Wefox baut Führung um – Versicherungsmanager Mark Hartigan steigt ein
Exklusiv: Das Versicherungs-Startup Wefox muss beweisen, dass es künftig Gewinne einfahren kann. Der britische Versicherungsveteran Mark Hartigan soll nun die Leitung des Aufsichtsgremiums übernehmen. Er stand zuletzt wegen seiner hohen Boni in der Kritik.
In den vergangenen Jahren gelang es dem Insurtech Wefox immer wieder, erfahrene Manager aus der Versicherungsbranche ins Unternehmen zu holen. Doch langfristig blieben sie meist nicht an Bord. 2021 war etwa David Stachon, ehemals Vorstand der Generali, dazugestoßen – nach zwei Jahren ist er nun laut dem Karrierenetzwerk Linkedin wieder „Open for new Projects“.
Geplatzte Übernahme durch Bain Capital
Was hat der neue Aufpasser vor? Sein Augenmerk dürfte darauf liegen, das milliardenschwere Startup auf Profite zu trimmen. Wefox bestätigt die neue Besetzung. Bei der Personalie gehe es „um die Suche nach einem Non-Executive Chairman“, die vom Wefox-Management geleitet worden sei, teilt ein Sprecher mit. „Es wurden drei Kandidaten vorgestellt und Mark Hartigan wurde auf Empfehlung des Managements vom Board of Directors als Non-Executive Chair an die Shareholder vorgeschlagen.“ Bis Ende Oktober solle er nun ins Amt gewählt werden. Auf der Website von Wefox wird Hartigan bereits aufgeführt. Im Aufsichtsgremium sitzen die Wefox-Gründer, aber auch Vertreter der Investoren.
Hartigan stand zuletzt in der Kritik. Bei der 1843 gegründeten Liverpool Victoria (LV=) handelt es sich um einen sogenannten Versicherungsverein mit mehr als sechs Millionen Kundinnen und Kunden. In einem solchen Konstrukt gehört das Unternehmen seinen Versichterten.
Die LV= ist einer der größten Player des Landes. Hartigan verhandelte 2021 eine Übernahme mit Bain Capital, wodurch sich das Unternehmenskonstrukt verändert hätte. Aus der britischen Politik gab es harsche Kritik an dem Deal. Am Ende platzte der Kauf. Hartigan war bis Oktober 2022 Chef der LV= – und stand zuletzt deutlich in der Kritik. Trotzdem bekam er einen Bonus von 318.000 Pfund, was umgerechnet rund 366.000 Euro entspricht.
Nachdem das Unternehmen mehr als 30 Millionen Pfund an Mitgliedergeldern für den gescheiterten Deal verschwendet hätte, sei dies „wirklich die letzte Beleidigung in der Amtszeit von Herrn Hartigan“, wird Peter Hunt von der Financial Times zitiert, der sich für die sogenannten Gegenseitigkeitsvereine einsetzt. Wefox dürfte darauf hoffen, dass er bei dem deutschen Insurtech-Player ein besseres Händchen beweist.
Mitgründer soll die Zukäufe verantworten
Unterdessen hat Wefox auch sein Management umgebaut. Als neuer Chief Financial Officer ist Jonanthan Wismer ins Unternehmen gekommen, der ebenfalls auf eine Karriere in der Versicherungsbranche zurückschaut, zuletzt bei der internationalen Versicherung Resolution Life.
Er folgt auf Fabian Wesemann, Mitgründer des Unternehmens und eine der Schlüsselfiguren von Wefox. Wesemann wird künftig als Chief Investment Officer fungieren und soll die Zukäufe verantworten. Finance Forward und Capital hatten über die Strategie des Startups berichtet. So locker wie in der Vergangenheit sitzt das Geld allerdings nicht mehr, weil die Profitabilität im Fokus steht. Zumindest hat Wefox im Frühjahr noch einmal 110 Millionen Dollar eingesammelt.