Jahres noch an Bord. Warme Abschiedsworte gab es nicht von Alstin für die Manager. Beide dürften in der Venture-Capital-Welt bleiben.

Für die neue Fondsgeneration verkündet Alstin nun drei Neuzugänge: Christopher Picot kommt als Head of Finance, er war zuletzt bei der Corporate-Finance-Beratung Belgravia und schaut auf Stationen unter anderem bei der Bank HSBC zurück. Andreas Schenk wird neuer Principal, der vorher bei Seventure Partners als VC tätig war. Außerdem stößt Alexander Meyer-Scharenberg zu dem Investorenteam. Er kommt von der Versicherung Munich Re und war dort Portfolio-Manager für Ausgründungen.

Streit geht weiter

Unterdessen beschäftigt Carsten Maschmeyer und Alstin weiter die Vergangenheit. Der ehemaliger Partner Jörg Goschin klagte vor dem Landgericht Hannover gegen den Milliardär, wie die Wirtschaftswoche berichtete. Es geht dabei um Erlöse aus Investments, die Goschin verlangt. Der ehemalige Geschäftspartner ist mittlerweile bei der staatlichen Bank Kfw. Maschmeyer bestreitet die Forderungen, laut einem Gründerszene-Bericht. Vor Gericht hat Maschmeyer verloren, ist aber in Berufung gegangen. Das Verfahren dauert an.